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Skeleton Grotheer entdeckt die Gelassenheit

Neuer Schlitten, neue Gelassenheit: Skeleton-Pilot Christopher Grotheer aus Wernigerode hat die erste Hürde Richtung Winterspiele genommen.

Von Daniel Hübner 22.10.2017, 01:01

Magdeburg l Das Hobby muss jetzt ruhen, wenngleich Christopher Grotheer noch einige Runden drehen könnte auf seiner Kawasaki Z 800. Die Anmeldung für das Motorrad mit 117 Pferdestärken und einer Höchstgeschwindigkeit von 240 Kilometern pro Stunde läuft erst Ende dieses Monats aus. Aber für eine Runde auf dem Asphalt ist keine Zeit, der Winter steht vor der Tür. Und schnell geht es für den Skeleton-Piloten aus Wernigerode auch auf dem Eis weiter, je nach Bahn bis zu 140 Kilometern pro Stunde schnell. Seit diesem Donnerstag testet er bei der Internationalen Trainingswoche die Olympiabahn in Pyeongchang (Südkorea), am 9. November startet er in Lake Placid (USA) zum ersten von acht Weltcups. Und das mit einem neuen Schlitten.

Grotheer hat zunächst die Weltcup-Qualifikation des Bob- und Schlittenverbandes (BSD) souverän gemeistert. Er ist in Winterberg zum Sieg gefahren und in Königssee auf Platz zwei. Er ist damit auf dem besten Weg zu seinen ersten Winterspielen. „Die erste Hürde ist genommen“, bestätigt der 25-Jährige. Trotzdem muss er für die Nominierung in den nächsten internationalen Rennen zweimal Platz eins bis drei oder dreimal Platz eins bis acht anbieten. Dann kann Pyeongchang (9. bis 25. Februar) endgültig kommen.

Grotheer weiß auch, was ihm noch fehlt: Das war schon immer die eine oder andere Hundertstelsekunde am Start, das war aber noch nie die fahrerische Qualität. In Pyeongchang sucht er in diesen Tagen „nach ein paar Kniffen, um noch stabiler und schneller zu werden“, berichtet Grotheer. Und er sucht beides mit seinem neuen Schlitten, der für diese Saison nach seinen Wünschen vom Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten in Berlin (FES) entwickelt wurde. Sein Eindruck: „Das haben sie super gemacht.“

Zur Erinnerung: Im Januar 2017 war Grotheer in Altenberg zu seinem ersten Weltcup-Sieg in fünf Jahren auf der Tour gefahren. In den Rennen danach und bis zur Weltmeisterschaft in Königssee verpasste er immer das Podest. Da kam der Kopfmensch Grotheer ins Grübeln. Also schmiss er vor den Titelkämpfen alles um, testete einen neuen Schlitten, fuhr mit diesem zur WM – und belegte letztlich Rang sechs. In dieser Saison will er nicht mehr testen und umschmeißen. „Ich fahre gleich den Neuen“, hat er für sich entschieden. „Und mit dem fühle ich mich sehr wohl.“ Er ist gut zu lenken und trotzdem stabil in der Lage. Was jetzt noch kommt, ist die Suche nach der optimalen Kufe. Auch dieses Problem wird er lösen.

Christopher Grotheer ist inzwischen weit davon entfernt, alles in Frage zu stellen. Er sagt lächend: „Ich bin noch nie so gelassen rangegangen an eine Saison. Aber das kommt wohl mit dem Alter. Ich weiß, was ich kann. Ich brauche mich nicht verstecken.“