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Schwimmen Kurze Weihnachts-Pause für Hentke

Warum Franziska Hentke vom SC Magdeburg in den Wochen vor und nach dem Fest "extrem hart" trainiert.

Von Daniel Hübner 29.12.2019, 16:30

Magdeburg l Inzwischen ist es ein weihnachtliches Ritual, wenn Franziska Hentke und ihre Mama am 24. Dezember nach dem Frühstück aus dem Haus in Zschepkau bei Wolfen gehen, sich ins Auto setzen und zur Einkaufstour nach Leipzig fahren. Die Damen haben schon lange keinen Wunsch materieller Art mehr geäußert. Deshalb erfüllen sie sich jenen eben gemeinsam am Vormittag des heiligen Abends. „Ich lasse mich dann gern überraschen“, sagte Hentke lächelnd.

Und vielleicht hat es zur Überraschung des Festes ja diesmal einen Kimono gegeben. Einen schönen bunten. Kombiniert mit den schwarzen und kurzen Haaren Hentkes ist die traditionelle japanische Frau dann quasi perfekt. Das würde in jedem Fall für 2020 passen.

Was auch immer sich in Leipzig auftreiben lässt: Die Schwimmerin vom SC Magdeburg hat fürs neue Jahr letztlich nur diesen Wunsch: „Ich möchte gesund bleiben“, sagt sie. Gesund bleiben und schnell genug sein für die Olympischen Spiele in Tokio, in Japan, dem Land des Kimonos, im nächsten Juli. Ihren zweiten.

Darauf bereitet sie sich seit mittlerweile dreieinhalb Jahren vor. Und darauf zielte zuletzt ein besonderes Training ab. „Wir haben in den drei Wochen vor Weihnachten extrem hart trainiert“, erklärt Hentke: „viele Umfänge, viele Intensitäten, viel Krafttraining.“ Was neulich, am Rande des 15. Pokalschwimmens in der heimischen Elbehalle, zu ihrer Feststellung führte: „Ich bin sehr müde.“ Und was dann auch im Wasser deutlich wurde.

Die 30-Jährige hatte bei ihrem ersten Langbahn-Wettkampf nach der Sommerpause über 400 Meter Lagen nach 5:01,64 Minuten, über 200 Meter Schmetterling nach 2:12,03 Minuten angeschlagen. Das sind für sie quasi keine Ergebnisse. Aber davor, dazwischen und danach hat Hentke die Langhantel gestemmt – 45 Kilogramm schwer, acht bis zehn Wiederholungen. Und in den beiden Woche zuvor schwamm sie jeweils 75 Kilometer in der Summe aller Einheiten. „Ich bin froh, dass ich keine Bombenzeiten erzielt habe“, erklärt Hentke. „Das zeigt, dass das Training genauso gewirkt hat, wie es wirken sollte.“

Was Coach Bernd Berkhahn von ihr und allen anderen Schützlingen sehen wollte: ob sie unter dieser Ermüdung auf der letzten Bahn noch technisch sauber schwimmen. Hentke resümierte die 200 Meter Schmetterling jedenfalls: „Das war besser, als ich gedacht habe. Ich bin nicht total krachen gegangen.“

Das ist sie auch während der Kurzbahn-Saison nicht – nicht in Indianapolis, nicht in Neapel, nicht in London, wo sie für die Aqua Centurions in der Profiliga ISL angetreten ist. „Das war ein cooles Event und hat Spaß gemacht. Aber es ist eher auf Sprinter ausgerichtet, die können dabei mehr Geld verdienen als Mittel- oder Langstreckler“, meint sie zur vergleichsweise kleineren Anzahl ihrer Einsätze. Deshalb war Hentke recht froh, dass sie zum Finale nach Las Vegas nicht mehr reisen musste. Aufwand und Stress wären groß gewesen. „Jetzt kann ich über Weihnachten entspannen und dann meine Qualifikation für Olympia angehen.“

Und wieder hart trainieren für 2:08,43 Minuten auf ihrer Paradestrecke. Diese Zeit muss die Vierte der jüngsten Weltmeisterschaft für Tokio liefern. Mit der SCM-Trainingsgruppe reiste sie am vergangenen Sonnabend nach Las Palmas auf Gran Canaria. Für zehn Tage. „Das wird nicht ohne“, ist sich Hentke sicher. Aber es soll sich letztlich auszahlen. Auch für den Kimono.