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Shooting-Star Zeidler will Ruder-Märchen fortsetzen

"Ruder-Riese", "Shooting-Star", "Ausnahmetalent" - der deutsche Skiff-Meister Oliver Zeidler gilt als Versprechen für die Zukunft. Die Ruder-WM in Österreich soll für weitere positive Schlagzeilen sorgen.

Von Heinz Büse, dpa 23.08.2019, 12:02
Oliver Zeidler ist Europameister im Einer. Foto: Alexandra Wey/KEYSTONE
Oliver Zeidler ist Europameister im Einer. Foto: Alexandra Wey/KEYSTONE KEYSTONE

Ottensheim (dpa) - Der Ort seiner Sehnsucht hängt auf einem Bild hinter dem heimischen Schreibtisch. Erst auf den zweiten Blick ist das Liniengewirr auf dem gerahmten Foto als Satelliten-Bild einer Metropole am Meer erkennbar.

"Es ist nicht so offensichtlich", kommentiert Oliver Zeidler, "aber ich weiß, dass es Tokio ist. Die Stadt, in der ich an den Olympischen Spielen teilnehmen will."

Diesen Herzenswunsch kann sich der Modellathlet in der kommenden Woche erfüllen. Im WM-Vorlauf am Sonntag auf einem Seitenarm der Donau in Ottensheim (Österreich) soll das Ruder-Märchen für den 23 Jahre alten Shooting-Star aus Ingolstadt weitergehen. Die Hoffnung auf einen Coup in Tokio 2020 treibt ihn Tag für Tag an: "Bei jedem Training begleitet mich der Traum von einer Medaille."

Im Rekordtempo ist es dem einstigen jahrgangsbesten Leistungsschwimmer gelungen, in seiner neuen Sportart die Weltspitze aufzumischen. Bei seinem EM-Triumph Anfang Juni in Luzern nur drei Jahre nach seinem Wechsel aus dem Wasser auf das Wasser stahl er selbst dem ruhmreichen Deutschland-Achter die Show.

Der erste EM-Sieg eines deutschen Einer-Fahrers seit Peter-Michael Kolbe im Jahr 1973 sorgte für große mediale Präsenz - und ein Ende der Beschaulichkeit. Wie schwierig es ist, der gewachsenen Erwartungshaltung gerecht zu werden, bekam Zeidler nur sechs Wochen später beim Weltcup-Finale in Rotterdam zu spüren, als er bei widrigen Windbedingungen den Einzug in den Endlauf verpasste.

Im dichten Feld der weltbesten Einer-Ruderer entscheidet oft die Tagesform. Doch für einen vermeintlichen Medaillenkandidaten sollte der für die direkte Olympia-Qualifikation nötige neunte Rang machbar sein. Für mentalen Beistand während der Titelkämpfe könnte Schwester Marie-Sophie Zeidler sorgen, die in Österreich ihr Glück im Frauen-Achter versucht. Das passt ins Bild einer Ruder-Familie. Großvater Hans-Johann Färber gewann 1972 in München mit dem sogenannten Bullenvierer olympisches Gold. Vater Heino Zeidler verpasste im Zweier mit Steuermann 1994 nur knapp eine WM-Medaille.

Zwei Tage nach Zeidlers Vorlauf startet der Deutschland-Achter in die WM. Ein Vorlaufsieg am Dienstag soll den direkten Weg in das Finale am Sonntag ebnen. Mit dem Ticket für Tokio, das mit Rang fünf sicher wäre, will sich Trainer Uwe Bender jedoch nicht begnügen: "Unser konkretes Ziel ist ganz klar die Titelverteidigung, das muss unser Anspruch sein." Neben dem Team um Schlagmann Hannes Ocik (Schwerin) gilt der Olympiasieger aus Großbritannien als Favorit. Schließlich hatten die Briten beim Weltcupfinale in Rotterdam Mitte Juli für die erste Endlauf-Niederlage des DRV-Paradebootes seit Rio 2016 gesorgt.

Oberstes Ziel der deutschen Flotte in Österreich ist eine Vielzahl an direkten Startplätzen für Tokio in den 14 olympischen Disziplinen. Bundestrainer Ralf Holtmeyer ist guter Dinge: "Ich hoffe, dass wir uns in acht oder neun Bootsklassen für Tokio nächstes Jahr qualifizieren können. Wir haben auf jeden Fall mehr Finalchancen als noch vor vier Jahren, vor allem auch in den Kleinbooten. Wie weit nach vorne es geht, kann man im Vorfeld nie sagen, es kann immer alles passieren."

WM-Infos und DRV-Kader auf rudern.de

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