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Karriereende Olympiasieger Hambüchen hört auf

Fabian Hambüchen verabschiedet sich aus dem Leistungssport. Der 30-Jährige Turner beendet seine Karriere.

Von Nils Bohl 01.12.2017, 12:22

Ludwigsburg (dpa) l Es war ein Abschied auf Raten. Am Ende aber kam es nicht mehr völlig überraschend, dass Fabian Hambüchen am Freitag vor dem Finale der Deutschen Turnliga in Ludwigsburg seinen endgültigen Abschied vom Leistungssport verkündete.

"Ich habe zwar einen Riesenspaß in der Turnhalle – deshalb fällt mir diese Entscheidung auch nicht leicht -, für meine Zukunft und meine Gesundheit macht es für mich aber am meisten Sinn, nach dem Bundesligafinale den Absprung zu schaffen", sagte Hambüchen dem Südwestrundfunk (SWR).

Bereits nach seinem Karrieregipfel, der Goldmedaille am Reck bei den Olympischen Spielen von Rio 2016, hatte der Reck-Weltmeister von 2007 und zweifache "Sportler des Jahres" seinen Rückzug von der internationalen Bühne bekanntgegeben. Danach hatte er sich neben dem Sportstudium turnerisch nur noch seiner alten Liebe gewidmet: der KTV Obere Lahn.

Die Mittelhessen aus Biedenkopf, ursprünglich in der Bundesliga von den Etablierten noch als "Spaßtruppe" belächelt, sind mit dem deutschen Vorturner in der Zwischenzeit zu einem ernstzunehmenden Top-Team gereift. Neben Hambüchen gehen dort auch Mehrkampfmeister Lukas Dauser und Nachwuchshoffnung Nick Klessing an die Geräte. 

"In der Bundesliga muss man auch taktisch reagieren. Ich bin auf alles vorbereitet. Wenn es heißt, volles Risiko, dann werde ich das Maximum turnen", versprach Hambüchen für den Samstag (18 Uhr) eine spektakuläre Reckübung. "Ich freu' mich einfach darauf, das wird eine Riesenshow", sagte er. Denn am Reck könne er einfach keine erleichterten Übungen turnen.

Aber genau darin liegt auch das Problem des Meisters. "Auf dem Niveau weiter zu turnen, würde wieder ein komplett anderes Leben mit sich bringen. Ich habe jetzt den Schwerpunkt auf meinem Studium liegen, habe angefangen, ein Haus zu bauen, halte Vorträge, also ich habe so viele Projekte, dass das so mit dem Turnen auf Dauer nicht funktionieren kann", erklärte er.

Auch die Bundesliga würdigte am Freitag ihr Aushängeschild. "Ein Mann, der das Turnen in Gesamtdeutschland geprägt hat wie keiner vor ihm. Aber auch einer, der den Sport kritisch, mit offenen Worten und Mahnungen begleitet hat. Er hat sich immer getraut, bei den Verbänden den Finger wieder und wieder in die Wunde zu legen", sagte Liga-Präsident Jens-Uwe Kunze.

Vor wenigen Wochen hat Hambüchen seine zweite Autobiografie veröffentlicht. Auch wenn es um die Rechte von Sportlern ging, hatte sich der gebürtige Wetzlarer immer wieder in die Diskussion eingemischt. Selbst der bis dahin weithin öffentlich unbekannten Supraspinatus-Sehne verhalf der 30-Jährige zu einem deutlich erhöhten Bekanntheitsgrad. Die hatte er sich im Februar vor den Spielen von Rio gerissen. Unter Schmerzen trainierte und turnte er sich dennoch bis ins Finale, holte Gold und ließ sich anschließend sein Sieger-Reck aus Brasilien nach Hause schicken.

Fabian Hambüchen wäre allerdings nicht er selbst, ließe er die Tür nicht doch noch einen Spalt geöffnet – und damit seine große Fangemeinde auf einen Start bei der Heim-WM in Stuttgart 2019 hoffen: "Keine Wettkämpfe, reduziertes Turntraining, und deswegen sehe ich kein Comeback 2019. Aber keiner von uns kann so weit in die Zukunft schauen. Man weiß nie, was kommt."