Interview der Woche Die Handballer Kevin und Christian Haßbargen über Erinnerungen und die Zukunft "Wir können allemal stolz sein auf das Erreichte"
Leistungsträger, Publikumslieblinge, Erfolgsgaranten: Kevin und Christian Haßbargen verkörpern all das, was den Güsener HC in Sachen Handball zur Spitze im Jerichower Land macht. Im Interview mit Volksstimme-Mitarbeiterin Maria Kurth sprachen die Brüder über die aktuelle Saison, Gemeinsamkeiten und die Zukunft.
Volksstimme: Kevin und Christian Haßbargen, wie beurteilen Sie den bisherigen Saisonverlauf?
Kevin Haßbargen: Wir sind schwer aus den Startlöchern gekommen, 0:8-Punkte zum Auftakt waren alles andere als überragend. Im Angriff und generell im Zusammenspiel hat einiges nicht funktioniert. Die Mannschaft musste sich erst einmal wieder finden. Im Großen und Ganzen können wir aber, auch aufgrund der Voraussetzungen, die wir in Güsen haben, zufrieden sein.
"Die Heimspielpleite gegen Seehausen war bitter."
Christian Haßbargen: Vor allem die Heimspielpleite am 2. Spieltag gegen Seehausen war bitter. Damit hatten wir nicht gerechnet, aber ansonsten haben wir die Punkte, die wir holen wollten, geholt. Das Ziel war ein einstelliger Tabellenplatz. Den haben wir im Moment.
Volksstimme: Glauben Sie, dass der verpatzte Start auch damit zusammenhing, dass die Erwartungen nach dem starken sechsten Rang in der Vorsaison größer geworden sind oder waren andere Faktoren dafür verantwortlich?
Christian: An der Saisonvorbereitung lag es nicht, da haben alle gut mitgezogen. Gerade im Angriffsspiel ist einfach nicht viel zusammengekommen.
Kevin: Die anderen Mannschaften wissen mittlerweile wie unser Spiel aussieht. Das beste Beispiel war die Partie gegen Seehausen. Das war zwar ein sehr schlechtes Spiel von uns, aber der Torwart hat unheimlich viele Bälle gehalten, einfach weil die SG sehr gut auf unser Spiel eingestellt war. Im letzten Jahr gehörten wir zum stärksten Angriff der Liga, in dieser Saison hatten wir in den ersten vier Spielen einen Schnitt von ungefähr 23 Toren. Das war unterirdisch.
Volksstimme: Wie sind Sie zum Handball gekommen?
Kevin: In dem Mehrfamilienhaus, in dem wir damals gelebt haben, hat unter anderem auch Robert Klewe gewohnt, der vor uns angefangen hat mit Handballspielen. Er und auch andere Freunde haben uns das Handballspielen dann schmackhaft gemacht. Ich spiele jetzt seit 20 Jahren Handball, habe ungefähr mit zehn Jahren angefangen.
Christian: Ich wollte eigentlich immer zum Fußball, bin dann aber immer zu den Heimspielen der ersten Mannschaft gegangen, die ich lautstark mit der Pauke angefeuert habe. Dann habe ich mich einfach meinem Bruder angeschlossen und angefangen.
Volksstimme: Sie waren beide auch bei den großen Erfolgen, als der GHC von der Nordliga bis in die Oberliga marschierte, dabei. Haben Sie noch Erinnerungen an diese Zeit?
Christian: Natürlich, das war die geilste Zeit überhaupt.
Kevin: Diese Erinnerungen werden immer bleiben. Wir haben damals lange gebraucht, um endlich in die Verbandsliga aufzusteigen. Der i-Punkt war der Durchmarsch in die Oberliga. Vor allem die Aktion auf dem Balkon, als alle Fans unten standen und uns zugejubelt haben, war einmalig. Das war wie im Fernsehen, wenn Bayern München auf dem Rathausbalkon steht und die Trophäe hochhält. So etwas vergisst man nie. Etwas Größeres können wir nicht mehr erreichen.
Volksstimme: Stand ein Vereinswechsel jemals zur Debatte?
Christian: Angebote habe ich schon ein-, zweimal gehabt, aber bis jetzt immer verneint. Ich habe immer gesagt, dass ich meinem Dorf treu bleibe. Wir spielen hochklassig und können allemal stolz sein auf das Erreichte.
Kevin: Man muss dazu sagen, dass Christian auch die Chance gehabt hätte, beim SCM zu spielen. Ich hatte nicht wirklich Angebote, weil ich in der Zeit, als die ersten Jugendlichen zum SCM berufen wurden, schon ein, zwei Jahre zu alt war.
"Wir sind beide sehr ehrgeizig, impulsiv und werden auch mal laut."
Volksstimme: Gibt es charakterlich große Unterschiede zwischen Ihnen?
Christian: Ich würde sagen, dass wir uns kaum unterscheiden. Wir sind beide...
Kevin: ...sehr ehrgeizig,...
Christian: ...impulsiv und werden auch mal laut auf dem Spielfeld,...
Kevin: ...auch wenn es nicht angebracht ist (beide lachen). Wir haben beide lange an einer Niederlage zu knabbern. Ich persönlich gehe dann jede Szene noch einmal im Kopf durch.
Christian: Das geht maximal bis Donnerstag, dann wird sich beim Training wieder auf den nächsten Gegner konzentriert.
Volksstimme: Würden Sie sich wünschen, dass sich die Verantwortung noch auf ein paar mehr Schultern verteilt?
Christian: Wir sind nicht die einzigen Leistungsträger. Zu Nordliga- und Verbandsligazeiten waren wir maximal drei Leute, auf denen das Hauptaugenmerk lag. Jetzt ist noch Chris Hoffmann dazugekommen und auch die Außen und unsere Torhüter bringen ihre Leistungen.
Kevin: Die Verantwortung hat sich im Laufe der Jahre auf mehrere Schultern verteilt, aber die Gegner kennen trotzdem unser Spiel. Ich denke, es kommt daher, dass der GHC spielerisch noch nie die großen Akzente setzen konnte. Auch die früheren Jugendteams waren ihren Gegnern vor allem körperlich überlegen. Ich würde mir wünschen, dass, auch weil wir schon lange zusammenspielen, spielerisch noch mehr Akzente kommen.
Volksstimme: Wie ist es um die Zukunft des GHC bestellt?
Christian: Wir haben zwar drei Nachwuchsteams, aber bis diese Spieler in der ersten Mannschaft spielen können, dauert es noch gut fünf Jahre.
Kevin: Die Jugendarbeit, die geleistet wird, ist großartig. Michael Hoffmann und seine Frau machen einen super Job, aber der Sprung vom Nachwuchs- in den Männerbereich ist natürlich groß. Wie beraten derzeit, wie es weitergeht.