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Hamburgs Nein und Doping-Sumpf: IOC nicht in Feierlaune

Vor einem Jahr verabschiedete das IOC die Agenda 2020 und wollte so verlorenes Vertrauen zurückgewinnen. Ein langer Weg für Thomas Bach und Co., wie das Hamburger Nein zu Sommerspielen zeigte. Auch sonst muss sich die IOC-Exekutive mit unangenehmen Themen beschäftigen.

Von Stefan Tabeling, dpa 07.12.2015, 11:40

Lausanne (dpa) - Wenn Thomas Bach von Dienstag an ein letztes Mal für 2015 die IOC-Exekutive zusammenruft, ist seine Agenda 2020 exakt ein Jahr alt. Feierstimmung dürfte in Lausanne am Sitz des Internationalen Olympischen Komitees aber kaum aufkommen.

Das Nein im Hamburger Referendum zu Olympischen Spielen 2024 beweist, dass das Reformprogramm des IOC beim Bürger noch nicht so recht angekommen ist. Wohl auch, weil der Fußball-Weltverband FIFA mit den vielen Korruptions-Affären den Ruf der Sportfunktionäre arg ramponiert hat. Dazu bereiten die ausufernden Doping-Skandale in der russischen und kenianischen Leichtathletik Sorgen - zumal Olympia in Rio vor der Tür steht.

Als Rückschlag für seine Agenda 2020 will Bach die Absage der Hamburger Bürger nicht verstehen. Es ist im Gegenteil so, dass es ohne die olympische Agenda 2020 diese Bewerbung von Hamburg gar nicht gegeben hätte, sie wäre gar nicht konzipiert worden, betonte Bach. Gleiches gelte für die anderen Bewerbungen. Alle vier haben in verschiedenen Formen erklärt, dass diese Agenda für sie eine starke Motivation war, überhaupt als Kandidaten anzutreten.

Vor einem Jahr hatte das IOC auf der Session in Monte Carlo ohne Gegenstimme alle 40 Vorschläge zur Neuausrichtung der Organisation verabschiedet, um das in der Öffentlichkeit verlorene Vertrauen zurückzugewinnen.

Den Bürger muss das IOC von seiner Idee der flexiblen, kostengünstigen und nachhaltigen Spielen aber noch überzeugen. Vor Hamburg hatte sich bereits Boston wegen des Widerstands in der Bevölkerung aus dem Olympia-Rennen verabschiedet. Boston-Ersatz Los Angeles, Paris, Rom und Budapest wollen im weiteren Bewerbungsprozess auf ein Referendum verzichten. Damit bleibt dem IOC ein ähnliches Dilemma wie bei der Ausschreibung der Winterspiele 2022 erspart, als am Ende nur noch Gewinner Peking und der unterlegene Herausforderer Almaty aus Ländern mit einer problematischen Menschenrechtssituation übrig geblieben waren.

Die fast schon täglichen Skandalmeldungen vom FIFA-Sitz in Zürich sind auch für Bach zunehmend ein Ärgernis. Ich habe schon vor einigen Wochen gesagt: Genug ist genug. Was man jetzt sieht, geht darüber noch einmal hinaus, mit den neuen Anklagen und mit den neuen Verhaftungen, monierte der IOC-Chef, der seine Zurückhaltung in Sachen FIFA längst abgelegt hat.

Der Fußball auf der einen, dazu die schwer in Verruf geratene olympische Kernsportart Leichtathletik auf der anderen Seite lassen derzeit kaum Raum für Positiv-Schlagzeilen. Zwar sei die Suspendierung der russischen Leichtathletik wegen des scheinbar flächendeckenden Dopingsystems laut Bach nicht Sache des IOC. Acht Monate vor den Sommerspielen bleibt das IOC von dem Skandal aber kaum unberührt. Zumal auch die Läufer-Großmacht Kenia Dopingfälle en masse produziert hat. Auch die Causa Mexiko wird die IOC-Exekutive wegen der Einmischung der Politik beschäftigen.

Viele unangenehme Themen, dabei hat das IOC in Sachen Rio schon genug zu tun. Erst jüngst gab es wieder alarmierende Meldungen bezüglich der Wasserverschmutzung im Segelrevier von Rio de Janeiro. Deshalb wurde sogar über eine Verlegung ins 190 Kilometer entfernte Buzios diskutiert.

IOC-Homepage