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Kanu Oeltze, der neue Markenname

Der Kanute Yul Oeltze vom SC Magdeburg will künftig nicht nur sportlich, sondern auch als Persönlichkeit überragen.

Von Daniel Hübner 10.03.2019, 00:01

Magdeburg l Sabaudia hat auch schöne Plätze, an denen es sich lohnt, einen Sportler in den ästhetischen Blick der Öffentlichkeit zu setzen. Sabaudia liegt in Italien, 90 Kilometer südöstlich von Rom, direkt an der Mittelmeerküste. Und im Licht der gelb-roten Abendsonne lässt es sich dort ganz vortrefflich romantische Bilder knipsen.

Yul Oeltze wird sich womöglich in diesen Tagen in Sabaudia und bei frühlingshaften Temperaturen die Zeit nehmen, solche Momente zu genießen. Irgendwann nach den Trainingseinheiten mit seinem Canadier-Partner Peter Kretschmer aus Leipzig. Bislang haben sie die Vorbereitung kaum zum gemeinsamen Paddeln genutzt. „Wir sind einmal zusammen gefahren“, sagt der Kanute vom SCM. Das war im Februar im Trainingslager in Florida (USA). „Und das lief sofort so gut, dass sich jeder zunächst auf den Einer konzentrieren wollte.“

Eigentlich läuft es seit 2017 für das Kraftpaket Oeltze und den Techniker Kretschmer beinahe märchenhaft: Nicht nur, dass sie jeweils zweimal Weltmeister und Europameister über die olympischen 1000 Meter wurden, sie sind überhaupt seit ihrer ersten gemeinsamen Regatta ungeschlagen. „Diese Serie wollen wir auch nicht abreißen lassen“, betont Oeltze.

So viel Erfolg, so viel Ehrgeiz wird für Klaus Kärcher Anlass genug gewesen sein, Oeltze in seiner Agentur Vitesse unter Vertrag zu nehmen. „Die Unterschrift ist ganz frisch“, erklärt der 25-jährige Kanute.

Kärcher ist ein bekannter Mann im deutschen Sport. Er setzt mit seinem Management auf vermeintliche Randsportarten. Zu seinen Athleten gehören Turnerin Elisabeth Seitz, Weitspringerin Malaika Mihambo oder Beachvolleyballerin Laura Ludwig. Einst machte er Eisschnelllauf-Star Anni Friesinger oder Turner Fabian Hambüchen bekannt. Neben dem sportlichen Erfolg ist es auch die jeweilige Persönlichkeit, die der Schwabe in den Fokus rückt. Dafür stattet er die Athleten wiederum mit lukrativen Sponsoringverträgen aus. „Ziel ist es, mit mir eine Marke aufzubauen“, erklärt Oeltze. „Das klingt alles sehr gut.“

Dafür präsentiert er sich gerne, wie Gott ihn schuf und wie er dann selbst seine physischen Grundlagen ausbaute. Nicht etwa am Strand von Sabaudia, nein, es reichte ein zweistündiges Shooting mit dem Fotografen der „Sport-Bild“ im Hotel Ratswaage in Magdeburg. Unter der Rubrik „Körper 2019“ hat das Magazin im Februar einen nackten Oeltze im Sprintschritt und mit einem Karbonpaddel in der linken Hand abgebildet. Ästhetisch in Szene gesetzt, die Muskeln toll ausgeleuchtet, ein Fest für das weibliche Auge. „Solch ein Shooting ist sicher nicht verkehrt für das Selbstvertrauen. Es sind superschöne Bilder geworden. Und ich habe durchgängig positive Resonanz erhalten“, berichtet Oeltze.

Jung, schön, erfolgreich: Einer wie Yul Oeltze könnte nicht besser zu Kärchers Agentur passen. Aber ein Yul Oeltze ist auch gefordert, alle Attribute langfristig zu pflegen. Das macht er mit Crossfit-Training, um dem Körper die kraftvolle Substanz zu geben. Das macht er in Sabaudia, wo er mit Kretschmer den erfolgreichen Rhythmus der vergangenen Jahre finden will.

Ihr Ziel ist nämlich ein historisches: „Wir wollen zum dritten Mal in Serie Weltmeister werden, das hat noch niemand geschafft“, erklärt Oeltze. Die WM wird in diesem Jahr in Szeged (Ungarn/21. bis 25. August) ausgetragen. „Einen besseren Ort kann es für uns nicht geben. In Ungarn ist Kanu ein Volkssport, da erwartet uns eine riesige Kulisse und eine tolle Stimmung.“

Doch vor dem Angriff auf Gold folgt zunächst die nationale Qualifikation am 6. und 26. April in Duisburg, wo sich Oeltze und Kretschmer (27) als stärkstes Duo im Deutschen Kanuverband (DKV) beweisen müssen. Allerdings: Eine bessere Konstellation im Canadier kann es kaum geben. Hier der kräftige und aggressive Schlagmann Oeltze, dort sein technisch versierter und vor allem besonnener Partner Kretschmer. Das ist das Erfolgsgeheimnis dieses Bootes.

Oeltze will zehn Kilo in den nächsten Wochen abnehmen, um auf sein Wettkampfgewicht von 93 Kilogramm zu kommen. In den vergangenen Monaten hat er dagegen auf Masse gesetzt, um seine Kraftreserven auszubauen.

So absolviert er inzwischen im Kreuzheben Zehner-Serien mit 140, im Bankdrücken mit 110 und im Bankziehen mit 115 Kilo. Acht Klimmzüge mit einer Zusatzlast von 40 Kilo gehören ebenfalls zu seinem Programm. Fazit: „Alle Kraftwerte haben sich verbessert“, betont Oeltze. Und klingt dabei stolz.

Reserven wird er allerdings brauchen. Vor allem im Olympiajahr 2020. In Tokio will Oeltze nämlich nicht nur den Zweier, sondern auch den Einer über 1000 Meter fahren, zumal dem DKV erstmals bei diesen Sommerspielen und in dieser Disziplin zwei Startplätze zustehen. Im Gegensatz übrigens zur WM in Szeged. „Zum einen wäre ein Doppelstart dort nicht möglich, zum anderen würde ich auch nichts riskieren. Denn neben dem Titel wollen wir natürlich auch den Quotenplatz für Olympia holen.“

Und dann Gold in Tokio? Für Oeltze würde ein Traum wahr werden, für Manager Kärcher eine Rechnung mit dem Athleten aufgehen. Die Investition in die neue Marke am Kanu-Horizont hätte sich endgültig gelohnt.