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WADA-Konferenz Doping-Bekämpfung "beginnt heute": Ansage gegen Betrüger

Die Welt-Anti-Doping-Konferenz in Kattowitz hat mit wortmächtigen Kampfansagen von IOC-Präsident Thomas Bach und dem designierten WADA-Chef Witold Banka gegen Sportbetrüger begonnen.

Von Andreas Schirmer, dpa 05.11.2019, 14:22

Kattowitz (dpa) - Wenn den großen Worten auch Taten folgen, brechen für Dopingbetrüger schwere Zeiten an. "Die Zukunft des Kampfes gegen Doping beginnt heute", verkündete der designierte WADA-Präsident Witold Banka auf der Welt-Anti-Doping-Konferenz in Kattowitz selbstbewusst.

Flankierend avisierte IOC-Präsident Thomas Bach, zehn Millionen Dollar für einen Aktionsplan bereitzustellen und bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio einen Gen-Test einzuführen.

"Diese neue Methode wird die Abschreckung erhöhen. Wir wollen, dass sich die Betrüger niemals sicher fühlen, zu jeder Zeit und überall", sagte Bach, der Chef des Internationalen Olympischen Komitees. Der Gen-Test könnte einen Blutdoping-Nachweis Wochen oder gar Monate nach der EPO-Einnahme möglich machen. Das IOC will die Gen-Methode auch anwenden, wenn diese von der WADA noch nicht bis zu den Tokio-Spielen anerkannt ist. Die Proben werden für spätere Nachtests zunächst eingefroren.

Das IOC will die Hälfte der zehn Millionen Dollar für eine umfangreichere Einlagerung vor und während der Olympischen Spiele ausgeben. Bei Nachtests der Proben der Sommerspiele von Peking 2008 und London 2012 waren rund 120 Proben positiv.

Bach will aber nicht nur mehr Geld investieren, sondern auf der politischen Ebene erreichen, dass in Dopingfälle verstrickte Betreuer und Ärzte nicht nur gesperrt, sondern auch strafrechtlich belangt werden. "Wir wollen die Regierungen ermutigen, nach wirksamen Wegen innerhalb ihrer jeweiligen nationalen Rechtssysteme zu suchen, um Menschen, die Teil des Umfelds sind, streng zu bestrafen", sagte er. "Ein in einen Dopingfall verwickelter Arzt sollte nicht nur die Akkreditierung für Sportveranstaltungen verlieren."

Der künftige WADA-Präsident quittierte die Ankündigungen von Bach erfreut, er will aber viel mehr Geld - auch von Regierungen, Unternehmen oder Sportsponsoren. "Es ist lächerlich, dass eine Organisation mit dem Status einer globalen Regulierungsbehörde ein Budget von weniger als 40 Millionen US-Dollar hat", kritisierte der erst 35-jährige Ex-Leichtathlet Banka, der am 1. Januar Nachfolger von Craig Reedie wird. "Ein durchschnittlicher Fußballverein hat ein größeres Budget."

Zugleich kündigte er an, härter gegen Länder vorgehen zu wollen, die gegen die WADA-Regeln verstoßen und auch die neuen Möglichkeiten der Bestrafung bis hin zum Olympia-Ausschluss zu nutzen. "Die WADA sollte häufiger Strafen verhängen, nicht nur mit dem Finger drohen", betonte Banka. Ob auch er nach dieser Maxime handeln wird, dürfte sich in dem auch fünf Jahre nach Aufdeckung nicht abgeschlossenen russischen Staatsdoping-Fall erweisen. Das Land ist dem Verdacht der Manipulation von Doping-Daten, die der WADA übergeben wurden und möglicherweise Vergehen vertuschen soll, ausgesetzt.

Für den für sein Handeln in der Russland-Causa in die Kritik geratene scheidende Präsident Reedie war es der "schlimmste Fall eines Systemversagens in der Geschichte der Anti-Doping-Bewegung". Aber der Schotte verteidigte noch einmal die Entscheidung, den Bann der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA im September 2018 aufgehoben zu haben, obwohl nicht alle Bedingungen erfüllt waren: "Es war eine Pattsituation zwischen WADA und Russland. Es war keine Option, sie gesperrt zu lassen." Eine mögliche erneute RUSADA-Sperre wegen Daten-Fälschung könnte nach einem Nachweis nun eine seiner letzten Amtshandlungen werden.