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Rudern SCM-Ruderer sind gefordert

Die SCM-Ruderer Philipp Syring und Max Appel starten am Wochenende bei den Kleinbootmeisterschaften in Essen. Es geht gleich um viel.

Von Maria Kurth 15.04.2018, 05:00

Magdeburg l Die Konkurrenz schläft nicht. Nicht mehr. Doch es sind nicht nur die Olympia-Teilnehmer von 2016, die nach einjähriger Pause zurückkehren und den Konkurrenzkampf verschärfen. Auch ambitionierte Newcomer machen Appel und Syring die Plätze im Nationalteam in diesem Jahr streitig. Bestes Beispiel: Oliver Zeidler aus Ingolstadt. Der 21-Jährige begann erst vor 18 Monaten mit dem Rudern, sorgte aber bei der Leistungsüberprüfung der deutschen Ruder-Elite vor knapp einer Woche in Leipzig für Aufsehen. „Da kann man keine Worte für finden“, so Appel, „wir wissen alle nicht, wie er das macht.“ Zeidler schrammte nicht nur denkbar knapp am deutschen Rekord über 2000 Meter auf dem Ergometer vorbei, sondern entschied auch das Rennen auf der Langstrecke (6 km) für sich. Die Liste der Konkurrenten um einen der begehrten sieben Skuller-Plätze in der Nationalmannschaft wird also nicht kleiner.

Umso wichtiger ist für beide SCM-Athleten der Einzug ins A-Finale bei den deutschen Kleinbootmeisterschaften in Essen (20. bis 22. April). Traditionell sind die Titelkämpfe ein wichtiger Gradmesser für die Besetzung der einzelnen Bootsklassen für die anstehenden Saison-Highlights wie die Weltmeisterschaft im September in Plowdiw (Bulgarien). Appels „Wunschboot“ wäre der Doppelzweier, zumindest wollen beide aber wie schon 2017 ihren Platz im Doppel-Vierer sicher haben. Immerhin gibt es nach dem enttäuschenden achten Rang im vergangenen Jahr in Sarasota (USA) etwas gutzumachen, „dieses Jahr hoffe ich, dass wir um eine Medaille mitfahren“, so Appel. Dafür müssen sich die SCM-Hünen aber erst einmal ihre Plätze im Nationalteam sichern. „Es wird auf jeden Fall schwerer, die Leistungsdichte in der Spitze ist deutlich größer“, sagte der 22-Jährige. In dieser Saison kehren auch die Olympiasieger Karl Schulze (Berlin) und Hans Gruhne (Potsdam) zurück. Stephan Krüger, der mit dem Magdeburger Marcel Hacker in Rio Achter im Doppelzweier wurde, ist ebenfalls wieder am Start.

Bei der Kaderüberprüfung in Leipzig erzielten Appel und Syring mit Rang acht und sechs über sechs Kilometer zufriedenstellende Ergebnisse. „Auf der Langstrecke wäre aber noch mehr möglich gewesen. Ich kam nicht auf meine Frequenz und bin etwas unrund gefahren“, so Appel, der über die 2000 Meter Distanz auf dem Ergometer in neuer persönlicher Bestzeit Fünfter wurde (5:53,7 min). Syring ruderte sogar die zweitschnellste Zeit, viel wichtiger jedoch: „Er konnte das Rennen beschwerdefrei durchfahren, ohne dass das Bein eingeschlafen ist“, sagte SCM-Coach Roland Oesemann. Nach anhaltenden Knieproblemen präsentierte sich der deutsche Meister von 2016 (Ruder-Einer) in Leipzig bereits in ansprechender Form.

Der SCM-Coach sieht zumindest einen seiner Schützlinge aktuell nur noch selten. Seit Beginn des Jahres trainiert Syring überwiegend am Bundessützpunkt in Hamburg-Ratzeburg, startet aber weiterhin für den SCM. Eine Entscheidung, die mit dem neuen Leistungssportkonzept des DRV zusammenhängt. Im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Tokio 2020 sollen alle deutschen Elite-Skuller spätestens ab Herbst 2018 in Hamburg trainieren.

Syring, der eine Ausbildung zum Bundespolizisten absolviert, und Appel sahen sich dennoch im Februar beim Auftakttrainigslager des DRV. In Aviz (Portugal) stand für die Elite im Männer-Skull-Bereich viel Großboot-Training auf dem Programm, „ab und zu waren wir auch mal allein unterwegs“, so Appel, „aber die richtige Vorbereitung im Einer begann erst in Italien“. Während Appel mit seinen SCM-Teamkollegen im März zwei Wochen in Italien an den Grundlagen arbeitete, weilte Syring mit der Hamburger Trainingsgruppe unter Anleitung von Bundestrainer Dirk Brockmann in Erba. Die Arbeit an den Grundlagen stand dabei jeweils im Vordergrund „und es war wichtig, nach den schwierigen klimatischen Bedingungen zu Hause, überhaupt erst einmal wieder im Boot zu sitzen“, so Oesemann.

Der Ruder-Nachwuchs des SCM legte in Leipzig ebenfalls eine erste Visitenkarte vor. So wiederholte Tabea Kuhnert, die im vergangenen Jahr bei der U-19-WM Silber im Doppelvierer gewann, ihren Sieg aus dem Vorjahr. Die 17-Jährige will in diesem Jahr im Einer angreifen und nimmt dabei eine neue Rolle ein: „Sie hat gemerkt, dass es etwas anderes ist, nun als Favoritin ins Rennen zu gehen“, so Oesemann. Für Jan Berend verlief die Leistungsüberprüfung in Leipzig weniger zufriedenstellend. Der 19-Jährige bereitet sich seit Beginn des Jahres auf sein Abitur vor. „Das hat man auch gemerkt“, so Oesemann.