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Rudern Vier gegen die Welt

Es wird heiß in Sarasota: Max Appel und Philipp Syring vom SCM sind zur Ruder-Weltmeisterschaft aufgebrochen. Ihr Ziel ist das Finale.

Von Daniel Hübner 20.09.2017, 13:00

Magdeburg l Sturm kam auf in Ratzeburg, mit Dauerregen und hohen Wellen, die Schaumkronen auf dem Küchensee bildeten. Max Appel und Philipp Syring hatten dem Relationsrennen über 2000 Meter im Trainingslager des Deutschen Ruderverbandes (DRV) entgegengefiebert. Diesem letzten Härtetest vor der WM. Die beiden Magdeburger im Doppelvierer mit Tim Grohmann (Dresden) und Timo Piontek (Koblenz) gegen den ungemein starken Achter. Das Quartett erhielt zwölf Sekunden Vorsprung, es sollte zeitgleich mit dem Gegner ins Ziel fahren. „Bis 1000 Meter war alles in Ordnung. Am Ende hatten wir aber sieben Sekunden Rückstand. Das ist einfach ärgerlich, wenn man aufgrund der Bedingungen nicht die Leistung abrufen kann, zu der man in der Lage ist“, berichtet Appel.

Das geschah in der vergangenen Woche. Am Montag sind sie nun aufgebrochen zur Weltmeisterschaft nach Sarasota (Florida/USA), dort, wo zuletzt Hurrikan „Irma“ wütete. Die WM kann trotzdem stattfinden, das stand rechtzeitig fest. Am kommenden Sonntag bestreiten die SCM-Athleten im Doppelvierer ihren Vorlauf ab 18.46 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Ihre Vorgabe? „Wir wollen im Ziel ankommen und das Gefühl haben, unser Bestes gegeben zu haben“, formuliert Syring zunächst vorsichtig. Und ergänzt: „Aber das allergrößte Ziel wird es sein, das Finale zu erreichen.“ Nach der bisherigen Saison wäre das eine Überraschung. Aber nach zweieinhalb Monaten gemeinsamen Trainings in Ratzeburg und Weißensee (Österreich) haben sie das Gefühl, dass „wir uns verbessert haben“, so Appel.

Viel Zeit hatte das Quartett vor diesen „anstrengenden, auch ätzenden, aber trotzdem guten Wochen“, so Appel, nämlich nicht. Oder vielmehr: eigentlich gar keine Zeit. Nach der Europameisterschaft in Racice (Tschechien) tauschte Bundestrainer Marcus Schwarzrock erst die halbe Besetzung aus, Appel und Piontek kamen als EM-Vierte im Doppelzweier dazu. Dann tauschten sie die Positionen. Aber letztlich fuhr der Vierer durch die Weltcups in Poznan (Polen/6. Platz) und Luzern (Schweiz/9.) in der Formation, mit der das Boot nun auch gegen die Welt antreten wird: mit „Vorruderer“ Grohmann auf Schlag, mit Appel und Syring im „Maschinenraum“ sowie mit „Kommandeur“ Piontek im Bug.

Nach Luzern „haben wir die lange Vorbereitung gebraucht, wir haben quasi bei null angefangen, da hat noch nichts gestimmt“, sagt Syring. „Aber ich denke, nach der langen Zeit können wir jetzt mitrudern.“

Sie sind also fit, aber sie sind nicht nervös, erklärt zumindest der 20-Jährige. „Das Einzige, was für uns neu ist: Der Wettbewerb geht diesmal über eine ganze Woche“ – mit Vorlauf, eventuellem Hoffnungslauf, mit Halbfinale, mit Finale am 30. September. Das Starterfeld ist zudem größer als bei Weltcups: 15 Nationen haben einen Doppelvierer gemeldet. „Litauen und Großbritannien sind die großen Favoriten“, sagt Appel mit Blick auf die letzten Ergebnisse. In Luzern gewannen die Litauer vor den Briten. Die Konkurrenz war bislang hart, sie wird es auch im Benderson Park in Sarasota sein. „Außer, sie haben sich in den vergangenen Monaten ausein-andergelebt in den anderen Booten“, erklärt Appel, 21 Jahre, lachend.

Aber so, wie sie schon auf das Relationsrennen in Ratzeburg, auf den letzten Härtetest bei Dauerregen, Sturm und hohen Wellen hingefiebert hatten, „wollen wir jetzt einfach auch unseren Saisonhöhepunkt haben“, betont Appel. „Irma“ wütet zum Glück nicht mehr. Dafür herrscht Hitze, 30 Grad im Schatten, und jedes Rennen startet zur Mittagsstunde Ortszeit. Vielleicht sind ja das die perfekten Bedingungen für eine perfekte Leistung.