Handball Treffen von alten Bekannten
Am Sonnabend um 19 Uhr müssen die Oberliga-Handballer vom HV Staßfurt im Derby in Köthen ran. Es ist ein Duell mit viel Tradition.
Staßfurt/Köthen l Sebastian Retting erinnert sich noch genau. „Es war Mai, über 30 Grad in der Halle“, sagt der Rückraumspieler vom Handball-Oberligisten HV Staßfurt. Die Freude war unbändig groß. Die feurige Heinz-Fricke-Sporthalle in Köthen war ausnahmsweise ruhiggestellt. Nur die Staßfurter jubelten. Es war 2005, die dritte Liga hieß noch Regionalliga, und Concordia Staßfurt – der Vorgänger vom heutigen HV Rot-Weiss – gewann das Derby in Köthen. Bis heute ist es der einzige Staßfurter Sieg in Köthen. Das ist also ganz schön lange her.
Warum aber eigentlich Derby? Die Städte liegen nicht mal im gleichen Landkreis. „Das ist so gewachsen“, erklärt Retting. „Auch, weil viele Spieler zwischen den Vereinen hin- und her wechselten.“ Man kennt sich eben. Morgen müssen die Staßfurter wieder nach Köthen. Für einige ist es ein Treffen mit alten Bekannten.
Der 32-Jährige spielte von 2008 bis 2010 in Köthen. Aus dem heutigen Köthener Kader kennt er noch Martin Lux, René Uelsmann, Robert Kreller und Sebastian Loske. „Das war eine schöne Zeit. Über die Jahre ist der Kontakt ein bisschen eingeschlafen, aber man sieht sich mal im Urlaub auf Mallorca. Ich werde Hallo sagen in der Kabine und danach ein Bierchen mit den Köthenern trinken“, sagt Retting. Er findet: „Im Positionsangriff ist Köthen nicht besser, aber sie haben unheimlich erfahrene Leute.“ René Uelsmann bezeichnet er als „Phänomen. Es gibt bessere Kreisläufer als er, aber er holt jeden Abpraller. Das ist so ekelhaft.“ In der ewigen Torschützenliste ist Uelsmann Erster. „So langsam reicht es“, sagt Retting lachend.
Auch der Präsident vom HV Rot-Weiss hat Köthener Vergangenheit. In der Saison 2004/2005, Schliwa hatte seine Handball-Karriere schon beendet, folgte er dem Köthener Lockruf. „Köthen hatte ein Torwartproblem und ich nichts besseres zu tun“, erinnert er sich. Aber Schliwa ist natürlich durch und durch Staßfurter, auch am Sonnabend. Er erinnert sich gern an das Jahr 1996. „Im letzten Saisonspiel haben wir gegen Köthen den Aufstieg in die Regionalliga klar gemacht. Das waren immer brisante Duelle.“ Morgen in Köthen muss die Mannschaft „die Konter der Köthener vermeiden. Dann ist was möglich.“
Viele Erinnerungen an Köthen hat Lampe nicht. Aber doch: Der 31-Jährige Linksaußen lief in der Saison 2007/2008 mal eine Saison für Köthen auf. 23 Tore in sieben Spielen sind Lampe damals geglückt. Durch ein Zweitspielrecht sollte der Jungspund, der damals in Diensten von Zweitligist Anhalt Bernburg stand, Erfahrungen sammeln. Dazu kam es aber kaum. Er riss sich das Kreuzband, damit war auch das Intermezzo in Köthen beendet. Aber er kennt die Halle. „Wenn die voll ist, ist das Publikum eigentlich immer ein Faktor. Wir müssen dafür sorgen, dass es nicht soweit kommt.“ Seine Marschroute für das Spiel heute: „Selbst wenig Fehler machen, nicht überhastet Bälle wegwerfen, geduldig sein.“ Aber auch er weiß ganz genau, was ihn in Köthen spielerisch erwartet. „Köthen hat eine sehr große Abwehr, verteidigt sehr körperlich. Es wird ein interessantes Spiel. Aber wir sind guter Dinge.“
Ein Litauer trainiert die HG 85 Köthen. Der 36-Jährige hatte im Sommer die Geschicke beim Traditionsverein übernommen. Als Spieler ist Kairis viel rumgekommen in der Region. Aber er weiß ganz genau, wo alles angefangen hat: In Staßfurt nämlich. „Das war meine erste Mannschaft in Deutschland. Das ist eine schöne Erinnerung“, sagt er. Von 2004 bis 2007 spielte Kairis für den Vorgängerverein Concordia. Er kennt heute aber nur ein Ziel gegen seinen alten Verein. „Zuhause will man jedes Spiel gewinnen“, sagt er. Er warnt aber auch. „Staßfurt ist eine gute Mannschaft. Mit Oliver Jacobi, Nils Hähnel und Stefan Secara, der gut die Bälle verteilt, haben sie gefährliche Spieler. Staßfurt hat gute und erfahrene Leute. Das waren immer harte Spiele gegen Staßfurt.“
Für den 29-jährigen Linksaußen von der HG 85 Köthen geht es gegen die Mannschaft aus seiner Geburtsstadt. „Ich habe in Staßfurt das Handball-Spiel erlernt. Bis zur D-Jugend habe ich dort gespielt“, sagt der kleine Bruder von Claus Luther, der in Köthen zu den erfahrensten und besten Spielern gehört. „Ich mag die Zeit nicht missen.“ Luther spielte einst mit Oliver Jacobi zusammen. Auch zu Sebastian Retting pflegt er ein harmonisches Verhältnis. Luther spielt das zweite Jahr in Köthen, vorher war er in Halle. Heute ist er nur noch selten in Staßfurt. Aber die Ehemaligentreffen lässt er sich nicht entgehen, obwohl er ja noch spielt.