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Boxen Tom Dzemski muss auch den Papa schlagen

Beim SES-Boxabend sind Sonnabend auch die zwei Dzemskis dabei. Und Weihnachten kämpfen Trainer Dirk und Boxer Tom sogar gegeneinander.

Von René Miller 11.12.2020, 00:01

Magdeburg l Tom Dzemski steckt morgen Abend eigentlich auch so ein bisschen in der Zwickmühle. Gegen den Berliner Jihad Nasif will der Halbschwergewichtler im Maritim-Hotel seinen Junioren-WM-Gürtel der IBF verteidigen – hat aber auch noch einen schweren Kampf am Weihnachtsfest vor sich. „Bei uns ist es seit vielen Jahren Tradition, dass wir an den Feiertagen gegeneinander boxen. Eine halbe Stunde lang ohne Pause. Das nennen wir Weihnachtssparring“, verrät Trainer-Papa Dirk Dzemski und lacht: „Alles reinwerfen kann Tom also am Sonnabend eigentlich nicht. Sonst ist er Weihnachten dran.“

Seit nunmehr vier Jahren steht Dzemski bei seinem Sohn Tom in der Ecke. Ende August feierten beide als Duo ihren größten Erfolg mit dem Gewinn der Junioren-Weltmeisterschaft der IBF. Dafür hatte der 23-Jährige auf der Seebühne in einem packenden Duell seinen SES-Kollegen Michael Eifert geschlagen. Dirk Dzemski: „Die Aufgabe gegen Jihad Nasif wird genauso schwer. Deshalb gehe ich fest davon aus, dass es der spannendste Kampf des Abends wird.“

Die Vorbereitung macht viel Hoffnung. Tom: „Ich hatte gute Gegner im Sparring und will einen überzeugenden Sieg landen.“ Ist es eigentlich eher ein Vorteil oder Nachteil, vom eigenen Papa trainiert zu werden? Tom: „Ich denke nicht, dass das irgendeine Rolle spielt. Höchstens privat. Denn da sind wir bei unseren Gesprächen auch immer ganz schnell beim Boxen.“ Was für Dirk völlig normal ist: „Davon haben wir nun einmal die meiste Ahnung. Wichtiger für unser Verhältnis als Trainer und Aktiver ist aber, dass Tom nicht mehr bei uns wohnt, sondern mit seiner Freundin ein eigenes Zuhause hat. Sonst hört das Training ja nie auf. Aber so haben wir die nötige Distanz, wenn wir uns im Gym als Trainer und Sportler treffen.“

Und wie spricht der Boxer seinen Trainer im Boxgym und am Ring eigentlich an? „Er bleibt auch da Papa“, so Tom, der als Steppke von Opa Dittmar trainiert wurde und in Halle auf dem Sportinternat war. In seiner Amateur-Karriere hat der gebürtige Köthener 50 Kämpfe bestritten. „Als 16-Jähriger hat er aber mal drei Jahre pausiert. Deshalb hat er da jetzt ein bisschen Nachholebedarf. Doch er ist auf einem guten Weg. Und ganz wichtig ist dabei, dass er richtig kämpfen, also sich in einem Duell auch durchbeißen kann“, lobt Dirk, der den Junior mit dessen Beginn als Profi übernahm. Toms erster Kampf war am 24. September 2016 in Slowenien gegen den Slowaken Stefan Stanko. Inzwischen stehen 15 Kämpfe auf seiner Visitenkarte, die er allesamt gewonnen hat. Neun davon vorzeitig.

Druck ausgeübt wurde in der Box-Familie Dzemski auf den Nachwuchs nie. Dirk: „Ich habe Tom immer nur gesagt, dass, wenn er Boxer werden will, er es auch richtig wollen muss. Nur so ein bisschen boxen geht nicht. Dafür ist unsere Sportart zu gefährlich.“

Irgendwann will Tom auch einen großen WM-Gürtel. Dass in seiner Gewichtsklasse viele Top-Leute unterweg sind, nimmt er locker. Tom: „Ich habe ja noch ein paar Jahre Zeit. Dann boxen die aktuellen Weltmeister wahrscheinlich gar nicht mehr.“ Dirk bestätigt: „Bei Tom kommt ja noch etwas. In drei Jahren ist er ein richtiger Mann.“ Spätestens dann wird es mit dem Weihnachtssparring wohl nichts mehr. Dirk: „Ich muss jetzt schon überlegen, ob ich mir das noch antue. Inzwischen glaube ich sogar, dass er mich schont.“