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SC Magdeburg Roswandowicz will "harten Schnitt"

Nach der Pleite bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften herrscht beim SCM, aber auch beim Olympiastützpunkt, Katerstimmung.

Von Janette Beck 21.06.2016, 01:01

Magdeburg l Kein Olympia-Ticket und keine einzige Meisterschafts-Medaille für die SCM-Leichtathleten, das sind die Fakten nach dem Kassensturz. Die Reaktionen können deshalb nur wenig überraschen: Sowohl Olympiastützpunktleiter Helmut Kurrat als auch SCM-Präsident Dirk Roswandowicz bewerteten die Ergebnisse von Kassel, wo es auch um die Olympia-Tickets ging, unisono als „maßlos enttäuschend“.

Obwohl die Saison holprig verlaufen war, hatte Kurrat „damit gerechnet, dass wenigstens drei Leichtathleten vom SCM das Rio-Ticket lösen. Aber dass nur noch Martin Wierig mit Minimalchancen übrig bleibt, ist erschreckend“. Vor allem die Langsprinter, die meilenweit von ihrer Bestform entfernt waren, sind dem OSP-Chef ein Rätsel: „Ein so gravierender Einbruch ist unerklärlich – zumal die Ergebnisse der Hallensaison und der nachfolgenden Vorbereitung eine positive Tendenz aufgezeigt hatten“, so Kurrat, der eine „zeitnahe und kritische Analyse“ ankündigte.

Aus Sicht von Vereinschef Roswandowicz hatte sich das Worst-Case-Szenario, dass im schlechtesten Fall gar kein Magdeburger Leichtathlet in Rio am Start ist, „wenn man ehrlich ist, ja schon angedeutet“. Dennoch müsse differenziert werden: „Was da im Laufbereich passiert ist, lässt sich tatsächlich nur mit trainingsmethodischen Fehlern erklären. Beim Diskus war die Konkurrenz extrem stark, das war ein Scheitern auf hohem Niveau. Aber auch bei Martin Wierig ist in den letzten vier Jahren keine echte Weiterentwicklung zu sehen.“ Für das Debakel werde der Verein die Verantwortung übernehmen, so Roswandowicz, der einen „harten Schnitt“ ankündigte: „Wir werden Veränderungen herbeiführen und künftig unseren eigenen Weg gehen - ob nun mit oder ohne den OSP und Landessportbund an unserer Seite.“

Martin Wierig schöpft nach dem Dämpfer von Kassel wieder Hoffnung. Dem Meisterschafts-Vierten (64,51 Meter) wird vom frischgebackenen deutschen Meister Robert Harting ein Strohhalm gereicht. Durch seinen Sieg (68,01) ist Harting wie alle Meister mit Olympianorm für Rio gesetzt und muss nicht bei der EM in Amsterdam (6. bis 10. Juli) antreten. „Ich würde gern auf die EM verzichten, wenn ich darf, vom Verband aus. Aber das darf ich schon“, meinte Harting, der nach überstandenem Kreuzbandriss noch Trainingsrückstand aufzuholen hat.

Wenn der DLV dem Wunsch seines langjährigen Medaillen-Garanten entgegenkommt, könnte Wierig, der die Olympianorm (65,00 m) früh abgehakt hat und mit 67,60 Metern Zweiter der deutschen Bestenliste ist, nachrücken und am Mittwoch für die EM nominiert werden. Dort ginge der Kampf um die restlichen zwei Rio-Tickets zwischen Wierig, Christoph Harting und Daniel Jasinski in die Verlängerung. Wierig: „Ich würde alles für diese allerletzte Chance geben, wirklich alles!“