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Schwimmen Premiere für Steinmann

In Hamburg werden die deutschen Meister im Freiwasser ermittelt. Der SCM ist mit neun Athleten dabei und rechnet sich etwas aus.

Von Daniel Hübner 30.06.2016, 01:01

Magdeburg l Ihr Blinddarm war zuletzt gereizt, drei Tage konnte Lotta Steinmann deshalb nichts essen. Das war keine optimale Vorbereitung auf die deutschen Freiwasser-Meisterschaften. „Die Ausdauer ist etwas weg, aber ich habe noch drei Tage bis zum Start, um das aufzuholen“, sagte die 17-Jährige vom SC Magdeburg noch am Montag. Vor allem aber reizt und schmerzt nichts mehr, weshalb sie am heutigen Donnerstag über 7,5 Kilometer in die Fluten springen darf. In Hamburg geht es für sie nicht nur um einen Titel, sondern zugleich um die Qualifikation für die Junioren-Weltmeisterschaft in Hoorn (Niederlande/16. bis 18. Juli).

Insgesamt neun Athleten hat der SCM für die bis Sonntag andauernde Meisterschaft gemeldet. Die Elite kämpft um den Start bei der Europameisterschaft – ebenfalls in Hoorn (10. bis 14. Juli). Für diese sind Finnia Wunram und Rob Muffels als Medaillengewinner der WM 2015 in Kazan (Russland) über fünf Kilometer gesetzt, für diese wollen sie noch das Ticket über die olympischen zehn Kilometer lösen. Letzterer Wettbewerb beginnt heute um 9.30 Uhr. „Ich war zuletzt erkältet und musste einige Einheiten aussetzen“, berichtete Wunram (20). „Mir geht es gut, ich bin ähnlich schnell wie bei der WM“, sagte Muffels (21): „Die Qualifikation sollte machbar sein.“

Darauf hofft auch Trainer Bernd Berkhahn, der vom Höhentrainingslager in Spanien mit den Olympia-Teilnehmern Franziska Hentke und Florian Wellbrock zu den Meisterschaften angereist ist. Und er hofft zudem, „vielleicht einen weiteren Kader“ zur EM schicken zu können: „Aber das wird schwer, die Konkurrenz ist gut.“ Weil wie Wunram und Muffels auch die Rio-Starter Isabelle Härle (Essen) und Christian Reichert (Wiesbaden) gesetzt sind, können sich nur der Erste und Zweite über fünf und zehn Kilometer für Hoorn empfehlen.

Lotta Steinmann (Jahrgang 1999/2000) muss sogar gewinnen, für die JWM nominiert ist bereits Lea Boy (Elmshorn). „Ich schwimme zum ersten Mal die 7,5 Kilometer“, sagte sie und ergänzte lachend: „Die Panik wird am Start kommen.“ Panik ist bei ihr kaum vorstellbar. Sie hängt weder am Olympia-Traum, noch hat die Elftklässlerin am Sportgymnasium ihr Leben langfristig geplant. „Mir geht es um den Spaß, und dann gucke ich, was dabei herauskommt.“

Im Sommer 2014 ist sie aus dem 350-Seelen-Dorf Belau (Schleswig-Holstein) an die Elbe gezogen, weil sich in ihrer Heimat Training mit Schule nicht vereinbaren ließ. Der Kontakt zum Schleswiger Berkhahn war schnell hergestellt: Im hohen Norden kennt man sich eben.

Magdeburg ist „ganz schön“, sagte Steinmann, die Großstädte im Allgmeinen nicht sonderlich mag. Als Mädchen vom Land genießt sie die Ruhe oder liest – oder schwimmt. Unweit von Belau, in Mölln, wohnen ihre Großeltern direkt am See. „Ich war sieben Jahre, als ich dort an einen Wettbewerb über 500 Meter teilnahm und mit Brustschwimmen Letzte geworden bin.“ Das war der Anfang. Inzwischen hat sie schon an einer JEM teilgenommen, 2015 wurde sie in Tenero (Schweiz) 17. über die fünf Kilometer.

Heute aber geht es um ihre erste JWM. Und Trainer Berkhahn erklärte trotz ihrer jüngsten gesundheitlichen Probleme: „Sie hat gute Chancen.“