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Leichtathletik Barthel vom SCM sprintet zur Erleichterung

Bei Thomas Barthel vom SC Magdeburg ist rechtzeitig vor den deutschen U-23-Meisterschaften der Knoten geplatzt.

Von Daniel Hübner 05.06.2019, 13:00

Magdeburg l Geweint in Weinheim, gelacht in Jena. Oder: Wie der Knoten des Thomas Barthel platzte. Der Sprinter vom SC Magdeburg hat in den letzten Wochen seine Nerven ganz gut strapaziert. Ehe beim Meeting in Jena am Sonnabend „allen ein Stein vom Herzen gefallen ist“, berichtete Barthel über die emotionale Lage nach seinen 10,41 Sekunden über 100 Meter bei ihm, seinem Coach Eik Ruddat und Bundestrainer Jörg Möckel.

Während Barthel seine Leistung erleichtert und euphorisch resümierte, erklärte Ruddat etwas nüchterner: „Für mich ist wichtig, dass die Tendenz bei ihm stimmt.“ Zuletzt hat sie gestimmt. Nicht nur auf der Anzeigetafel, auch auf der Tartanbahn. Und so soll seine Saison weitergehen. Zunächst bei der deutschen U-23-Meisterschaft in Wetzlar (15./16. Juni), über die er sich wiederum für die Europameisterschaft in Gävle (Schweden/11. bis 14. Juli) qualifizieren möchte.

Aber was genau hat in Weinheim am 25. Mai gestreikt, weshalb er dort nur 10,71 Sekunden zustande brachte – bei einem Rückenwind von 1,4 Metern pro Sekunde? „Ich habe den Schritt nicht langgezogen, habe das Bein in die Bahn gestemmt, was natürlich bremst. So bin ich aus der Beschleunigung heraus nicht in den fliegenden Schritt gekommen“, analysierte Barthel. In Jena lief es besser, wenngleich er womöglich ebenfalls in diesem Übergang noch die eine oder andere Hundertstel hat liegenlassen. Trotzdem war der 20-Jährige froh über das Ergebnis, denn: „Ich glaube nicht, dass bei einer Meisterschaft, bei der die Anspannung da ist, ein Knoten platzen kann.“

Mit 10,41 Sekunden, mit denen er nur um eine Hundertstel die EM-Norm des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV) verpasste, sich zugleich aber für einen Start bei den nationalen Titelkämpfen der Elite am 3./4. August in Berlin qualifizierte, hat Barthel seine eigene Vorgabe noch nicht erreicht.

Für Wetzlar lauten seine Ziele: „Es muss für mich das große Finale sein. Und es sollte noch einmal eine Bestzeit kommen.“ Und diese steht seit den Titelkämpfen 2018 bei 10,32 Sekunden. Barthel würde sie gern auf 10,25 Sekunden verbessern. Noch in dieser Saison. Aber in erster Linie will er sich mit seinem Resultat in die breite Masse der Spitzensprinter schieben, um zumindest in der Staffel in Gävle dabei zu sein.

Derzeit ist Barthel Fünfter in der U-23-Rangliste des DLV. Er teilt sich diesen Platz mit drei weiteren Athleten. „Es ist in dieser Altersklasse krass geworden“, sagte er. „Da wird schon richtig scharf geschossen.“ Beispiel: Joshua Hartmann vom ASV Köln, Jahrgang 1999, ist in dieser Saison bereits 10,16 Sekunden gelaufen. Doch wenn Barthel in Wetzlar unter 10,40 Sekunden bleibt und damit auf dem Podest landet, dann hat er sogar ein Einzelticket für die EM gelöst.

Das wäre die Krönung einer Saison, in der er völliges Neuland betreten hat. Seit August 2018 lernt er Bürokaufmann bei den Magdeburger Verkehrsbetrieben – und zwar in einem Vollzeitjob. Wie er entsprechend die Qualität des reduzierten Trainings steigerte? „Sehr viel Analyse, sehr viel in sich hineinhören“, erklärte Barthel. Den Fokus aufs Wesentliche also weiter schärfen.

Manchmal allerdings hört er zu sehr in sich hinein. Und denkt plötzlich nach – im Rennen. „Das darf man aber nicht“, weiß Barthel. In Wetzlar sowieso nicht, wenn er dort nicht weinen, sondern lachen will.