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Fußball-Weltverband FIFA macht 2016 dreistelligen Millionenverlust

369 Millionen Dollar Verlust hat die FIFA im Jahr 2016 gemacht. Grund sind ein neues Buchungsverfahren und die Verfehlungen von Ex-Chef Blatter, heißt es vom Fußball-Weltverband. Bedrohlich sei die Lage nicht, meint die neue Führung und operiert mit Rekordzahlen für 2018.

Von Arne Richter und Florian Lütticke, dpa 07.04.2017, 15:58

Zürich (dpa) - Die Altlasten der Skandal-Ära unter Joseph Blatter und die Umstellung auf ein neues Buchungssystem haben der FIFA einen rekordverdächtigen dreistelligen Millionenverlust beschert.

Trotz der tiefroten Zahlen mit einem Defizit von 369 Millionen Dollar im Jahr 2016 rechnet der Fußball-Weltverband aber mit einem Anstieg der Reserven im WM 2018 auf ein Allzeithoch von 1,655 Milliarden Dollar. Auch wenn die Sponsoren weiter fehlen, das Geld ist da, lautete die optimistisch präsentierte Botschaft aus der FIFA-Zentrale. Allerdings erst nach dem Turnier in Russland und auch nur, wenn die erhofften Werbedeals realisiert werden können. Aktuell sanken die verfügbaren Finanzmittel auf 1,048 Milliarden Dollar.

Die Marke von einer Milliarde Dollar war unter Ex-Präsident Blatter stets als Reserve-Minimum angegeben worden, um im Notfall den Ausfall eines WM-Turniers verkraften zu können. Der aktuelle Verlust wurde vornehmlich mit der Umstellung auf das als transparenter deklarierte Bilanzverfahren IFRS 15 und der Aufarbeitung der Blatter-Verfehlungen begründet. Er sei auf "einmalige Sondereffekte aufgrund rechtlicher Untersuchungen" sowie der "Wertminderungen von früheren unbedachten Investitionen" zurückzuführen, hieß es in einer Pressemitteilung.

"2016 hat die FIFA einen ersten wichtigen Schritt getan, um das verlorene Vertrauen zurückzugewinnen. Die Reformen beinhalten auch ein transparentes und sorgsames Management unserer Einnahmen und Ausgaben", sagte FIFA-Präsident Gianni Infantino.

Allein für die Rechtskosten der Skandaluntersuchungen wurden 50,465 Millionen Dollar fällig. Das von Blatter konzipierte FIFA-Museum machte demnach Gesamtverluste in ähnlicher Höhe. 2015 hatte die FIFA erstmals seit 14 Jahren wieder rote Zahlen geschrieben, mit einem Verlust von 53 Millionen Dollar nach dem nun angewandten Buchhaltungssystem, das die Kosten und Erträge dem Jahr zuschreibt, in dem sie tatsächlich anfallen.

Die FIFA macht den überproportional großen Anteil ihrer Einnahmen mit dem WM-Turnier. Bislang waren erwartete Einnahmen und Ausgaben in den Jahresbilanzen auf vier Jahre verteilt worden.

Fakt ist: Auch nach der alten Berechnungsmethode wäre Verlust gemacht worden, bestätigte die FIFA, ohne dafür konkrete Zahlen nennen zu können. Auch eine historische Einordnung der Minuszahlen könne man nicht vornehmen. Der Begriff Rekordverlust sei aber nicht zulässig.

Ungeachtet des Defizits und einer noch schlechteren Prognose für das laufende Jahr 2017 mit einem erwarteten Defizit von 489 Millionen Dollar hält die FIFA an ihrem Vierjahresziel fest. Am Ende des WM-Zyklus' 2018 will man einen Überschuss von 100 Millionen Dollar erwirtschaftet haben. Allein im Turnierjahr - wenige Monate vor der von Infantino angestrebten Wiederwahl 2019 - werden 1,097 Milliarden Dollar als Gewinn erwartet.

Realisiert sind im aktuellen Zyklus allerdings erst 76 Prozent der kalkulierten Erträge. Am Donnerstag wurde ein Sponsordeal mit dem Elektrogerätehersteller Hisense für die WM 2018 abgeschlossen. Im vergangenen Jahr hatte die FIFA einen lukrativen Deal mit der chinesischen Wanda-Gruppe als Partner abgeschlossen. Dennoch fehlen im Vergleich zu der Zeit vor den Skandalaufdeckungen mehrere Geldgeber.

Der Weltverband muss unter anderem Ersatz für die Sponsoren Emirates, Sony und Samsung finden, die aus verschiedenen Gründen die Zusammenarbeit mit der FIFA beendet hatten. Bislang listet der Weltverband auf seiner Internetseite für die kommende WM Budweiser, McDonald's und Hisense als Sponsoren auf, vor drei Jahren in Brasilien gab es in dieser Kategorie acht Unternehmen. Noch vor dem Kongress im Mai werde man neue Sponsorendeals bekanntgeben, hieß es am Freitag.

FIFA-Finanzbericht 2015

Pressemitteilung zu Finanzbericht 2016

Partner für WM 2018