Fußball Spektakulärer Saisonstart: Die Bundesliga steht Kopf
Was für ein Fußball-Wochenende! Tolle Tor-Festivals in Leverkusen und Wolfsburg begeisterten die Fans. Zudem triumphierten erstmals sieben Gastmannschaften an einem Spieltag. Selten ist die Liga derart furios in eine Saison gestartet.
Düsseldorf (dpa). Rekord bei den Auswärtssiegen, reichlich Tore und jede Menge Überraschungen – die Bundesliga spielt verrückt. Mit einem spektakulären Saisonstart untermauerte das Fußball-Oberhaus seinen Ruf als Premiumprodukt des deutschen Sports. Das tolle 6:3 von Mönchengladbach in Leverkusen oder die furiose Aufholjagd der Mainzer zum 4:3 in Wolfsburg versetzten die Fans in Ekstase.
Auch Insider gerieten angesichts der unerwarteten Ereignisse ins Staunen. Ungläubig studierte Klaus Allofs nach dem zweiten Spieltag die Tabelle mit Außenseitern wie Kaiserslautern, Mainz und Hannover in der Spitzengruppe. "Was machen die da oben?", fragte der Clubchef von Werder Bremen kopfschüttelnd.
Nicht nur der verblüffende Höhenflug der "Kleinen" sorgt zu Beginn der Länderspielpause für Gesprächsstoff. Immerhin 67 Tore fielen an den ersten beiden Spieltagen – so viele wie seit 24 Jahren nicht. Darüber hinaus gab es erstmals in der Liga-Historie sieben Auswärtssiege an einem Spieltag.
Einer der Leidtragenden dieses Rekords war Jupp Heynckes, dessen zuvor hochgelobtes Bayer-Team im Konterwirbel der Gäste aus Mönchengladbach unterging. Auf der Suche nach Erklärungen für das kuriose Geschehen verwies der Fußball-Lehrer auf die Ausgeglichenheit der Spielklasse: "In der Bundesliga ist alles möglich. Die Wolfsburger haben sich auch gewundert, dass sie 3:0 führen und am Ende 3:4 gegen Mainz verlieren."
Beim Spieltag für die Geschichtsbücher kamen auch die Statistiker auf ihre Kosten. Immerhin 19 Jahre ist es her, dass ein Team einen 0:3-Rückstand in einen Sieg umwandelte. Gar 45 Jahre brauchte Hannover 96, um wieder einmal mit zwei Erfolgen zu starten.
Dass sich ein Aufsteiger wie Kaiserslautern nach zwei Spieltagen über die optimale Ausbeute von sechs Punkten freuen kann, ist jedoch so ungewöhnlich nicht: Dieses Kunststück gelang in den vergangenen zehn Jahren auch den Emporkömmlingen VfL Bochum (2002), 1. FC Köln (2005) und 1899 Hoffenheim (2008). Nicht zuletzt deshalb mahnte Lautern-Coach Marco Kurz den euphorischen Anhang zu einer realistischen Sicht der Dinge: "Wir werden das aufsaugen und genießen. Aber wir haben noch viel Arbeit vor uns."
Es passt ins Bild von einem kuriosen Ligastart, dass vermeintliche Spitzenteams wie der VfL Wolfsburg, Schalke 04 und VfB Stuttgart bisher leer ausgingen und die Zeit der Länderspielpause mit null Punkten im Tabellenkeller verbringen müssen. Mit prominenten Zukäufen bis zum Ende des Transferfrist am heutigem Dienstag soll in Stuttgart und Gelsenkirchen eine Trendwende eingeleitet werden.
Beim VfB steht der italienische Fußball-Nationalspieler Mauro Camoranesi angeblich vor der Unterschrift. Die positiven Schlagzeilen über den Ligastart könnten neben üppigen Gehaltsversprechen helfen, nach Arjen Robben, Diego, Raúl oder Ruud van Nistelrooy weitere Superstars in die Bundesliga zu locken. Der Revierclub buhlt um den niederländischen Vize-Weltmeister Klaas-Jan Huntelaar (AC Mailand) und Jose Manuel Jurado (Atletico Madrid). Die positiven Schlagzeilen über den Ligastart könnten neben üppigen Gehaltsversprechen helfen, nach Arjen Robben, Diego, Raúl oder Ruud van Nistelrooy weitere Superstars in die Bundesliga zu locken.