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Spektakuläre Abschiedsshow / Deutschland erreicht mit Rang fünf im Medaillenspiegel sportliches Ziel Rogge: "Das waren wahrlich außergewöhnliche Spiele"

25.08.2008, 05:05

Bye, Bye, Beijing - London Calling: Peking hat sich mit einem bunten Spektakel zwischen chinesischer Folklore und britischer Popkultur von den Sommerspielen der XXIX. Olympiade verabschiedet. Nach dem nochmaligen Medaillenregen am Samstag hat Deutschland mit insgesamt 16 Gold-, 10 Silber- und 15 Bronzemedaillen als Fünfter der Länderwertung den sportlichen Abwärtstrend gestoppt.

Die Peking-Spiele haben mit beängstigender Perfektion neue olympische Standards gesetzt: Fehlerlose Organisation, hochmoderne Prachtbauten und ein einzigartiges olympisches Dorf schufen Festspiele für die Athleten, doch die Realität in China blieb ausgesperrt.

"Das waren wahrlich außergewöhnliche Spiele", lobte IOCPräsident Jacques Rogge unkritisch die aufpolierte Scheinwelt, "durch Olympia hat die Welt mehr über China gelernt und China mehr über die Welt." Die Gastgeber schafften die Machtübernahme im olympischen Weltsport und präsentierten sich mit der Freundlichkeit des Freiwilligen-Heeres unerwartet weltoffen.

Mit der Schlussfeier am Sonntag endeten die Spiele so, wie sie sich über 17 Tage der Welt dargestellt hatten: Eine genau geplante Inszenierung, begleitet von kontrollierter Ausgelassenheit. Mit einem Feuerwerks-Zauber und der auch von Chinas Präsident Hu Jintao mitgesungenen Nationalhymne begann das Abschlussfest, das Starregisseur Zhang Yimou wiederum als ein farbenfrohes Massen-Spektakel inszenierte.

Bei der Rekordbeteiligung von 11 249 Athleten aus 204 Ländern haben 87 verschiedene Nationen Medaillen gewonnen und damit eine nie dagewesene Universalität demonstriert. "Wunder wurden geschaffen und Träume erfüllt", verkündete Chinas Führung. Nur nach dem Scheitern des nationalen Hürden-Helden Liu Xiang weinte China.

Alle Tränen haben eine Geschichte - auch im deutschen Team. Sympathieträger wie Gewichtheber Matthias Steiner und Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen wurden zu den deutschen Gesichtern dieser Spiele. Da Gold die olympische Währung bleibt, hat die Mannschaft des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) mit 16 Gold-, 10 Silber- und 15 Bronzemedaillen als Fünfter der Länderwertung den Abwärtstrend gestoppt. "Wir haben uns gegenüber Athen um einen Platz verbessert und unser Ziel erreicht", analysierte DOSB-Präsident Thomas Bach die erste Bewährungsprobe des neuen Dachverbandes.

Als das olympische Feuer um 21.23 Uhr erlosch, war die Zwiespältigkeit der Spiele allerdings nicht aufgelöst. Die makellose Oberfläche des "Planeten Olympia" konnte die dunklen politischen Aspekte nicht völlig überstrahlen: Fehlende Meinungsfreiheit, Internet-Zensur, Bombenanschläge im Nordwesten, Festnahmen ausländischer Tibet-Aktivisten und Verfolgung von aufmüpfigen Pekingern. Sogar zwei fast 80-jährige Omas wurden mit Lagerhaft auf Bewährung bestraft, weil sie die offiziell eingerichteten Protestzonen nutzen wollten. 77 Anträge für Demonstrationen wurden eingereicht. Genehmigt wurde keiner.

43 Milliarden Dollar hat das Land in die olympische Infrastruktur investiert und den Großauftrag für die Runderneuerung Pekings genutzt. Die Sport-Asse haben im Auftrag Chinas gesiegt und das bevölkerungsreichste Land der Welt mit 51-mal Gold, 21-mal Silber und 28-mal Bronze zur neuen Nummer eins gemacht. Wenigstens der Superstar der Spiele kommt aus Baltimore. US-Schwimm-Ikone Michael Phelps, nach seinen acht Goldmedaillen von Peking mit 14 Olympiasiegen dekoriert, ist "ein Außerirdischer" (China Daily") - und der erfolgreichste Athlet der Olympia-Geschichte.