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Para-Leichtathletik Brämer-Skowronek will fokussiert bleiben

Marie Brämer-Skowronek vom SC Magdeburg peilt bei ihrer ersten Para-WM seit sechs Jahren mindestens den vierten Platz an.

Von Daniel Hübner 09.11.2019, 00:01

Dubai/Magdeburg l Sie ist ihrer größten Konkurrentin im Kraftraum in Dubai womöglich schon begegnet. So genau weiß das Marie Brämer-Skowronek aber nicht. Denn zum einen tummeln sich im Trainingszentrum unheimlich viele Para-Leichtathleten, zum anderen ist ihre Konkurrentin eine Chinesin namens Lijuan Zou. Und der Europäer tut sich ja zuweilen schwer damit, Asiaten voneinander zu unterschieden. Oder wie Marie Brämer-Skowronek lächelnd erklärte: „Für mich sehen sie alle gleich aus. Vielleicht sind wir uns aber schon über den Weg gerollt.“

Wenn nicht gestern, heute oder morgen, dann aber spätestens am Dienstag, wenn die Kugelstoßerin vom SC Magdeburg in der Klasse F 34 bei der Weltmeisterschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten antritt. Die 28-Jährige, die aufgrund einer spastischen Lähmung auf den Rollstuhl angewiesen ist, hat dann vor allem ein Ziel: Sie will mindestens den vierten Rang erreichen – und damit den Quotenplatz für den Deutschen Behindertensportverband (DBS) für die Paralympics 2020 in Tokio.

In den vergangenen Tagen hat Brämer-Skowronek oft den Kraftraum besucht und nach einer Bestandaufnahme aller Geräte und Rücksprache mit ihrer Trainerin Theresa Wagner ihre Einheiten absolviert. Aber nicht nur das: Die Erzieherin ist mit einem Trainingsrückstand aufgrund einer Erkältung nach Dubai gereist. „Eigentlich hatten wir in den letzten 14 Tagen vor ihrer Abreise viele Würfe geplant, aber das ist ins Wasser gefallen. Marie konnte nur eingeschränkt trainieren“, berichtet Wagner. „Das war natürlich nicht optimal.“

Deshalb standen in dieser Woche viele Stöße auf dem Plan, überwacht vom Disziplin-Bundestrainer Ralf Paulo. Und immer am Nachmittag, wenn die Sonne sich allmählich am Horizont senkte und der Schatten etwas Kühle spendete. Denn in Dubai ist es natürlich nicht sonderlich lau, es ist mit über 30 Grad eher sonderlich heiß. „Deshalb brauche ich viel Sonnenschutz und Wasser“, sagt Brämer-Skowronek.

Beides wird sie nicht zuletzt am Dienstag benötigen wenn sie um 9.38 Uhr Ortszeit (6.38 Uhr MESZ) im Feld der neun Konkurrentinnen in die WM eingreift. 2013 ist sie übrigens noch Dritte im Speerwerfen geworden. Aber die Athletin und ihre Trainerin wollten irgendwann nicht mehr parallel fahren, sie wollten eines richtig machen. Richtig Kugelstoßen.

Und was erhofft sich die 28-jährige Wagner von ihrem Schützling? „Wenn sie stabil in ihrer Technik bleibt, dann sind 7,50 Meter möglich.“ Das wäre eine neue Bestweite mit der Drei-Kilo-Kugel. In diesem Jahr hat sie sich mit 7,16 Metern in der Weltrangliste eingetragen. Damit ist sie Fünfte.

Selbst mit 7,50 Metern wird sie an Lijuan Zou wohl nicht vorbeikommen. Die 25-Jährige hat im August im heimischen Tianjin das Starterfeld geschockt, als sie mit 8,82 Metern einen neuen Weltrekord markierte. Aber nicht nur sie sieht die Magdeburgerin erstmals live: „Es ist das erste Aufeinandertreffen mit allen“, berichtet Brämer-Skowronek über ihren Kampf gegen die Spitzen-Damen.

Zu ihrem Wettkampf wird sie mit der Metro fahren, das ist „deutlich angenehmer und stressfreier“, als sich mit dem Auto vom Hotel Studio M zum Stadion zu schlängeln, berichtet sie. Und das Risiko, von dem Wesentlichen abgelenkt zu werden, ist womöglich auch geringer. Denn das, berichtet Theresa Wagner, ist zuweilen die Schwäche der Marie Brämer-Skowronek, die selbst sagt: „Technisch müssen meine Versuche schon sitzen, ich muss fokussiert bleiben.“

Was sie vor ihrer ersten WM seit sechs Jahren fühlt? „Es ist eine gute Anspannung.“