1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Methusalem gibt Gas

EIL

Olympia Methusalem gibt Gas

Für Marcel Hacker beginnt am Sonnabend der Ernst seiner fünften Sommerspiele.

Von Daniel Hübner 05.08.2016, 01:01

Rio de Janeiro l Die ersten Tage in Rio de Janeiro waren heiter bis wolkig – und auch stürmisch. Marcel Hacker und Stephan Krüger (28)mussten zwischenzeitlich eine Zwangspause einlegen, weil das Training wegen starker Winde abgesagt wurde. „Die Strecke ist trotzdem gut“, sagte Hacker, der wie Kanute Ronald Rauhe, Mountainbikerin Sabine Spitz, Ingrid Klimke und Iabell Werth (beide Reiten) sowie Tischtennisspieler Timo Boll in Rio bereits seine fünften Sommerspiele bestreitet.

Hacker ist sozusagen der Methusalem unter den deutschen Ruderern, von dem man außerdem weiß, dass er naturgemäß viel Nahrung zu sich nehmen muss. Zum kulinarischen Angebot in der Mensa seines Athletenhauses in Rio erklärte Hacker: „Das Essen ist okay, es gibt normale Kost, aber auch chinesisch und indisch, scharf gewürzt bis sehr scharf gewürzt“, berichtete der 39-Jährige vom SCM lächelnd. „Das Leben ist gut.“

Olympia gehört zu Hackers Leben wie das Essen und Trinken. Trotzdem war seine „Vorfreude auf die Spiele riesig“, betonte er vor seinem Abflug nach Rio am Donnerstag vergangener Woche. Grüße schickten ihm seine sportlichen Nachfahren beim SCM hinterher, bevor sie sich selbst auf den Weg nach Ratzeburg begaben, um sich auf die U-23-WM Ende August in Rotterdam vorzubereiten. „Ich traue ihm eine Medaille zu“, sagte Steven Weidner. „Ich wünsche ihm alles Gute“, meinte Philipp Syring. „Er soll es genießen“, erklärte Max Appel. Heimcoach Roland Oesemann wusste: „Man merkt ihm an, dass es losgeht: Der ,alte Hase‘ ist aufgeregt und körperlich in einem sehr guten Zustand.“

Viermal ist Hacker bei Sommerspielen im Einer angetreten, in Sydney 2000 hatte er Bronze gewonnen, danach wurde er zweimal Siebter und einmal Sechster. Seit dem vergangenen Jahr und nach 15 Jahren insgesamt ist diese Bootsklasse für ihn Geschichte. Im Doppelzweier soll es wieder zu Edelmetall reichen. „Wir konzentrieren uns nur auf unsere Leistung“, erklärte Hacker. „Die Konkurrenz interessiert uns nicht.“

Sie haben in dieser Saison Silber bei der Europameisterschaft gewonnen, sie sind 2015 Vierte bei der Weltmeisterschaft geworden, als sie in 6:07,08 Minuten auch ihre schnellste Zeit fuhren und Bronze nur um 0,35 Sekunden verpassten. Zeit ist allerdings im welligen und windigen Gefilde der Lagune Rodrigo relativ. „Die Bedingungen sind völlig egal“, so Hacker. „Damit müssen alle klarkommen.“

Die Konkurrenz heißt vor allem Martin und Valent Sinkovic (Kroatien). Die Brüder sind die WM-Seriensieger. Vor den Spielen 2012 waren sie noch die Seriensieger in einem Doppelvierer – und mussten sich dann in London dem deutschen Gegner geschlagen geben. Bundestrainer Marcus Schwarzrock weiß: Hacker/Krüger „können eine Medaille gewinnen und, wenn möglich, die Kroaten im Finale angreifen.“

Für beide wird es der letzte Auftritt auf dieser Bühne sein, beide haben ihr Karriereende nach Rio angekündigt. Die Vorbereitung dafür in Weißensee (Österreich) und Ratzeburg „ist gut gelaufen, wir haben weiter an Frequenz und Geschwindigkeit gearbeitet“, berichtete Hacker, der mit Gattin Katina und Sohnemann Haakon in Blankenburg lebt. Beides müssen sie gleich in der Startphase optimal zelebrieren, um der Konkurrenz keine Luft zu geben. Dann klappt es auch mit Edelmetall. Es wäre der krönende Abschluss seiner Karriere.

Hier lesen Sie mehr zu Olympia 2016.