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Skeleton Bitte lächeln, Herr Grotheer!

Eine WM-Medaille ist keine Utopie, wenn er konstant gut am Start arbeitet, sagt Skeleton-Pilot Christopher Grotheer aus Wernigerode.

Von Daniel Hübner 22.02.2017, 00:01

Königssee/Magdeburg l Man kann sich leicht vorstellen, wie Christopher Grotheer am Freitagmorgen vor seinem ersten WM-Lauf mit naturgemäß traurigem Blick vor dem Spiegel steht – und mit sich über die Starttechnik redet: „Gesäß tiefer beim Sprint, nicht zu weit vom Schlitten entfernt laufen, Kopf nach vorne statt zur Seite, den Sprung auf den Schlitten zum kraftvollen Vortrieb nutzen.“ Wenn der Skeleton-Fahrer all diese Vorgaben umsetzt, dann kann es auch etwas werden mit seinem Ziel bei der Weltmeisterschaft in Königssee: „Ich habe ja bereits vor der Saison gesagt, dass ich diesmal eine Medaille möchte.“ Seine bisher beste WM-Platzierung ist der fünfte Rang von Winterberg 2015.

Eine Medaille ist jedenfalls keine Utopie. Vielmehr ist er Edelmetall näher, als es seine Schwäche am Start zuweilen vermuten lässt. Der Wernige-röder hat bewegende Wochen hinter sich, stressige außerdem. Fünf Weltcups galt es zu absolvieren im jungen Jahr 2017, Grotheer absolvierte sie auf Platz eins in Altenberg, Platz vier in Winterberg, Platz acht in St. Moritz, Platz fünf in Königssee und Platz sechs in Innsbruck. Und fuhr danach erst zum Training zurück nach Königssee, um ein besseres Gefühl für die Startrampe des 1244 Meter langen WM-Eiskanals zu gewinnen, und dann nach Hause in die Wahlheimat Oberhof, um „mentale Kraft zu tanken“, berichtet er.

Grotheer ist noch auf der Suche nach seinem Startautomatismus. Die Schwäche auf den ersten Metern ist „sehr komplex“, sagt er. Und deshalb schwer zu steuern. Das gelang ihm in den vergangenen Wochen jeweils im zweiten der beiden Wertungsläufe meistens sehr gut, aber der erste Durchgang ist dem 24-Jährigen immer zum Verhängnis geworden. Zuletzt in Innsbruck, sagt Grotheer sogar, „war es technisch richtig schlecht“. Deshalb hat er auch ein weiteres Podium nach seinem Erfolg am ersten Januar-Sonnabend in Altenberg, als ihm selbst Weltmeister Martins Dukurs (Lettland) hinterherfuhr, verpasst.

Bei der WM müssen nun sogar vier Rennen (zwei am Freitag, zwei am Sonntag) gefahren werden, ehe die Medaillengewinner feststehen. „Wenn ich am Start zu weit weg bin, wird es nicht mehr als ein sechster Platz“, weiß Grotheer. Trotzdem überwiegen im Vorfeld seine positiven Eindrücke: Die Bahn liegt ihm, weil „sie sehr rhythmisch ist und man den Schlitten schön laufen lassen kann“. Und nicht zuletzt „hat mir der Sieg in Altenberg gezeigt, dass ich vorne reinfahren kann“, erklärt Grotheer.

Davon ist auch sein Bundestrainer überzeugt. „Alle haben es drauf“, sagt Jens Müller. Neben Grotheer kämpfen Axel Jungk (Oberbärenburg) und Alexander Gassner (Winterberg) um Edelmetall. Ob sich sein Wunsch letztlich auch erfüllt, wird Grotheer spätestens am Sonntagabend erfahren: Wenn er mit einem Dauerlächeln vor dem Spiegel steht.