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Sportpolitik In Sachsen-Anhalts Sportbund endet eine Ära

Andreas Silbersack kandidiert nicht mehr als Präsident. Als Nachfolgerin liegt eine Olympiasiegerin hoch im Kurs.

Von Christian Elsaeßer 22.11.2019, 00:01

Halle l Der Jetlag war Andreas Silbersack kaum anzumerken. Anfang der Woche war der Präsident des Landessportbundes aus Tokio zurückgekehrt. Dort hatte er in seiner Funktion als Vizepräsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) an einer Konferenz der Breitensport-Organisation Tafisa teilgenommen. Trotzdem saß der 52-Jährige am Dienstagmorgen bereits wieder im Auto, eilte zu Terminen – und blickte im Gespräch mit der Volksstimme mit großer Zufriedenheit auf elf Jahre an der LSB-Spitze zurück. Eine Ära, die morgen zu Ende geht.

Der Landessportbund wird in Bernburg auf einem Außerordentlichen Landessporttag einen neuen Präsidenten wählen. Oder vermutlich besser: Eine Präsidentin, denn Speerwurf-Olympiasiegerin Silke Renk-Lange gilt als Favoritin, wird womöglich sogar die einzige Kandidatin sein.

Silbersack zieht sich mit großer Zufriedenheit zurück. Denn: „Es ist uns gelungen, ein Boot in Schieflage wieder aufzurichten und in Fahrt zu bringen“, sagt er im Rückblick.

Was man unterschreiben kann. Als Silbersack 2008 „wie die Jungfrau zum Kinde“ kam, sprich ins Präsidentenamt gehievt wurde, war der LSB hirntot, sah sich nach einem Finanzskandal Millionenforderungen des Landes gegenüber. „Die erste Frage, die wir zu klären hatten, war die, ob der LSB in die Insolvenz geht oder nicht“, erinnert sich Silbersack. Und es war auch das politische Geschick des Präsidenten, dass das nicht geschah. Doch er sagt auch: „Die ersten Jahre waren wirklich ein Stahlbad, die Arbeit für den LSB hat in den Anfangsjahren bestimmt 20 Stunden pro Woche eingenommen.“ Im Ehrenamt.

Finanziell ist der LSB heute wieder gut aufgestellt. Oder wie Silbersack sagt: „Wir haben Ruhe in der Struktur. Es gibt andere Landessportbünde, die unsere Strukturen zum Vorbild nehmen, zum Beispiel, wenn es um die Trennung von Hauptamt und Ehrenamt geht.“

Neben der Konsolidierung liegt genau darin ein weiteres Verdienst von Andreas Silbersack. Tatsächlich hatte der Sachsen-Anhalter Sport noch nie ein so großes bundespolitisches Gewicht. Silbersack war über Jahre auch Sprecher der Landessportbünde, seit dieser Wahlperiode ist er im DOSB-Präsidium, als Vizepräsident Breitensport. Und mit Petra Tzschoppe ist eine weitere LSB-Funktionärin auch DOSB-Vize. „Wir haben wahnsinnig an Reputation zugelegt“, sagt Silbersack. „Heute wird Sachsen-Anhalt auch auf bundesdeutscher Ebene in der Sportpolitik wahrgenommen.“

In dieser Sportpolitik wird sich Andreas Silbersack künftig mehr auf seine DOSB-Aufgaben konzentrieren. Man kann die Teilnahme am Tafisa-Kongress eine Woche vor dem Ende seiner Amtszeit im Land als symbolisch betrachten.

Tokio statt Osterburg also? Silbersack muss lachen. „Nein“, sagt der scheidende Präsident, „es gibt so viele menschlichen Beziehungen, die ich aufgebaut habe. Ich habe das Land und die Landespolitik kennengelernt und weiß heute, wie wichtig Sport für unser Land ist. Die elf Jahre haben mich persönlich unglaublich weitergebracht. Deshalb werde ich dem LSB immer verbunden bleiben.“

Wofür der Landessportbund morgen wohl auch ganz offiziell Sorge tragen wird. Denn als siebten Punkt sieht die Tagesordnung einen Beschluss vor mit der Überschrift „Ernennung eines weiteren Ehrenpräsidenten“. Man muss kein Prophet sein, um zu erraten, um wen es dabei geht. Und auch wenn Andreas Silbersack die Planungen zu diesem Tagesordnungspunkt nicht kennt, sagt er: „Wenn es dabei um mich gehen sollte, würde ich es als große Anerkennung meiner Arbeit verstehen.“