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Bobsport Sturz ins Glück

Anschieber Paul Krenz´vom MSC hat es trotz einer Fußfraktur zum Start bei der WM in Altenberg geschafft.

Von Daniel Hübner 22.02.2020, 00:01

Magdeburg l Paul Krenz hat es ein „kleines Wunder“ genannt. Man ist sogar geneigt, es als ein großes Wunder zu bezeichnen, dass der Anschieber vom Mitteldeutschen Sportclub (MSC) es doch noch zur Weltmeisterschaft nach Altenberg geschafft hat. Am nächsten Wochenende wird der 28-Jährige also den Vierer des Piloten Nico Walther anschieben. Krenz sagt: „Vor zwei Wochen konnte ich noch nicht mal laufen. Deshalb hatte ich im Kopf schon mit der WM abgeschlossen.“

Nicht nur er. Auch sein Arzt hatte mit diesem Wunder praktisch nicht gerechnet. „Der Arzt meines Vertrauens hatte die Prognose abgegeben, dass es zu 80 Prozent nichts wird.“ Nicht nach dem neuerlichen Sturz des großen Walther-Schlittens beim Weltcup in Innsbruck (Österreich) Mitte Januar, als sich Krenz eine Knochenfraktur im linken Fuß zugezogen hatte. Es war der zweite Unfall für das Team nach dem Training im Oktober in Altenberg, der sogar die Absage der ersten beiden Weltcups zur Folge hatte. „So viele Stürze wie in diesem Winter hatte ich in meiner Karriere noch nicht“, sagt Krenz. Und seine Karriere als Anschieber hatte der ehemalige Judoka vor sechs Jahren begonnen. Seit 2016 ist er beim MSC.

Komplett ausgeheilt ist der Fuß nicht, natürlich nicht. Trotz aller Reha-Maßnahmen. „Mir ging es aber darum, dass ich ihn schmerzfrei belasten kann“, berichtet Krenz. Noch vor zehn Tagen teilte der Bob- und Schlittenverband (BSD) mit, dass sich Bundestrainer René Spies erst kurz vor den Titelkämpfen zwischen dem ebenfalls angeschlagenen Joshua Bluhm und eben Krenz entscheiden werde. Dann musste Krenz zum Anschubtest, blieb im Sprint nur sechs Hundertstelsekunden über seiner Bestzeit. „Wichtig war, dass ich nicht allzu weit weg bin von den anderen“, sagt Krenz. „Das habe ich gut geschafft.“

Den Zweier-Wettbewerb in Altenberg an diesem Wochenende schaut er sich noch zu Hause in Erfurt am Bildschirm an. Wenn er nicht gerade trainiert. Krenz gilt als „Fleißbiene“ in allen Kraft- und Athletikeinheiten. „Für beide Schlitten wäre ein Start nicht infrage gekommen“, erklärt er. Dazu wäre die Belastung einfach zu groß gewesen. Deshalb geht Bluhm heute und morgen mit Walther ins Rennen.

Im Zweier hatte er bei den Titelkämpfen im vergangenen Jahr mit Walther Bronze gewonnen. Diesmal, bei seiner dritten WM, will er im „sehr gut eingespielten Team“ im großen Schlitten die Chance nutzen und ins Medaillenglück stürzen, obwohl Walther & Co. erst in der letzten Wochen entsprechende Geräte dafür getestet haben. Krenz wird also denken, was sein Pilot vor der WM zu Protokoll gegeben hat: „Ich denke, wenn wir mit einer Medaille nach Hause gehen, können wir sehr zufrieden sein.“