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Schwimmen Vom Wellenritt zur Abschlussprüfung

In den Niederlanden kämpfen die Freiwasser-Schwimmer vom SC Magdeburg um EM-Medaillen. Mit guten Aussichten.

Von Daniel Hübner 08.07.2016, 01:01

Magdeburg l Für Trainer Bernd Berkhahn würde sich sicherlich ein kleiner Traum erfüllen, wenn er eines Tages bei einem großen Freiwasser-Event drei Magdeburger ins Teamrennen schicken könnte. Zumindest die theoretische Grundlage dafür haben seine SCM-Schützlinge für die am Sonntag beginnende Europameisterschaft in Hoorn (Niederlande) geschaffen, weil Finnia Wunram, Rob Muffels und Marcus Herwig das vermeintliche Ensemble für den Wettbewerb über fünf Kilometer am kommenden Mittwoch bilden könnten. Nur die Praxis hat da einen anderen Plan: An jenem Tag nämlich muss Herwig vor einer Kommission in Magdeburg seine mündliche Prüfung zum Kaufmann für Bürokommunikation ablegen.

Noch am Dienstag tritt der 20-Jährige im Zeitrennen über fünf Kilometer in Hoorn an. Bei seiner EM-Premiere will er unter die ersten acht, um sich den B-Kader-Status im Deutschen Schwimmverbandes zu sichern. „Die Nachnominierung hat mir einen zusätzlichen Schub gegeben“, sagt Herwig zu seiner Motivation. Als Dritter der deutschen Meisterschaften in Hamburg war er ins Team geholt worden, nachdem Meister Andreas Waschburger und der Zweite Felix Bartels (beide Saarbrücken) ihren Startverzicht bei der EM erklärt hatten.

Um ihren Kader-Status müssen sich die künftige Bundeswehrsoldatin Wunram als deutsche Meisterin und der künftige Student Muffels als Vizemeister über zehn Kilometer indes keine Gedanken mehr machen, wenn sie in die kühlen Fluten (18 Grad) vor Hoorn springen und den Ritt übers Markermeer absolvieren. „Mir macht es Spaß, mit den Wellen zu schwimmen“, sagt Herwig. „Damit bin ich immer gut klargekommen“, meint auch Wunram. Sie und Muffels würden „sehr gerne im Team schwimmen“, sagen beide. Wie schon 2012 in Kanada, als sie gemeinsam den Titel bei der Junioren-WM gewonnen hatten.

Muffels weiß auch deshalb: „Die Wahrscheinlichkeit einer Team-Medaille ist groß.“ Mit der wäre der 21-Jährige schon zufrieden. Aber mehr als das wäre er, wenn noch Edelmetall im Einzel rauskommen würde. Wunram und Muffels steigen am Sonntag über die olympischen zehn Kilometer in die EM ein. Dafür haben sie sich 16 Tage im Juni in der Höhe der Sierra Nevada (Spanien) präpariert.

Auf diesem Wettbewerb liegt auch der Fokus beider Athleten, „weil mir der Massenstart mehr liegt als das Zeitrennen über fünf Kilometer“, sagt die 20-Jährige, die wie Muffels über beide Distanzen antritt. „Ich will vorne mithalten“, lautet ihr Ziel. Für Muffels ist es „wichtig, dass ich mich international etabliere“. Die Konkurrenz ist jung, groß und stark, gerade mit Blick auf die nächsten Jahre – bis hin zu Olympia 2020. Muffels ist sich jedenfalls sicher: „Ich bin auf Kasan-Niveau, wenn nicht sogar schneller.“ Bei der WM 2015 in Russland hatte er Silber über fünf Kilometer gewonnen – und Gold mit dem Team.