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Sportökonom Insolvenzregeln "Vorteil" für angeschlagene Clubs

08.04.2020, 12:33

Berlin (dpa) - Sportökonom Daniel Weimar sieht in den gelockerten Insolvenzsanktionen im deutschen Fußball eine Chance für Vereine, die bereits seit längerem finanziell angeschlagen sind.

Wenn ein Club strukturell überschuldet sei, "ist tatsächlich jetzt der beste Zeitpunkt, um die Insolvenz zu organisieren", sagte der Wissenschaftler vom Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre der Uni Duisburg-Essen dem "Tagesspiegel". "Weil die sportliche Konsequenz nun wegbricht, könnte das ein Vorteil für alle Clubs werden, die zuletzt hohes Risiko gefahren haben."

Im Falle von Insolvenzanträgen gibt es nach einer Entscheidung der Bundesligaclubs in der Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga in dieser Saison keine Sanktionen. Der dafür vorgesehene Neun-Punkte-Abzug wird ausgesetzt und für die kommende Spielzeit auf drei Punkte reduziert. Der Deutsche Fußball-Bund legte diese Regelung ebenfalls für Insolvenzfälle in der 3. Liga und den fünf Regionalligen fest. Wie der "Kicker" zuletzt berichtete, soll 13 der 36 Profivereine - darunter vier Erstligisten - wegen der Corona-Pandemie die Insolvenz noch in dieser Saison drohen.

Auch aufgrund gesetzlicher Regelungen könnte derzeit ein günstiger Zeitpunkt für angeschlagene Clubs sein. "Bisher galt, dass bei absehbarer Zahlungsunfähigkeit ein Antrag auf Insolvenz binnen drei Wochen gestellt werden musste. Nun hätte man bis zum 30. September Zeit", sagte Sportökonom Weimar. "Deswegen können die Clubs das momentan auch offen kommunizieren, dass man eigentlich zahlungsunfähig ist. Vor Corona wäre dann automatisch ein Insolvenzverfahren eröffnet worden, das ist nun nicht mehr so. Die Clubs könnten den Zeitplan jetzt selbst bestimmen."

Interview beim Tagesspiegel

Daniel Weimar bei der Universität Duisburg-Essen

DFL-Beschlüsse