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Sportpolitik Von Zittern bis Durchatmen

Von Gewichtheben bis Kegeln, vom Regionalliga-Fußball bis Galopp - die Corona-Krise hinterlässt Spuren bei den Sportvereinen im Land.

Von Dennis Uhlemann 09.05.2020, 01:01

Magdeburg l Lockerungen und ersten Zugeständnissen zum Trotz: Die Corona-Krise und ihre Folgen bestimmen weiterhin das Leben der Menschen und damit auch die Sportvereine im Land. Dabei bangen einige mehr, andere sind vorerst abgesichert. Die Volksstimme gibt einen Überblick:

Tief durchgeatmet wurde zuletzt an der Galopprennbahn in Magdeburg. Der hiesige Renn-Verein, der vor gut drei Wochen angesichts der Situation bei Sponsoren wie Hotels oder Restaurants noch düstere Szenarien für die Zukunft strickte, kann Entwarnung geben. „Wir kommen über die Runden“, sagt Präsident Heinz Baltus. „Wir haben einen Zuschuss im Rahmen der Soforthilfe der Investitionsbank erhalten.“

Gemeinsam mit Zuschüssen aus dem Hilfsfonds von Lotto Sachsen-Anhalt stehen dem Renn-Verein somit gut 10 000 Euro zur Verfügung, weshalb Baltus ergänzt: „Uns geht es besser als anderen Vereinen. Ich will nicht klagen.“ Der Präsident sagt zwar: „Es ist schade, dass wir aktuell nicht veranstalten können.“ Die laufenden Kosten bis zum Start mit Zuschauern am Herrenkrug – nach jetzigem Stand am 12. September – sollten damit aber gedeckt sein.

Wie die Volksstimme berichtete, verschließt sich der Renn-Verein aber auch vor Geisterrennen nicht mehr. Der 27. Juni und der 29. August sind Termine für mögliche Veranstaltungen ohne Zuschauer. Für die Finanzierung dieser verweist Baltus auf Live-Streams. Auch mit den Sponsoren wolle er dann noch einmal Rücksprache halten.

Ebenfalls positiv ist die Stimmung bei den Gewichthebern aus Samswegen. Und das nicht nur, weil sich die Bördestemmer aufgrund der Beendigung der Bundesliga ein Jahr länger amtierender Meister nennen dürfen. Auch vom Samsweger Gewichtheber-Förderverein um Präsident Maik Spereiter gab es klare Ansagen: „Wir sind finanziell gut und sicher aufgestellt und blicken der neuen Saison optimistisch entgegen.“ Die laufenden Kosten seien gering und die „überwiegende Mehrzahl der Sponsoren wird uns auch nach der Krise treu bleiben“.

Mehr Sorgen gibt es in diesen Tagen bei den Keglern aus Zerbst. Momentan ruht zwar alles, „wir haben aber einen Haufen Ausgaben getätigt“, berichtet SKV-Präsident Lothar Müller. Und das betrifft vor allem das ausgefallene Final Four in der Champions League im serbischen Apatin. „Das sind allein ungefähr 4000 Euro Flugkosten. Wir warten sehnsüchtig auf eine Rückerstattung. Das ist momentan unsere größte Sorge“, gibt der Präsident an.

Dennoch betont Müller: „Es ist nicht so, dass wir Angst um den Verein haben.“ Immerhin verdienen die Spieler trotz 15 Meisterschaften in Folge und zahlreichen internationalen Titeln kein Geld. „Nur die Reisekosten werden ihnen erstattet.“ Doch was heißt „nur“? Für eine Saison im Weltpokal, den die Rot-Weißen im Vorjahr nach Anhalt-Bitterfeld holten, gibt der Verein 20 000 Euro aus. „Und es gibt keine Prämie für den Titel, nur den Pokal.“ So schön es klingt, Weltpokalsieger zu sein, erträglich ist das überhaupt nicht. Weshalb Müller betont: „Ohne Sponsoring ist nichts möglich.“

Die Sorgen richten sich deshalb eher auf die noch potenten Geldgeber. „Wir hoffen, dass unsere Sponsoren die Krise überstehen“, so Müller, der auch nach der Krise nicht gleich wieder mit Forderungen auf sie zugehen möchte. „Sie müssen erstmal selbst durch dieses Schlamassel kommen.“ Dennoch ist er „guter Hoffnung, dass das System auch nach Corona weiter funktioniert“.

Auch im Harz wird gezittert. Die finanzielle Lage beim VfB Germania Halberstadt beschreibt Präsident Erik Hartmann als „zumindest eng“, die Kurzarbeit habe aber schon geholfen. Die Sorgen bei den Fußballern fußen in erster Linie auf der unklaren Situation. „Wir schwimmen im trüben Wasser“, beschreibt es Hartmann. Denn für die Regionalliga Nordost gibt es ähnlich wie bei der 3. Liga noch keine Entscheidung über Fortführung oder Abbruch.

„Wir sind ganz klar für den Abbruch“, betont Hartmann. „Eine Saisonverlängerung wäre mit erheblichen Mehrkosten verbunden.“ Allein durch die verbleibenden Heimspiele ohne Zuschauer würden gut 40 000 Euro fehlen. „Mit den laufenden Kosten wird das dann schon problematisch.“ Zudem sei die Saison – auch mit den Lohnkosten – bis 30. Juni geplant. „Das kann ich nicht einfach verlängern“, betont Hartmann.

Der Präsident möchte in der Pandemie auch kein Bittsteller bei den Sponsoren sein. „Die kämpfen ums eigene Überleben. Da können sie nicht auch noch das Portemonnaie für uns aufmachen.“ Hartmann hofft, dass sich „unsere Partner nach der Krise so schnell wie möglich erholen“. Für den Moment wird die Liquidität auch über Fan-Aktionen aufrechterhalten. So werden virtuelle Tickets für 19,49 Euro für ein fiktives Geisterspiel verkauft. Und die Einnahmen kommen dem Regionalliga-Team zugute. Hartmann lobt die Aktion und hält fest: „Momentan sieht es so aus, dass wir das alles hinbekommen bis zum 30. Juni. Doch es wird von Tag zu Tag enger.“