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Schwimmen Hentke sucht ihr Selbstvertrauen

Trotz ihres zehnten deutschen Meistertitels in Serie sucht Franziska Hentke vom SC Magdeburg kurz vor der EM nach ihrem Selbstvertrauen.

Von Daniel Hübner 29.07.2018, 01:01

Magdeburg l Franziska Hentke hat versucht, viel Abstand vom Schwimmen zu gewinnen. Am vergangenen Sonntag, während bei den deutschen Meisterschaften in Berlin die letzten Finals durch das Becken gingen, war sie in Magdeburg ein wenig spazieren und hatte vor allem ihre Wohnung aufgeräumt. „Ich musste mir einfach mal Luft machen“, sagt die 29-Jährige vom SCM.

Dabei hatte sich Hentke bei den nationalen Titelkämpfen eigentlich einen Traum erfüllt. Zum zehnten Mal in Folge gewann sie Gold über 200 Meter Schmetterling. „Es war schon vor drei, vier Jahren absehbar, dass ich das schaffen könnte“, meint Hentke. „Jetzt habe ich mein Ziel erreicht, und das ist schön.“ Die Medaille wird im Herzen einen besonderen Stellenwert haben, in ihrer Wohnung ist sie eine von vielen. Wie die Goldmedaille, die sie bei der Europameisterschaft 2016 in London gewonnen hat. Oder die Silbermedaille bei der Weltmeisterschaft 2017 in Budapest.

Am 5. August 2018 startet sie nun bei der EM in Glasgow zu ihrem Vorlauf über ihre Paradedistanz. Es wird ihr einziger Wettbewerb, den sie in Schottland bestreitet. Hentke ist natürlich eine Favoritin, zumal Weltmeisterin Mireia Belmonte aus Spanien krankheitsbedingt nicht am Start sein wird. Und „weil ich auch in den letzten Jahren immer geliefert habe“, weiß Hentke. Aber diese Rolle belastet sie auch irgendwie.

Das Problem dabei: Sie hat in diesem Jahr noch kein Ergebnis erzielt, dass sie in ihrem wahren Leistungsniveau bestätigt hat. In Berlin schwamm sie zuletzt die 200 Meter in 2:09,09 Minuten zum Titel. Über 400 Meter Lagen wurde sie in 4:49,67 Minuten Dritte. „Ich wäre beide Strecken gerne schneller geschwommen“, sagt Hentke. Ihre Bestzeiten auf beiden Distanzen liegen bei 2:05,26 und 4:38,56 Minuten.

Hentke war erst eine Woche vor den Meisterschaften aus dem Höhentrainingslager in der Sierra Nevada zurückgekehrt. Der Abstand war für sie eigentlich zu kurz, um Bestleistungen zu bringen. „Ich will es aber nicht immer darauf schieben, vielleicht liegt es auch an mir selbst“, sinniert Hentke. Muss man sich also Sorgen machen um die Top-Schwimmerin des SCM? „Jein“, meint ihr Trainer Bernd Berkhahn. Er verweist auf den kurzen Zeitraum zum Höhentrainingslager: „Dafür waren ihre Zeiten nicht schlecht. Sie hat in der Sierra Nevada sehr gut trainiert.“ Berkhahn glaubt, „Franziska macht sich selbst zu viel Druck. Wir müssen sehen, dass sie bis zur EM ihr Selbstbewusstsein wiederfindet.“

Manchmal reicht ein bisschen Einbildung, um das Vertrauen in die eigene Leistung zu stärken. Wie 2017, als Hentke in der Budapester Duma-Arena in dem ohrenbetäubenden Lärm und den Schlachtrufen der Ungarn ein „Hier regiert der SCM“ für sich erhörte und dann zu ihrer ersten WM-Medaille auf langer Bahn schwamm.

Sie hat noch nicht gegoogelt, mit welchen Rufen die Briten ihre Athleten zur Medaillenjagd antreiben. Der einfachste wird ganz sicher lauten: „Go, Franzi, go!“