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Rudern Hacker droht vorzeitiges Karriereende

Eine Bronchitis hat Marcel Hacker, Ruderer beim SC Magdeburg, außer Gefecht gesetzt. Folge: Kein Start bei der Olympia-Qualifikation.

Von Daniel Hübner 14.04.2016, 01:01

Magdeburg l Am Mittwochmorgen hatte der Coach das Wort. Roland Oesemann saß in seinem Trainerzimmer auf dem Gelände an der Industriestraße und informierte: „Marcel Hacker wird bei den deutschen Kleinbootmeisterschaften am Wochenende in Köln nicht starten. Er hustet wie ein Bär, das macht keinen Sinn.“ Die Chancen auf den fünften Olympia-Start des SCM-Ruderers hatten sich nach wenigen Sätzen seines 56-jährigen Coaches plötzlich auf ein Minimum reduziert. „Die Situation ist frustrierend, sie kommt zum ungünstigsten Zeitpunkt“, betonte Oesemann. Die Situation hatte sich allerdings angedeutet: seit Montag vergangener Woche, als Hacker wegen seines grippalen Infekts vom Arzt mit Antibiotika versorgt wurde und sich in die einwöchige Zwangspause verabschieden musste.

Die endgültige Absage des 38-Jährigen hatte sich dennoch herausgezögert in der Hoffnung, dass Bettruhe, Medikamente und die Fürsorge seiner Gattin Katina noch das Wunder einer Teilnahme an der Olympia-Qualifikation in Köln bewirken könnten. Auf dem Fühlinger See sucht Marcus Schwarzrock, der Cheftrainer des Deutschen Ruderverbandes (DRV), nämlich seinen vorläufigen Kader für Rio de Janeiro. „Wir hätten gern gesehen, wie sich Marcel gegen die Konkurrenten schlägt. Aber wenn er krank ist, ist er krank“, erklärte Schwarzrock: „Es ist nur schade, dass es ihn ausgerechnet in der Endphase der nationalen Selektion trifft.“

Schwarzrock war darauf vorbereitet. Er hat bereits erste Gespräche mit seinem Trainerrat darüber geführt und über Marcel Hackers Möglichkeiten diskutiert. Immerhin stellte der Magdeburger mit Stephan Krüger (Rostock) den starken Doppelzweier, der Vierter bei der Weltmeisterschaft 2015 wurde. „Vor Montag kann ich definitiv keine Ergebnisse mitteilen“, vertröstete Schwarzrock zur Causa Hacker, „nicht bevor die Messen auf dem Fühlinger See gesungen sind.“ Am Montag kommt der Trainerrat zur letzten Sitzung zusammen, in der der vorläufige DRV-Kader für Rio bestimmt wird.

In Köln werden die besten sieben Skuller für drei Olympia-Boote gesucht. Drei Plätze dürften bereits sicher vergeben sein (mit Marcel Hacker wären es vier gewesen), die anderen vier sind vakant. In Köln stellen sich Schwarzrock deshalb folgende Fragen: Welche Athleten schaffen es in den Doppelvierer, der mit den starken Lauritz Schoof (Ratzeburg) und Philipp Wende (Leipzig) bereits besetzt ist? Wer präsentiert sich stark genug, um im Zweier mit Krüger zu fahren? Und wer kann den letzten Olympia-Startplatz im Einer beim europäischen Ausscheid in Luzern (Schweiz) im Mai erkämpfen? Das direkte Ticket nach Rio hatte Lars Hartig (Friedrichstadt) bei der WM 2015 nämlich verpasst.

Marcel Hacker selbst ist enttäuscht über die Situation. „Ich wäre gerne zum zehnten Mal deutscher Meister geworden“, teilte er mit. Statt Kampf um den Titel heißt es für ihn derzeit Kampf mit der Hantel. „Ich versuche gerade, wieder locker reinzukommen“, berichtete Hacker über die leichte Krafteinheit am Mittwochvormittag in der Leichtathletikhalle am Olympiastützpunkt. Nächsten Montag muss er sich erneut beim Arzt vorstellen. Und hofft, dass „ich grünes Licht erhalte, wieder mit Volldampf trainieren zu können“.

Allerdings stellt sich die Frage, ob sich Training unter Volldampf dann noch lohnt. Sollte der 1,96-Meter-Hüne vom DRV keine Chance mehr erhalten, sich für Rio zu beweisen, dürfte dies zugleich sein vorzeitiges Karriereende bedeuten. „Alles ist möglich“, meinte Marcel Hacker. Aber nach wie vor würde er lieber nach den olympischen Sommerspielen von der großen Bühne abtreten – und zwar mit der Goldmedaille im Doppelzweier.