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Olympia 2016 Der Teufel mit dem dritten Dan

Die Hallenserin Luise Malzahn wird als heiße Medaillenkandidatin im Judo gehandelt.

11.08.2016, 05:54

Rio de Janeiro l „Ich hoffe so sehr auf ein Olympia-Happy-End.“ So lautet der aktuellste, aber vorerst auch letzte Facebook-Eintrag von Luise Malzahn. Mit diesen Worten hat die Hallenserin gut 24 Stunden vor ihrem Olympia-Auftritt im Vorkampf des Judo-Wettbewerbs in der Klasse bis 78 Kilogramm (15 Uhr/Finale: 20.30 Uhr) ein Video kommentiert.

Der über zwei Minuten lange Zusammenschnitt des Institutes für Angewandte Trainingswissenschaft in Leipzig (IAT) zeigt eindrucksvoll, wie Malzahn, Trägerin des dritten Dans, eine Gegnerin nach der anderen gekonnt auf die Matte legt. „Ich hoffe, dass ich genau DAS am Donnerstag zeigen kann! Damit verabschiede ich mich für die nächsten Tage aus dem SocialMedia-Leben“, unterschrieb die 26-Jährige das Video.

Dabei ist der Druck, der auf der Polizeikommissarin lastet, die 2013 ihre Ausbildung an der Fachhochschule Aschersleben beendet hat – und, so es das hohe Trainingspensum zulässt, in Halle auf Streife geht – extrem groß. Der Grund: Bislang haben sich die deutschen Judokas in Rio nicht gerade mit Ruhm bekleckert.

Bundestrainer Michael Bazinsky lobte Malzahn vorab als „absolute Weltklasseathletin“ und räumte ihr „gute Medaillenchancen“ ein. Und das, obwohl der Sachsen-Anhalterin der internationale Einzel-Titel noch fehlt: „Luise hat sicherlich die Möglichkeit, weit nach vorne zu kommen.“

Die mehrmalige deutsche Meisterin und WM- und EM-Dritte des Vorjahres, die für den SV Halle startet, will sich indes bezüglich Medaillenprog-nosen nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Und das nicht nur, weil sie die Olympia-Generalprobe Ende Juni wegen starker Knieschmerzen sausen lassen musste: „Es ist schwierig, jetzt darüber zu spekulieren, aber ich hatte eine sehr erfolgreiche Qualifikation und würde meine Mission Rio gerne mit einer Medaille krönen“, sagt die Blondine, die die Spiele vor vier Jahren in London wegen eines Kreuzbandrisses verpasst hatte.

Damals gehörte die sieben Jahre ältere Claudia Malzahn zur deutschen Olympiamannschaft. Die Sportwissenschaftlerin und Trainerin drückt daheim heute ganz fest die Daumen, dass es ihre kleine Schwester besser macht als sie: Bei ihrem ersten und gleichzeitig letzten Auftritt auf der olympischen Tatami in London unterlag Claudia Malzahn der späteren Olympiasiegerin Urška Žolnir aus Slowenien nach nur 2:81 Minuten.

Aber Parallelen zu ziehen, hat ohnehin nur wenig Sinn, denn das Malzahn-Duo könnte unterschiedlicher nicht sein. „Die beiden sind wie Florett und Säbel“, charakterisierte einst Vater Klaus-Dieter Malzahn seine beiden Kinder Claudia und Luise. Und Trainer Werner Schulze drückte es so aus: „Sie sind wie Engel und Teufel.“ Aber egal, ob Säbel oder Teufel, am Ende läuft es irgendwie auf dasselbe hinaus: Vor Luise Malzahn sollte sich jede Gegnerin besser in Acht nehmen. Janette Beck