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Schwimmen SCM-Starterin Finnia Wunram geht es ruhig an

Freiwasserschwimmerin Finnia Wunram vom SCM will bei der EM (12. bis 20. August in Glasgow) eine Medaille über die zehn Kilometer gewinnen.

Von Daniel Hübner 08.07.2018, 06:00

Magdeburg l Natürlich war sie nicht zufrieden. 15. Platz. Im Weltcup. Auf den Seychellen. Das entspricht nicht den Erwartungen von Finnia Wunram. Die 22-Jährige vom SC Magdeburg peilt in jedem Wettbewerb die Top Ten an. Aber am 20. Mai dieses Jahres „bin ich eingebrochen“, sagt sie. Und dafür gibt es zwei Erklärungen.

Eine gibt ihr Trainer Bernd Berkhahn: „Sie hat sich im Vorfeld des Rennens schlecht ernährt, hatte viel Gewicht verloren und war deshalb mit 51 Kilogramm zu leicht zu diesem Zeitpunkt.“ Die andere Erklärung gibt Wunram selbst. Sie hat mit einer neuen Taktik experimentiert. Statt wie gewohnt in der Spitze schwamm sie im ersten Drittel der olympischen zehn Kilometer im Feld mit. „Um Kräfte zu sparen“, berichtet sie. Und stellt fest: „Ich habe keine Ruhe, wenn ich nicht weiß, was in der Spitze passiert.“ Mit diesem Gedanken legte sie all ihre Kraft in Zwischenspurts.

Inzwischen erscheint ihr der 15. Platz etwas erträglicher – gerade aufgrund des taktischen Experiments. Sie hat sich in die Hände der Magdeburger Sportpsychologin Christine Stucke begeben. „Das tut mir gut“, sagt Wunram. Und sie haben das Ergebnis ausgewertet. „Ich habe aus dem Rennen sehr viel gelernt“, erklärt sie. Die Erfahrung hat sie gleich mitgenommen zu den Weltcups nach Setubal (Portugal/Platz vier) im Neopren und nach Balatonfüred (Ungarn/7.). Bereits im März hatte sich Wunram mit Rang drei in Doha für die Europameisterschaften in Glasgow (Schottland/3. bis 12. August) qualifiziert.

Mit Stucke arbeitet Wunram aber nicht nur an der Rennstrategie, sie kämpfen auch gegen die Nervosität der Athletin an, die sich mal mehr, mal weniger äußert. „Wenn man zu nervös ist, dann reagiert der Körper auf Angst“, sagt Wunram. Die Psyche spielt auch bei Freiwasser-Schwimmern eine entscheidende Rolle: „Gerade bei zehn Kilometern hat man viel Zeit für negative Gedanken, das muss man lernen zu regulieren“, erklärt Wunram.

Ihren Status im Deutschen Schwimmverband (DSV) würde sie gerne bei der EM regeln. Finnia Wunram gehört zum Olympiakader, ihre Höhentrainingslager und Wettkampfteilnahmen sind bislang finanziell abgesichert. Doch in diesem Kader bleibt sie nur, wenn sie in Glasgow auf das Podest krault. Im 16 Grad kalten Loch Lomond. Im Neoprenanzug.

„Zu kaltes oder zu heißes Wasser ist nicht gerade meine Lieblingssituation“, sagt Wunram lächelnd. Aber die Erfahrung aus Setubal (17,5 Grad) hat sie gelehrt, dass sie im Neopren nicht friert. „Ich war positiv überrascht, dass ich damit gut zurechtgekommen bin.“ Sie hatte zwar Schulterprobleme und Scheuerstellen am Hals: „Das habe ich aber im Wettkampf nicht gemerkt.“ Berkhahn resümiert ihren vierten Platz Anfang Juni im Atlantik: „Sie hat mit Übersicht und Umsicht viel gearbeitet und hat sich super aus ihrem kleinen Loch rausgeholt.“

Alles aus sich rausholen will Wunram auch bei der EM: „Mein Ziel ist es, eine Medaille zu holen“, betont die zierliche Athletin. Und nach den europäischen Titelkämpfen geht der Blick schon auf das nächste Jahr, wenn sich Wunram mit einem Platz in der Top Ten bei der Weltmeisterschaft in Gwangju (Südkorea) für die Olympischen Spiele 2020 qualifizieren will.

Coach Berkhahn blickt der WM optimistisch entgegen: „Wer sich so stabil im Weltcup bewegt, um den muss man sich keine Sorgen machen.“ Wunram indes vermutet, „dass ich bei der WM sehr nervös sein werde“, sagt sie. „Bis dahin müssen wir uns noch etwas einfallen lassen.“ Einen Tipp kann man ihr zumindest mitgeben: Nur die Ruhe!