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Boxen SES-Star Ramona Kühne verteidigt nach langer Verletzungspause ihre drei WM-Titel erfolgreich / Kein Mitleid für "leichte" Brasilianerin Streuselschnecke und "Schmatzer" für ein gelungenes Comeback

Von Janette Beck 04.03.2013, 01:24

Potsdam l Eine Streuselschnecke von der Cousine, ein dicker "Schmatzer" vom Landesvater und einer vom Ehemann und Trainer Stephan, garniert mit einem Klaps aufs knackige Hinterteil - diesen Lohn strich Ramona Kühne nach getaner Arbeit sicher gern ein, denn er war redlich verdient.

Als die alte und neue dreifache Weltmeisterin im Superfedergewicht am Sonntag kurz nach Mitternacht im Ring die Glückwünsche vom brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck entgegennahm, da war ihr die Erleichterung anzusehen. "Mir fällt ein Riesenstein vom Herzen, und ich bin überglücklich, dass es nach 13 Monaten Reha und Kampf zurück in den Ring doch besser ging als ich dachte", erklärte die Lokalmatadoren im Glitterregen, der vom Hallendach der ausverkauften Potsdamer MBS-Arena rieselte.

In der Tat hatte die 33-jährige Titelverteidigerin vom veranstaltenden Magdeburger Boxstall im Ring ein leichtes Spiel mit ihrer brasilianischen Herausforderin Halanna dos Santos. Das überaus klare Urteil der Ringrichter (100:90, 100:90, 99:91) war ein Spiegelbild von Kühnes Überlegenheit und Dominanz. Zwar benötigte sie nach der mehr als einjährigen verletzungsbedingten Wettkampfpause offensichtlich zwei, drei Runden, um das Gefühl für den Ring und ihr Gegenüber zu bekommen, aber als auch ihr lädiertes Knie das Signal gab: "Alles okay, keine Schmerzen!", da übernahm die alte, als schlag- und deckungsstark bekannte Ramona das Kommando. "Die Bandage ist eigentlich nur eine Kopfstütze, noch ein, zwei Kämpfe, dann kann ich sie wohl weglassen", erklärte das Energiebündel mit Blick auf das durch einen Kreuzbandriss in Mitleidenschaft gezogene, gut verpackte Knie.

Mit wachsender Sicherheit hatte Kühne ihre zehn Jahre jüngere, um Körpergröße und Reichweite überlegende Gegnerin in der Ecke. So verpufften dos Santos\' vermeintliche Vorteile wirkungslos. "Ich hätte eigentlich mit mehr Gegenwehr gerechnet. Immerhin war Halanna mit einer super K.o.-Quote angereist. Aber ich muss sagen, ich habe jede Hand kommen sehen, und keine einzige war gefährlich." Um so mehr ärgerte sie sich dar-über, dass es nicht zur vorzeitigen Sieg gereicht habe: "Ich hätte sie schon ganz gerne vorzeitig besiegt, aber da wollte ich vielleicht auch zu viel, habe nicht richtig nachgesetzt. Oder wie wir Boxer sagen: Sie war zu faul zu fallen ...", schmunzelte Kühne.

Die schmale Brasilianerin, angereist nach Aussage von SES-Promoter Ulf Steinforth "ohne Jacke, aber dafür mit zwei Sonnenbrillen", erklärte ihre Niederlage unter anderem mit einer leichten Erkältung und dem geringeren Körpergewicht. 56,3 + Kilogramm hatte sie auf die Waage gebracht, Kühne reizte das Limit (58,967) mit 58,6 Kilo fast aus. Die Entschuldigung könne sie nicht gelten lassen. "Schließlich wusste jeder vorher, in welcher Gewichtsklasse wir hier antreten. Wenn sie da etwas verschenkt, ist sie selber schuld", zeigte die Siegerin kein Mitleid. Dabei schaute sie genüsslich auf den Rest der Streuselschnecke, den sie während der Pressekonferenz hinter ihren drei WM-Gürteln versteckt hatte, und die sie sich nun "reinpfeifen" wollte. Das sind scheinbar die wahren Freuden einer Weltmeisterin.