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Tischtennis Timo Boll will noch ein paar Jahre mitspielen

Bei den German Open in Magdeburg hat Timo Boll mit der Volksstimme unter anderem über seine Pläne für die Zukunft gesprochen.

Von Anne Toss 14.11.2017, 00:01

Volksstimme: Herr Boll, Sie haben erneut im Finale eines Turniers, das mit Weltklasse-Spielern besetzt war, gestanden. Liebäugeln Sie jetzt damit, doch noch einmal Nummer eins der Welt zu werden?

Timo Boll: Nein. Die Nummer eins werde ich sicher nicht mehr. Ich arbeite, um mich zu verbessern. Denn das geht immer, auch in meinem Alter. Ich will möglichst lange möglichst gut spielen. Das ist mein einziges Ziel.

Apropos Alter: Im August haben Sie das sogenannte Generationen-Duell gegen den 14-jährigen Japaner Tomokazu Harimoto verloren. Warum erreichen Asiaten oft bereits so früh ihren Leistungshöhepunkt?

Weil sie einfach viel früher beginnen, unter professionellen Bedingungen zu trainieren. Bei uns geht die Schulausbildung vor. Das halte ich als Vater einer Tochter ja grundsätzlich auch für richtig. Dadurch fangen wir Europäer aber eben erst sehr spät mit intensivem Training an.

Neben Harimoto haben auch drei Top-Spieler aus China aufgrund eines Turnier-Boykotts im Vorfeld der German Open für Trubel innerhalb der Szene gesorgt. Wie bewerten Sie diesen Vorfall und die ausgesprochenen Sanktionen?

Ich war damals (Anm. d. Red.: bei den China Open im Juni dieses Jahres) schon sehr überrascht, habe Ma Long noch im Hotel getroffen und gedacht: Na, geht der jetzt noch einkaufen… dabei hat er das Hotel verlassen. Ich maße mir nicht an zu beurteilen, ob das eine geplante oder spontane Aktion war. Ich glaube nur nicht, dass es eine politische Aktion war. Sie haben einfach für ihren Trainer gekämpft. Ob die Sanktionen nun richtig oder falsch sind, will ich nicht beurteilen. Ich bin einfach froh, dass sie dabei waren, da ich mich immer mit den Besten messen will.

Zu den Besten gehört auch Dimitrij Ovtcharov. Haben Sie sich auf das Finalspiel gegen ihn gefreut?

Mir ist es am liebsten, wenn ich erst in einem Finale auf ihn treffe. Weil ich dann sicher bin, dass einer von uns gewinnt. Er ist ein sehr unbequemer Gegner, fordert einen bis aufs Letzte. Deshalb spiele ich nicht so gerne gegen ihn.

Gibt es bereits Pläne für die Zeit nach Ihrer aktiven Karriere?

Ja, natürlich. Ich werde im Tischtennis bleiben, das ist sicher. Zum Jahresende kommt das Web-Portal „Timo Boll Webcoach“ auf den Markt, zuerst in Deutsch, künftig auch in Englisch und irgendwann in Chinesisch. Über das Portal kann jeder, ob Profi oder Hobbyspieler, nach meinen Anleitungen trainieren. In die Planung und Entwicklung habe ich in den letzten Monaten sehr viel Energie gesteckt und hoffe, dass der Markt es gut annimmt. Zudem werde ich meinen Sponsoren treu bleiben. Und meine Familie soll natürlich auch etwas mehr von mir haben. Langweilig wird mir jedenfalls nicht werden. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Ein paar Jahre will ich noch professionell an der Platte stehen.

Vielleicht sieht man Sie dann ja auch im TV wieder wie zuletzt bei „Beginner gegen Gewinner“, als Sie mit einer Bratpfanne Tischtennis gespielt haben ...

Das war eine witzige Sache und Werbung für unsere Sportart. Pro Sieben hat nicht unbedingt den Tischtennis-Fan als Zuschauer. Deshalb habe ich mich und die Sportart einer neuen und jungen Zielgruppe präsentiert.