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Diskussion um "Salary Cap" Heilmittel Gehaltsobergrenze? Schwierige Debatte im Fußball

Die "Taskforce Zukunft Profifußball" befürwortet die Einführung einer Gehaltsobergrenze im Profibereich. Doch der Weg dahin ist weit. Es müsste eine europäische Lösung her, die UEFA wäre gefragt. In anderen Ligen dürfte der Widerstand größer sein.

Von Jan Mies und Theresa Münch, dpa 02.02.2021, 23:01
Arne Dedert
Arne Dedert dpa

Berlin (dpa) - Es geht nur gemeinsam. Die durch die Corona-Pandemie erneut befeuerte Debatte um eine Gehaltsobergrenze im Profifußball scheint noch weit entfernt von einer Lösung.

"Die Salary Cap muss europäisch kommen, es geht da um den Wettbewerb", sagte SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil als Mitglied der "Taskforce Zukunft Profifußball" der Deutschen Presse-Agentur. "Wenn in andere Clubs weiter die Millionen gesteckt werden, wird das nur in Deutschland nicht funktionieren. Das ist eine Debatte, die auch das Europäische Parlament führen könnte."

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wird eine Deckelung, die insbesondere im US-Sport die Struktur der Millionengehälter bestimmt, in der Europäischen Fußball-Union UEFA diskutiert. Allerdings noch ohne konkrete Aussichten oder einen Zeitplan. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin gilt ebenso wie Fritz Keller, Chef des Deutschen Fußball-Bundes, als Befürworter. Beiden dürften aber die hohen Hürden im europäischen Recht bewusst sein - wie auch der Widerstand aus anderen Ligen.

Die großen Clubs in Europa locken die Profis mit exorbitanten Gehältern und Bonuszahlungen auch für deren Berater, vor der Corona-Krise war diese Entwicklung kaum einzufangen. Eine Gehaltsobergrenze würde die Verhandlungsposition schwächen, die vermeintlich einfachste Lösung, eine gemeinsam auf allen Ebenen beschlossene, freiwillige Regelung, scheint deshalb illusorisch.

"Das ist echt ein dickes Brett. Es würde sich aber lohnen, darüber nachzudenken", hatte DFL-Chef Christian Seifert gesagt, als die Ergebnisse der "Taskforce Zukunft Profifußball" vorgestellt wurden, der auch Klingbeil angehörte. Der "Einsatz für Reformen auf europäischer oder globaler Ebene in Zusammenarbeit mit der Politik" gehört zu den 17 Handlungsempfehlungen der Arbeitsgruppe für die kommenden Monate und Jahre. Das gelte insbesondere auch für die "Deckelung von Spielergehältern".

Die Frage sei völlig berechtigt, warum es nicht gelungen sei, "in einer boomenden Branche an der größten Ausgabeposition irgendwie eine Lösung zu erzielen, die mit europäischem Recht noch vereinbar wäre", sagte Seifert. Selbst mit einer Obergrenze "würde man, glaub ich, immer noch recht gut verdienen." Im aktuellsten Wirtschaftsreport der DFL werden rund 1,43 Milliarden Euro als Ausgaben der 18 Bundesligisten für Spieler und Trainer in der Saison 2018/19 aufgelistet.

Der oftmals angeführte Vergleich zum US-Sport trägt derweil nur bedingt. Die komplette Struktur der Profiligen ist nicht mit denen im europäischen Fußball zu vergleichen. So herrscht für Talente kein komplett freier Markt, grundsätzlich dürfen sich die schlechtesten Teams die besten jungen Spieler vom College in einem Draft auswählen. Zudem werden auch in der NBA, NFL und NHL extrem hohe Gehälter gezahlt, die Obergrenze ist allerdings an die Einnahmen gekoppelt.

SPD-Politiker Klingbeil äußerte, er habe während der Konferenzen der Taskforce die Vereinsvertreter in Bezug auf das Gehalt und neue Beschränkungen für Spielerberater so verstanden, "dass ihnen die Ergebnisse den Rücken stärken, dass sie das innerhalb der internationalen europäischen Gremien vorantreiben wollen".

Auf Nachfrage verweis die UEFA auf die Aussagen von Ceferin im vergangenen August. "Es gibt einige interessante Ideen, aber wir brauchen einige Zeit, um ihre Machbarkeit zu diskutieren und zu analysieren, bevor wir weitere Details bereitstellen", hatte der UEFA-Präsident damals im Interview der "Sport Bild" gesagt.

© dpa-infocom, dpa:210203-99-285709/3

Deutsche Fußball Liga

Mitteilung zum Bericht der Taskforce

Ergebnisbericht der Taskforce

Europäische Fußball-Union

Internetauftritt von Lars Klingbeil

Arne Dedert
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dpa