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Kanu Müller und sein Platz in der Nische

Michael Müller vom SC Magdeburg gehört zu den besten Canadier-Fahrern in Deutschland. Trotzdem sucht er seinen Platz in der Nische.

Von Daniel Hübner 19.04.2019, 01:01

Magdeburg l Die gute Nachricht zuerst: Michael Müller sieht gesünder aus, als es seine Krankenakte des noch jungen Jahres vermuten lässt. Immerhin: Erst machte ihm eine Kruste auf der Hornhaut des rechten Auges zu schaffen, dann vermieste ihm eine Zyste am Zahn das halbe Trainingslager im Februar im warmen Florida (USA). „Ich konnte auch nur langsam wieder ins Training einsteigen“, berichtete der 26-jährige Canadier-Fahrer vom SC Magdeburg. Konsequenz daraus? „Mir fehlt noch das Stehvermögen.“

Daran bastelt er gerade in G1-Einheiten, was bedeutet: Müller tankt Kraft und Ausdauer. Kurzfristig soll sich davon so viel aufbauen, damit der 1,96-Meter-Mann am letzten April-Wochenende eine erfolgreiche zweite Weltcup-Qualifikation des Deutschen Kanuverbandes (DKV) fahren kann in Duisburg. „Ich möchte wieder in die Nationalmannschaft“, erklärte Müller, genannt „Kowalle“. Und mit dieser zur Weltmeisterschaft vom 21. bis 25. August nach Szeged (Ungarn) reisen. Gerne im Canadier-Vierer. „Das hat im vergangenen Jahr wirklich Spaß gemacht“, erinnerte sich Müller an den vierten WM-Platz, damals in Montemor (Portugal). Nur um eine knappe Zehntelsekunde verpasste das DKV-Quartett die Bronzemedaille.

Der Magdeburger spricht nicht über den Einer, nicht über den Zweier. Zu groß ist die Dominanz im deutschen Team mit Sebastian Brendel aus Potsdam und mit Yul Oeltze aus dem eigenen Verein und dessen Zweier-Partner Peter Kretschmer (Leipzig). Sie werden auch die Protagonisten im Kampf um den C1 und C2 sein, die bei der WM zugleich die Startplätze für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio sichern sollen.

Müller konzentriert sich allein auf seine Leistung. Die konnte sich in Anbetracht seiner medizinischen Vorgeschichte bei der ersten Qualifikation eigentlich sehen lassen mit einem achten Platz über 250 und einem fünften Rang über 1000 Meter. „Ich war noch nicht zufrieden“, sagte Müller allerdings. „Die 250 waren noch nicht so bombe, wie ich es mir vorstelle. Auf dieser kurzen Distanz muss schon alles stimmen. Aber Übergang von Start auf Strecke verlief nicht optimal.“

Über die lange Strecke hat er sich zunächst an Brendel gehalten im Vorlauf. „Und wer mit ihm auf einer Höhe fährt, der ist ziemlich sicher im Finale“, meinte Müller lächelnd. „Aber nach 750 Metern kam der Mann mit dem Hammer.“ Der schlug allerdings nicht heftig genug zu, um Müllers Einzug in den Endlauf zu verhindern. Und dort wiederum hat er taktisch klug agiert, hat im Mittelteil ein paar Kräfte für den Endspurt gespart und diesen dann zum fünften Platz gezogen.

Um mit besseren Grundlagen in Duisburg zu starten, paddelt Müller derzeit zehn, zwölf Kilometer pro Einheit auf der Elbe hoch und runter. Bei der zweiten Quali will er noch einige Plätze weiter nach vorn fahren, dann über 500 und 1000 Meter. „Die 500 Meter liegen mir mehr“, erklärte er. Am Sonntag jenes Wochenendes allerdings ist Müller Zuschauer der C2-Ausscheidung zwischen den Duos Brendel und Vandrey, Oeltze und Kretschmer und einem dritten Boot. „Das schaue ich mir von außen und im Liegestuhl an“, sagte er lachend. Vielleicht wird ja für das Rennen noch ein weiterer starker Widerpart gesucht? Möglich ist alles.