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Rodeln Hüfner: "Pyeongchang immer im Hinterkopf"

Tajana Hüfner startet in ihre vierte Olympia-Saison. Anspannung ist bei der 34-Jährigen da, Aufregung dagegen weniger.

Von Daniel Hübner 16.11.2017, 16:49

Magdeburg l Tatjana Hüfner hat eine Schwäche für Süßigkeiten, vor allem für Schokoeis. „Das gibt Power“, erklärt sie lachend. Früher genoss sie auch die Sorte „Vom Winde verweht“, eine raffinierte Komposition aus Schokolade und Himbeeren, wie der entsprechende Hersteller den kalten Genuss für die Sinne selbst bewarb. Aber diese Komposition ist offenbar geschmolzen – oder eben vom Winde verweht, in den Läden findet sie sich jedenfalls nicht mehr.

Das verhält sich in Hüfners sportlicher Vita ganz anders: Da gab es erst Rückenprobleme, dann gab es den Achillessehnenriss, bis zum vergangenen Winter dauerte ihre Leidenszeit. Aber als alle spekulierten, Hüfner würde von ihren gesundheitlichen Problemen aus dem Rodelzirkus geweht, kehrte sie gestärkt zurück – und wurde im letzten Januar in Innsbruck (Österreich) Rekordweltmeisterin mit fünf Erfolgen. Was nun vor der Olympiasaison anders ist? „Die Anspannung ist ein bisschen größer, man ist fokussierter, aber ich bin nicht aufgeregter als sonst. Ich weiß, was mich erwartet. Und das ist immer eingetreten“, betont sie.

Die Blankenburgerin rodelt ja bereits ihren vierten Winterspielen entgegen, die sie in Pyeongchang (Südkorea/9. bis 25. Februar) bestreiten möchte. „Die Vorfeude auf die Saison ist groß“, sagt Hüfner, die mit Bronze 2006, Gold 2010 und Silber 2014 bereits einen olympischen Medaillensatz gesammelt hat. Diese Erfahrung schützt allerdings nicht vor Fehlern. In Altenberg, wo sie im Oktober Vierte der deutschen Meisterschaften wurde, den Wettbewerb allerdings vor allem zum Materialtest nutzte, „ist mir ein Fehler am Start unterlaufen“, berichtet sie, „und das darf man sich nicht erlauben, wenn man stabile Fahrten absolvieren will“. Und genau das will sie am Sonnabend in Innsbruck, zum Auftakt ihrer 14. Weltcup-Saison.

Hüfner ist sehr entgegenkommend, wenn es um ihr zartes Alter geht. Die 34-Jährige spricht Vor- und Nachteile lieber gleich selbst an. „Ich weiß, dass ich Handicaps habe. Aber ich will meine Vorzüge nutzen und Vollgas geben.“ Ein Vorteil ist ihre Gabe, zwei Läufe auf gleichhohem Niveau abzuliefern. Stabilität, die ihr das Gefühl von Stärke gibt.

Die deutsche Konkurrenz ist ihr bei den ersten Olympia-Qualifikationsrennen (siehe Infokasten) in der vergangenen Trainingswoche in Pyeongchang jedenfalls nicht gemeinschaftlich davongefahren. Hüfner belegte Rang zwei hinter Natalie Geisenberger (Miesbach). Sie hatte zwar wie der Ilsenburger Toni Eggert mit der sich täglich verändernden Eiskonsistenz aufgrund der Luftfeuchtigkeit zu kämpfen. „Das ist schon eine krasse Umstellung, wenn man die Bahn nicht aus dem Effeff kennt. Trotzdem habe ich sie mir sehr gut erarbeitet.“

Das muss eben auch eine Tatjana Hüfner, deren Erfolgsgeschichten den Rahmen dieses Artikels sprengen würden. „Alte Erfolge helfen mir nicht“, schränkt sie zudem ein. „Ich bin im Hier und Jetzt und will den Sport genießen.“ Dafür hat sie sich einen neuen Helm designen lassen: Südkorea ist darauf skizziert und darin landestypische Dinge wie eine Pagoda oder eine Scharon-Rose eingearbeitet. "So habe ich Pyeongchang immer im Hinterkopf."

Und was kommt nach der Saison? Hüfner muss über die (dauernde) Frage zu ihrem Karriereende herzlich lachen. „Das kann ich wirklich nicht sagen“, sagt sie: „Das werde ich mit ein wenig Abstand von den Winterspielen entscheiden.“ Wenn sich nämlich Schokoeis oder wieder „Vom Winde verweht“ genießen lassen.