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Sorgen Mehr Gold aber weniger Geld beim SCM

Der SC Magdeburg hat Sponsoren für die olympischen Kernsportarten verloren. Dennoch haben viele Athleten einen neuen Vertrag unterschrieben.

Von Daniel Hübner 26.10.2018, 01:01

Magdeburg l Martin Wierig tourt derzeit durch den Magdeburger Bahnhof. Alle Jahre wieder hält der 31-Jährige dort sein Praktikum bei der Bundespolizei ab. Nach dem Dienst absolviert der Diskus-Hüne vom SC Magdeburg sein individuelles Trainingsprogramm für den Einstieg in die Vorbereitung auf die Saison 2019, die eine völlig andere sein wird.

Und nebenbei will er in den nächsten Wochen Sponsoren akquirieren, die den finanziellen Verlust aus seinem neuen und leistungsbezogenen Ein-Jahres-Vertrag mit dem SCM ausgleichen sollen – und die ihn auf seinem Weg zu den Olympischen Sommerspielen in Tokio 2020 unterstützen. Dort will Wierig nämlich hin. „Und dafür möchte ich gerne Planungssicherheit haben“, erklärte er.

Wierig hätte sich einen Kontrakt beim SCM über zwei Jahre gewünscht, „aber ich kann den Verein auch verstehen“, sagte er im Rückblick auf die vergangene Saison, in der er die Europameisterschaft verpasste. „Deshalb sehe ich es positiv und als eine Chance, erfolgreich zu sein.“ Das muss er allerdings auch. Denn nur bei einem internationalen Start, bei der Weltmeisterschaft in Doha also, wird sein Vertrag verlängert, bestätigte Eik Ruddat, der Vizepräsident Leistungssport des SCM.

Ruddat hat in den vergangenen Wochen etliche solcher Gespräche geführt und Verträge verhandelt. Mit allen Spitzensportlern aus den Abteilungen Rudern, Schwimmen, Kanu und Leichtathletik nämlich. „Fast alle haben Zwei-Jahres-Verträge erhalten“, erklärte er.

Fast alle bis auf den Kugelstoßer Dennis Lewke, der zum SC DHfK Leipzig gewechselt ist, und Diskuswerfer Torben Brandt (SC Charlottenburg). „Sie sind aber nicht im Groll gegangen, sie waren eben mit ihrer Leistungsentwicklung nicht zufrieden und wollten einige Dinge ändern“, erläuterte Ruddat.

Die Gebliebenen haben sich indes „trotz finanzieller Einbußen bereiterklärt, den Weg weiterhin gemeinsam mit dem SCM zu gehen“, sagte Präsident Dirk Roswandowicz am Mittwochabend beim Sponsoren-Sportler-Treffen im Gartenhaus im Stadtpark. Denn den olympischen Kernsportarten sind einige Unterstützer weggebrochen. Einen Verlust in mittlerer fünfstelliger Höhe bezifferte Roswandowicz.

„Es ist die erfolgreichste Saison, die ich in acht Jahren in diesem Amt erlebt habe“, sagte der 46-Jährige mit Blick auf Schwimm-Europameister Florian Wellbrock oder Kanu-Weltmeister Yul Oeltze, auf zehn Medaillen bei EM und WM insgesamt, auf die gesamte Leistungsentwicklung. „Das hätte man uns vor vier, fünf Jahren nicht zugetraut“, erklärte der Vereinschef. „Aber dazu passt die Resonanz der Sponsoren nicht, wir kriegen eine Kündigung nach der anderen.“

Für mehr Gold gibt es also weniger Geld. Roswandowicz begründete dies mit den Erfolgen der FCM-Fußballer und der SCM-Handballer: „Andere Dinge haben jetzt eine höhere Priorität.“ Zumindest haben die anwesenden Unterstützer am Mittwoch bereits „positive Signale gesendet“, Verträge neu zu verhandeln, berichtete Ruddat.

Nicht mehr verhandelbar ist derweil der Kontrakt zwischen Wierig und dem SCM. Der 2,02-Meter-Hüne bastelt bereits an seinem Saisonprogramm, das ihn vor einer völlig neuen Herausforderung stellt. Die Nominierungsrichtlinien werden künftig vom Weltverband IAAF vorgegeben. Es gibt ein Wertungssystem, in das die besten fünf Wettbewerbe der Saison einfließen. Die besten 32 Athleten in der Wertung, maximal aber drei pro Nation, lösen das Ticket für die WM. Zudem wird es wohl eine heftige Normweite geben, deren Erreichen die direkte Qualifikation für Doha bedeutet.

„Diese Regelung ist für jeden fassbar“, betonte Wierig. „Jeder weiß, wo er nach einem Wettbewerb steht.“ Wierig will dann weit oben stehen. Oder wie Ruddat erklärte: „Jetzt muss er liefern.“ Meinung

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