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Bobsport Krenz will Glänzendes aus Whistler mitbringen

Bobanschieber Paul Krenz vom Mitteldeutschen Sportclub will bei seiner WM-Premiere Edelmetall gewinnen.

Von Daniel Hübner 01.03.2019, 13:20

Whistler/Magdeburg l In den Tagen vor der Weltmeisterschaft hat Paul Krenz nicht nur an Bobsport gedacht. So war auf seiner Facebook-Seite ein kurzes Video zu sehen, wie der Anschieber vom Mitteldeutschen Sportclub (MSC) mit Tochter Lina über eine Tartanbahn flitzt. „Miss you“, schrieb Krenz zum Video. „Ich vermisse dich.“

Es ist eine kleine Geschichte aus dem Kapitel Entbehrungen eines Leistungssportlers, der viele Wochen weit weg von der Heimat seinem Job nachgehen muss, darf und kann und letztlich allenfalls vom Erfolg getröstet wird. Und Krenz strebt einen Erfolg ab diesem Wochenende bei der WM in Whistler (Kanada) an. Dort darf er sein. Nach seiner ersten Weltcup-Saison überhaupt.

Was bisher geschah: Krenz fuhr zu seinem ersten Weltcup-Sieg im Vierer des Piloten Nico Walther, das war in Winterberg. In Altenberg folgte Rang drei. In Calgary (Kanada), auf der letzten Station am vergangenen Wochenende der zweite Rang. Nur im Zweier sind der Oberbärenburger Walther (28) und Krenz bislang nicht aufs Podest gekommen. Walther sprach deshalb für beide, als er vorausblickte: „Unser größter Traum wäre es, bei der WM ein Wörtchen um die Plätze eins bis drei mitsprechen zu können.“ An diesem Sonnabend, 2 Uhr mitteleuropäischer Zeit, wird der erste von vier Wertungsläufen im kleinen Schlitten gestartet.

MSC-Trainer Norman Dannhauer meinte: „Sie würden im Zweier überraschen, wenn sie um Medaillen mitkämpfen könnten.“ Und das zum Beispiel gegen einen Francesco Friedrich mit seinem Anschieber Thorsten Margis (SV Halle): die Olympiasieger, die Gesamt-Weltcupsieger, die mit acht Erfolgen aus acht Rennen Historisches geleistet haben in diesem Winter. Krenz selbst klang mit Rückblick auf die jüngsten Weltcups und mit Ausblick auf die Zweier-Läufe in Whistler ebenfalls eher skeptisch: „Mit den Startzeiten war ich zuletzt eher unzufrieden, aber dafür gibt es ja auch einen Grund.“

Der Grund heißt Walther, der zuletzt an einer Muskelverletzung im Oberschenkel laborierte, selbst kein Risiko am Start eingehen wollte. Im Ergebnis bedeutete das: Friedrich/Margis waren auf den ersten Metern bis zu zwei Zehntelsekunden schneller. Das ist eine Welt. Aber der 27-jährige Krenz ist sich auch sicher: „Bis zur WM kommen bei Nico die 100 Prozent.“ Vielleicht noch nicht bis zum Zweier-, sondern bis zum Vierer-Wettbewerb ein Wochenende später. Dort erwartet dann auch Dannhauer mehr: „Für Paul sehe ich die größten Medaillenchancen im großen Schlitten“, sagte der 39-Jährige.

Und dann geht es auch immer noch um Whistler, um die Olympiabahn von 2010, 1450 Meter lang. WM-Topfavorit Friedrich hat zum Eiskanal mit 16 Kurven erklärt: „In Whistler erwartet uns eine richtig spektakuläre Bahn mit Geschwindigkeiten über 150 km/h.“ Dannhauer ergänzte: „Da muss man in allen vier Läufen richtig wach sein, sonst kann man schnell auf der Seite liegen.“

Der MSC-Trainer muss es wissen. Er selbst ist ein ehemaliger Anschieber. „Bei einer Trainingswoche 2009 in Whistler hatte ich den einzigen Sturz in meiner Karriere im Vierer von André Lange.“ Und der ist mit viermal Gold und einmal Silber bei Winterspielen immerhin der erfolgreichste Bobfahrer aller Zeiten. Aber von einem Sturz will Krenz nach der Rückkehr von seiner WM-Premiere Tochter Lina sicher nichts erzählen. Er will lieber Glänzendes mitbringen, damit die Kinderaugen leuchten.