Boxen Intensivierte Zusammenarbeit mit Mentalcoach Jörg Schmietendorf soll gegen Abraham Früchte tragen Was sich zwischen Stieglitz\' Ohren abspielt ...
Magdeburg l "Gewonnen oder verloren wird zwischen den Ohren." Diesen Leitspruch hat Ex-Boxweltmeister Robert Stieglitz in den letzten Wochen so oft gehört, dass er ihn inzwischen im Schlaf herbeten kann. Ob der Magdeburger aber verstanden und verinnerlicht hat, was ihm sein Mental- und Motivationstrainer Jörg Schmietendorf in etlichen Mußestunden an die Hand gegeben hat, wird sich in der Nacht zum Sonntag in der Magdeburger Getec-Arena zeigen. Dann nämlich, wenn sich der entthronte Champion auf seine Mission begibt, die an Arthur Abraham "verliehene" WM-Krone zurückzuholen.
Schmietendorf, der seit fast 20 Jahren das Feld "Training, Coaching und Management" beackert, ist felsenfest davon überzeugt: "Dieses Rematch wird definitiv im Kopf entschieden. Denn wenn es danach geht, wer der bessere Boxer ist, dann hätte Robert schon in Berlin gewinnen müssen."
Hat Stieglitz aber nicht, sondern er hat seine Linie verloren, die Taktik nicht umgesetzt und so einstimmig nach Punkten verloren. Und das alles einzusehen, sei ihm sehr schwergefallen, verrät Schmietendorf: "Robert hat sich trotz allem als Sieger gefühlt. Und mit dem verklärten Selbstbild hatten wir zunächst ein Problem, denn es hat gewisse Dinge blockiert", blickt der gelernte Diplomingenieur, der das psychologische Rüstzeug durch ein Studium in Mannheim erworben hat, zurück. Der 51-Jährige, der Stieglitz bis dahin vor allem bei Problemen im privaten Umfeld mit Rat und Tat zur Seite gestanden hatte, saß in Berlin am Ring. Und er hatte erkannt. "Da hat einiges nicht gepasst, gerade was das Zusammenwirken Trainer-Athlet in der Ecke betraf."
Bei SES-Promoter Ulf Steinforth rannte Schmietendorf offene Türen ein. "Ich war sofort dafür, die Zusammenarbeit zu intensivieren. Denn natürlich weiß auch ich, wie wichtig es ist, dass meine Jungs im Kopf klar sind. Das ist mehr als die halbe Miete. Also, nur zu!" Es folgten intensive Gespräche, zudem wurde der Kampf wieder und wieder per Video analysiert und sowohl Trainer Dirk Dzemski als auch sein Schützling bekamen so vor Augen geführt, was verkehrt läuft. "Der Trainer stand den Dingen gleich offen gegenüber. Aber auch Robert begann sich langsam zu öffnen. Und mit der Bereitschaft, Dinge oder Abläufe zu optimieren oder zu verändern, ging vieles auf einmal besser. Die Arbeit trägt mehr und mehr Früchte. Die Ansprache ist klarer, es sind mehr Emotionen im Spiel." Jetzt ist der Mentalcoach "tierisch gespannt", was sich am Samstag zwischen den Ohren seines Schützlings abspielt ...