"Was heißt zufrieden?"
St. Moritz l Müde sieht er aus. Ernüchtert resümiert er sein Ergebnis. Dort oben am Zielhaus auf 1800 Metern über dem Meeresspiegel. "Der erste Lauf war wirklich gut, danach war ich noch Neunter, beim zweiten Lauf habe ich Zeit verloren, als ich die Kante am Horse-Shoe berührt habe. Der dritte Lauf war nichts, der vierte war für mich ein guter Abschluss der Weltmeisterschaften": Das alles fasst Christopher Grotheer im 16. Platz zusammen, den er bei seinen ersten WM bei den "Großen" am Sonnabend in St. Moritz (Schweiz) erreichte.
Der einzige, der die deutsche Ehre noch retten konnte, das war der 28-jährige Frank Rommel mit dem fünften Rang, zeitgleich mit John Daly (USA). Eine Woche zuvor hatten die Frauen durch Marion Thees (Friedrichroda) Platz acht als bestes Ergebnis erzielt. Es war sogar von einem "Debakel" des Teams zu lesen. Grotheer drückt sich freundlicher aus, er sagt zur Bilanz: "Es ist ein bisschen traurig." Bundestrainer Jens Müller erklärte es technisch: "Die Bahn war so gut präpariert, dass ein Rückstand nach dem Start kaum noch aufgeholt werden konnte."
Als Grotheer sein Resümee zog, hatte er längst wieder eine klare Sicht auf die Dinge, die Schneewolken hatten sich verzogen. "Es waren faire Bedingungen, alle mussten damit klarkommen", versuchte der Wernigeröder erst gar nicht, die Leistung von der neuen weißen Pracht, die sich am Morgen über die Bahn gelegt hatte, zu erklären. Vielmehr stellte er fest: "Die anderen Nationen sind wieder stärker aufgetreten." Allen voran waren es diesmal die Russen, für die Alexander Tretjakow den WM-Titel holte. Zum zweiten Mal in dieser Saison musste sich der Weltcup-Seriensieger Martins Dukurs damit geschlagen geben.
Aber macht es nicht Mut für die Zukunft, dass gerade der starke Lette mal das Nachsehen hatte? "Das zeigt auf jeden Fall, dass er auch schlagbar ist", bestätigt Grotheer. "Aber dazu müssen auf jeden Fall die Startzeiten passen und natürlich die Fahrten." Das konnte letztlich nur Tretjakow bei diesen Titelkämpfen besser.
Für Grotheer geht schon heute die Reise weiter nach Sotschi, zur internationalen Trainingswoche. Mit Alexander Gassner, der am Samstag 18. wurde, wird er ein Stechen darum fahren, wer letztlich auch im Weltcup in der Olympiastadt von 2014 starten darf. Grotheer ist die achtwöchige verletzungsbedingte Pause (Oberschenkel) während der Vorbereitung im vergangenen Sommer inzwischen anzumerken. Er weiß, dass er für eine komplette Saison nicht alle Kräfte beisammen hat.
Was also heißt zufrieden? Grotheer ist Junioren-Weltmeister geworden und er hat einen dritten Platz im Weltcup erzielt. "Ich denke, das war für meine erste Saison ganz gut", erklärt er. Und woran er noch arbeiten muss, das weiß er auch: "Wir wollen in der Vorbereitung auf die nächste Saison Martins Dukurs eine Zehntelsekunde am Start näherkommen." Mit 20 Jahren hat er noch viele Ziele.