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Schwimmen Ab durch die Schallmauer

Am Sonntag starten die WM-Beckenwettbewerbe in Budapest. Die drei SCM-Starter denken nicht in Medaillen, sondern in Bestzeiten.

21.07.2017, 23:01

Budapest/Magdeburg l Es gehört gerade zum guten Ton unter den deutschen Beckenschwimmern, sich in Bescheidenheit zu üben. Nach zwei medaillenlosen Sommerspielen mag niemand in Medaillen-Sphären denken – auch nicht vor ihren am Sonntag beginnenden Weltmeisterschaften in Budapest (Ungarn). Franziska Hentke macht da keine Ausnahme, die 28-Jährige ist unter den drei SCM-Startern mit der größten internationalen Erfahrung ausgestattet. Und eine Erfahrung aus 2015, als sie als große Medaillenhoffnung bei der WM in Kasan von Interview zu Interview gereicht und am Ende Vierte über 200 Meter Schmetterling wurde, hat sie gelehrt, ihre Ziele nicht mehr nach Platzierungen, sondern allein nach Zeiten zu definieren.

Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die deutsche Rekordhalterin (2:05,26) mit ihrer Saisonbestleistung von 2:06,18 Minuten als Weltbeste 2017 nach Budapest gereist ist. „Ich möchte dort wieder eine Jahres-Bestleistung erzielen“, sagte Hentke: „Die letzten Trainingseinheiten liefen gut, der Fokus lag auf der Geschwindigkeit. Ich bin gesund geblieben.“ Mehr gab es im Vorfeld ihres einzigen Starts ab kommenden Mittwoch nicht zu sagen.

Unterstützung erhält sie dazu von Heimtrainer Bernd Berkhahn. Auch er redet nicht über mögliche Platzierungen seiner Schützlinge: „Alle haben die Chance, sich im Vergleich zu den deutschen Meisterschaften zu verbessern. Saisonbestleistungen sind also das Ziel.“

Auch für Aliena Schmidtke, die ihre WM-Premiere feiert. Die 25-jährige Forschungsassistentin an der Ohio State in Columbus (USA) startet gleich am Sonntag über die 100 Meter Schmetterling durch, über die sie im Juni deutsche Meisterin in neuer Bestzeit von 58,02 Sekunden wurde – wie auch über die halbe Distanz (26,00). „Ich möchte meine Zeiten zumindest bestätigen“, erklärte Schmidtke. „Hoffentlich kann ich die Schallmauern knacken“ – und erstmals unter 58 und 26 Sekunden bleiben. Mit ihren Leistungen ist sie 2017 Zwölfte (100 m) und 18. (50 m) in der Welt. „Welche Platzierung dabei rausspringt, werden wir sehen, letztlich kann ich nur meine Rennen kontrollieren.“

Für die Kontrolle hat sie im Trainingslager mit dem Deutschen Schwimmverband (DSV) zuletzt in Heidelberg einiges getan. „Der Fokus lag dort auf einigen Details wie Power, Unterwasserarbeit und Start“, berichtete Schmidtke. Aber nun kann der Wettkampf beginnen: „Darauf freue ich mich natürlich, aber wenn es am Sonntag losgeht, wird auch die Nervo-sität hinzukommen.“

Florian Wellbrock klingt derzeit nicht danach, als könnte er nervös werden. „Wenn gerade etwas überwiegt, dann ist es die Vorfreude“, erklärte er vier Tage vor seinem ersten Start über die künftig olympischen 800 Meter Freistil. Mit seiner Leistung in diesem Jahr (8:00,97 min.) liegt er einerseits nur auf Rang 58 der Welt, andererseits ist er mit seinem persönlichen Rekord (7:57,55) gar nicht weit weg von der Top Ten. „Ziel ist auf beiden Strecken eine Bestzeit“, sagte der 19-Jährige, der sich zudem über 1500 Meter mit den aktuell Besten des Schwimmuniversums misst.

Auf der langen Strecke ist er mit 15:01,34 Minuten Elfter in der Jahresrangliste. Seine Bestzeit aus 2016 steht bei 14:55,49 Minuten. „Wir haben an Wenden, Technik und Tempo gearbeitet“, berichtete Wellbrock über die Einheiten in Heidelberg. Auch auf der langen Distanz gibt es keine Hundertstelsekunde zu verlieren.