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Boxen Stieglitz und die Party-Nacht von Budapest

Weihnachtszeit ist auch die Zeit ganz besonderer Erinnerungen. Robert Stieglitz erzählt über seine größten WM-Kämpfe.

Von René Miller 26.12.2020, 16:05

Magdeburg l Robert Stieglitz muss nicht lange überlegen, wenn er nach seinem schönsten Sporterlebnis gefragt wird. Aber so richtig festlegen kann er sich nicht. „In Budapest zum ersten Mal überhaupt Weltmeister zu werden, das bleibt natürlich unvergessen. Aber es geschafft zu haben, dass Arthur Abraham erstmals aufgeben musste, macht mich auch stolz“, erinnert sich der inzwischen 39-Jährige an seine großen Kämpfe.

Budapest, 22. August 2009. Das erste Datum, welches bei Stieglitz fest in den Erinnerungen verankert ist. Gegen den ungarischen Lokalmatador Karoly Balzsay ging es um die WBO-Krone im Supermittelgewicht. „Wir hatten einen klaren, taktischen Plan, der auch super aufging. Mein Gegner sollte sich verausgaben und ich zum Ende des Kampfes das Duell dann für mich entscheiden“, erinnert sich Stieglitz, der damals in einem temporeichen Duell nach acht Runden auf den Zetteln der Punktrichter auch deutlich hinten lag. Stieglitz: „Dann hat Trainer Torsten Schmitz zu mir gesagt, dass ich jetzt richtig loslegen kann. Das habe ich dann auch gemacht.“ Und der total erschöpfte Balzsay gab vor der elften Runde auf. Für Stieglitz war der Abend damit aber noch lange nicht beendet. Stieglitz: „Geschlafen wurde damals nicht. Wir haben in Budapest wohl jede Party mitgenommen. Das war wirklich eine unvergessene Nacht.“

Stieglitz war schließlich erster Weltmeister des Magdeburger Boxstalls SES. An der Elbe wurde der gebürtige Russe wie ein Held gefeiert und ist auch in dem „Walk of Fame“ des Magdeburger Sports verewigt. Stieglitz: „Ich hatte für diesen Kampf wie besessen trainiert. Denn ich wusste, wenn ich verliere, wird es mit einem WM-Titel wohl nie mehr was.“

Nachdem er drei Jahre später die Weltmeisterkrone an Arthur Abraham verloren hatte, holte sie sich Stieglitz im März 2013 in Magdeburg zurück. Ein Kampf, auf den er nicht minder stolz ist. „Ich wurde zuvor an der rechten Hand operiert und hatte da auch noch einige Probleme. Trotzdem haben wir uns dafür entschieden, gleich richtig loszulegen und Arthur zu überrollen. Denn er ließ es in den ersten Runden gerne ruhig angehen“, so Stieglitz, der inzwischen von Dirk Dzemski gecoacht wurde.

Geplant, getan – Stieglitz feuerte einen wahren Schlaghagel ab und traf Abraham in der zweiten Runde so stark am linken Auge, dass es zuschwoll. Zur vierten Runde kam Abraham nicht mehr aus der Ecke zurück – Stieglitz war wieder Champion.