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Rodeln Eggert fliegt wieder durch die Eiskanäle

Neuer Schlitten, neues Glück: Wie der Ilsenburger Doppelsitzer-Pilot Toni Eggert die Weltcup-Saison angeht.

Von Daniel Hübner 20.11.2019, 00:01

Ilsenburg l Vielleicht zaubert diese Situation einem Toni Eggert ein Lächeln ins Gesicht, aber den Rennkommissaren des Rodel-Weltverbandes (FIL) dürfte das weniger schmecken. Man muss sich also vorstellen, wie der Ilsenburger mit seinem Sportgerät vor den Hütern des Regelwerks tritt und sagt: „Das ist mein neuer Schlitten.“ Und wie er dann stolz erzählt von den vielen Stunden der nächtlichen Tüftelei, von den Trainingsfahrten in den verschiedenen Eiskanälen. Wie Eggert erklärt: „Der Schlitten ist schnell, richtig schnell.“

Was er erwarten könnte, aber nie erhalten würde, ist Applaus. Einen Preis für den besten Handwerker gibt es in diesem Zirkus nicht. Vielmehr würden die Mitglieder der Kommission ein langes Gesicht allein aufgrund der Gewissheit ziehen: Baut Eggert mal wieder einen neuen Schlitten, muss das Regelwerk überdacht werden.

So oder so ähnlich ist es schon passiert, hat Eggert Anfang Oktober berichtet. Damals im Luftfahrtmuseum in Wernigerode, beim neuen Sponsor des 31-Jährigen. Was natürlich ganz zu ihm passt. Eggert ist leidenschaftlicher Pilot, Kunstpilot, inzwischen auch Fluglehrer. Und in dieser Hinsicht auf die Zukunft nach der Karriere bedacht: Mit Vater Sven baut er nämlich eine Flugschule in Ballenstedt auf.

Eggert bleibt aber noch lange ein leidenschaftlicher Rodel-Pilot. Im Doppelsitzer mit Sascha Benecken, mit dem er in die zehnte Saison startet. Ab 23./24. November fliegen sie wieder durch die internationalen Eiskanäle. Erster Stopp: Der Weltcup in Innsbruck-Igls (Österreich), wo dem Duo eine Landung in der Spitze prophezeit werden darf. Immerhin haben Eggert/Benecken bis zum zweiten Rang in der vergangenen Saison dort fünfmal in Folge gewonnen. 2017 sogar den Weltmeistertitel, den sie im letzten Winter in Winterberg verteidigten.

Wie der Rausch der Geschwindigkeit hat Eggert von jeher der Schlittenbau fasziniert. Selbst wenn der Beobachter dachte, es geht nicht schneller, werkelte er weiter an einer noch schnellere Zukunft. „Ich habe eine große Schwäche, ich kann nicht verlieren“, hat Eggert lächelnd erklärt. Und er hat „einen Hang zum Perfektionismus, deswegen bin ich immer auf der Suche nach dem Optimum“.

Das Optimum war dem Weltverband dann zwei-, dreimal groß genug, um es in seinem Regelwerk zu verewigen. Beispiel: Eggert hat sein Gerät einmal so gebaut, dass es die Lichtschranke am Start später auslöste als bei allen anderen. Zwei Hundertstelsekunden hatte ihm das gebracht. Das ist viel in einem Sport, in dem es um Tausendstel geht. „Später haben andere auch so gebaut“, erklärt Eggert, „nachdem das Reglement geändert wurde.“

So bastelt Eggert immer wieder aufs Neue an einen entscheidenden Vorteil, der ihn und Benecken bei den Winterspielen 2022 endgültig auf den Olymp spülen soll. In diesem Winter geht es beiden um das WM-Triple, das sie bei der Weltmeisterschaft in Sotschi (Russland) anpeilen.

In einem Eiskanal also, der Eggert/Benecken bei den Olympischen Spielen 2014 einige Turbulenzen und Rang acht bescherte. Doch mit dem neuen Schlitten wollen sie diesmal sicher auf dem Gold-Rang landen.