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Rodeln Für die schönen Bilder im Kopf

Rennrodler Nico Semmler hat in seinem letzten Junioren-Jahr Medaillen gesammelt. Nur mit einem Rennen war er nicht glücklich.

Von Daniel Hübner 14.03.2017, 15:32

Ilsenburg l Auch in der Saisonpause geht es für Nico Semmler bergab. Allerdings aus einer anderen Perspektive. Statt im Eiskanal dem Temporausch zu frönen, geht der Rennrodler vom BRC Ilsenburg seinem Hobby als Fotograf nach und nimmt bei Downhill-Wettbewerben in Deutschland und Österreich Radfahrer ins Objektiv, die sich mit ihren Bikes Berge hinunterstürzen. Zudem reist er zu Konzerten, um Bands bei ihren Auftritten abzulichten – mit den schönsten Lichteffekten, mit dem richtigen Kontrast.

Auf Kontraste während einer Saison können Sportler indes gerne verzichten – auch Semmler. Zwar könnte er mit seinem Doppelsitzer-Partner Johannes Pfeiffer durchaus zufrieden auf den letzten Winter zurückblicken. Sie sind deutsche Meister bei den Junioren geworden, haben den Weltcup in Altenberg gewonnen, sind in Oberhof zu Silber bei der EM gefahren. Glücklich war Semmler trotzdem nicht. Die Erinnerung an die WM in Sigulda (Lettland) produziert Bilder im Kopf, die der 20-Jährige nicht sehen wollte – Bilder von einem achten Platz.

„Ausfahrt der Kurve 14 habe ich zu wenig dagegengehalten, deshalb ist der Schlitten nach rechts gegen die Bande gefahren“, berichtete er über das Missgeschick im ersten WM-Lauf, das viel Zeit kostete. Zu viel, um den Rückstand mit der drittschnellsten Fahrt im zweiten Durchgang zu kompensieren. Semmler: „Das ist eben Sigulda.“ Dieses Schicksal ereilte schon die Weltmeister Toni Eggert/Sascha Benecken (Ilsenburg/Suhl), die dort 2016 stürzten und die Führung im Gesamtweltcup verloren.

Besser erging es bei den Junioren Hannes Orlamünder/Paul Gubitz (Zella-Mehlis), die sowohl Welt- als auch Europameister wurden. „Sie sind saustark, im Kopf und beim Material“, so Semmler. „Uns fehlt noch die richtige Mischung aus beidem.“ Dabei haben sich auch Semmler/Pfeiffer „sehr gesteigert“, betonte der Ilsenburger. „Da wollen wir weitermachen, gerade am Start müssen wir die Lücke schließen.“

In der neuen Saison wird es die Lücke bei den Senioren sein: Dort haben Semmler/Pfeiffer mit Eggert/Benecken, den Bayern Tobias Wendl/Tobias Arlt und den Winterbergern Robin Geueke/David Gamm im internen Wettstreit die härteste Konkurrenz, die sie auf der Welt finden können.

Diese drei Duos haben allerdings auch einen langen Anlauf zum Erfolg genommen, Geueke/Gamm schafften erst in ihrem fünften Weltcup-Winter den Durchbruch. „So lange soll es bei uns aber nicht dauern“, sagte Semmler. Im vergangenen November durfte das Duo bereits in der Weltcup-Qualifikation der Großen mitfahren und belegte letztlich den vierten Platz. „Genau das ist auch unser Ziel für die neue Saison“, erklärte Semmler. Deshalb wird er nicht allzu lange auf Tour gehen, sondern bald wieder mit Pfeiffer ins Training in Oberwiesenthal einsteigen. Und dann heißt es: Rodelbrille statt Kameralinse putzen. Für die schönen Bilder im Kopf.