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Weltverbands-Chef Das Hirn hinter der Darts-Party: Barry Hearn

Verkleidungen, Bier und Partystimmung: Was bei der Darts-WM seit Jahren Normalität ist, hat sich Promoter Barry Hearn schon länger genau so vorgestellt. Der Engländer ist mit seinem grenzenlosen Schatz an Ideen die Basis für den Erfolgszug der jungen Sportart.

Von Patrick Reichardt, dpa 30.12.2019, 09:59

London (dpa) - Barry Hearn wirkt wie der jüngste 71-Jährige der Welt.

Wenn der allseits bekannte Gentleman mit den grauen Haaren im perfekt sitzenden Anzug durch den Alexandra Palace von London schlendert, erscheint er bei der Darts-WM nicht wie der Weltverbandsboss der Professional Darts Corporation (PDC), sondern wie ein jung gebliebener Fan. Hearn fiebert mit, wenn ein Ire gegen einen Finnen die entscheidenden Pfeile auf das Doppel verfehlt und beobachtet gespannt das bunte und feierwütige Treiben, das er über die vergangenen Jahrzehnte stark mitgeprägt hat.

Hearn ist Promoter und ein Verrückter. In einer Kette von zahlreichen vermeintlichen Randsportarten - darunter Snooker, Poker und Golf - ist Darts eine seiner jüngsten Errungenschaften. Die perfekt choreographierte Party im "Ally Pally" genießt er sichtlich, sie liegt ihm am Herzen. "Gestandene Männer verkleidet in Frauen-Unterwäsche den Berg hoch gehen zu sehen, ist etwas, was man vorher wohl noch nie im Leben gesehen hat. Es ist eine einzigartige Erfahrung. Das Event lebt von seiner Einzigartigkeit", sagte Hearn der Deutschen Presse-Agentur in einem Gespräch in London.

Gemeinsam mit seinem Sohn Eddie, der sich unter anderem um die Vermarktung des millionenschweren Box-Riesen Anthony Joshua kümmert, hat Barry Hearn ein echtes Sport-Imperium erschaffen. In der Darts-Szene wissen sie, wem sie den Aufstieg zu einem internationalen Sportereignis mit riesigem medialen Interesse zu verdanken haben. "Wir haben den innovativsten Sportpromoter der Welt. Die Innovationsfreude ist bei uns stärker ausgeprägt als bei den meisten Sportarten dieser Erde", lobte PDC-Europe-Geschäftsführer Werner von Moltke, der sehr eng mit Hearn zusammenarbeitet.

Während sich andere mit 71 Jahren längst in die verdiente Rente verabschiedet haben, denkt Hearn daran gar nicht. Wenn es seine Geschäftstermine zulassen, ist er - Weihnachtszeit hin oder her - quasi jeden Tag im "Ally Pally" und versucht, neue Impulse und Ideen mitzunehmen. "In der Tat ist es schwierig, da irgendwann einen Nachfolger zu finden. Ich hoffe, dass er noch lange weitermacht", sagte von Moltke anerkennend. Hearn hat sich dem Sport so sehr verschrieben, dass er die Geburt seines Sohnes Eddie einst verpasste, weil er noch ein Snooker-Match fertigspielen musste.

Hearn nimmt sich sehr viel Zeit für Gespräche, erklärt seine Visionen und wie er die Darts-Ausnahmekönner um Michael van Gerwen, Peter Wright und Gerwyn Price nebenbei noch etwas schult. "Es geht nicht nur um die Performance, sondern auch um die Persönlichkeit. Wir verbringen viel Zeit damit, den Spielern beizubringen, was wir von ihnen erwarten, auch gegenüber den Medien", sagte Hearn. Das Preisgeld bei der WM ist so innerhalb von 26 Jahren von 64 000 Pfund auf 2,5 Millionen Pfund gestiegen.

Hearn geht es nicht nur um den Sport, sondern auch um die Show - und somit natürlich um weltweit bessere Verkaufszahlen. Die Einführung von Frauen-Startplätzen bei der WM war so eine Idee, die sich ideal vermarkten ließ - und genial einschlug, als der historische Sieg von Fallon Sherrock weltweites Interesse generierte. Doch Hearn wäre nicht Hearn, wenn er nicht schon die nächsten Ideen hätte. "Wir können uns immer verbessern, bei der Werbung, beim Preisgeld. Derzeit spielen wir 16 Millionen Pfund aus, aber mein Ziel sind 20 Millionen. Und wenn wir 20 Millionen haben, möchte ich auf 30 Millionen hoch."