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Mein Olympia Ohne Mütze kein Fußball

In Pyeongchang laufen die Winterspiele - trotzdem sind die kalten Temperaturen ein Dauerthema.

Von Lars Becker 13.02.2018, 23:01

Sohee steht bei minus elf Grad an der Skisprungschanze. Ohne Mütze. Ihre langen schwarzen Haare wehen im eisigen Wind. Und die junge Frau in der typischen Uniform der Volunteers friert. „Es ist soooo kalt“, sagt sie. Eine Mütze will sie trotzdem nicht aufsetzen. Schließlich will man ja auch gut aussehen bei diesem Ereignis.

Vielleicht ist das auch ein Grund, warum so wenige Zuschauer bei den Outdoor-Wettbewerben in Pyeongchang zu sehen sind. Weil sie einfach keine Mütze aufsetzen wollen. Sohee berichtet, dass diese Gefrierschrank-Temperaturen selbst in dieser Jahreszeit für Südkorea ungewöhnlich sind. Und das die meisten ihrer Landsleute eben noch nie so etwas Verrücktes wie Skispringen gesehen hätten.

Die Studentin selbst ist immerhin schon mal Alpinski gefahren. Dass es auch so etwas wie Skilanglauf gibt, weiß sie nur, weil gleich neben den Schanzen die Olympiastrecken der Loipen-Spezialisten verlaufen. Eigentlich, so erzählt Sohee, interessiere sie sich nur für Fußball. Sie ist Fan des Erstligisten Gangwon FC. Der hat übrigens bis Oktober letzten genau dort seine Heimspiele ausgetragen, wo die Frau mit den langen dunklen Haaren gerade steht. Der Auslauf der Olympiaschanzen ist ein Fußballstadion. Allerdings nur im Sommer. Wenn man keine Mütze braucht.

Lars Becker (48) ist freier Journalist aus München und zum zwölften Mal bei Olympischen Spielen dabei, davon zum sechsten Mal bei Winterspielen. Lieblingssport: Skicross wegen der Action – und weil seine Kinder es auch gern fahren.