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Merkel: "Kleine Revolution" Kandidat Keller als DFB-Hoffnungsträger

Der DFB feiert mit Angela Merkel die Grundsteinlegung für seine neue Akademie. Die Bundeskanzlerin weiß aber genau, dass am Freitag schon die zunächst noch wichtigere Weichenstellung ansteht. Die Kür des künftigen DFB-Präsidenten Keller nennt sie eine "kleine Revolution".

Von Arne Richter und Eric Dobias, dpa 26.09.2019, 17:51
Bundeskanzlerin Agela Merkel (M) packt bei der Grundsteinlegung zur DFB-Akademie mit an. Foto: Boris Roessler
Bundeskanzlerin Agela Merkel (M) packt bei der Grundsteinlegung zur DFB-Akademie mit an. Foto: Boris Roessler dpa

Frankfurt/Main (dpa) - Im mintgrünen Blazer stand Angela Merkel im Frankfurter Nieselregen und packte mit an. Mit ihrer Putzkelle verteilte die Bundeskanzlerin höchstselbst Mörtel für den Grundstein der neuen Akademie des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), der mal wieder in eine neue Ära starten will.

"Morgen findet so eine Art kleine Revolution hier statt", sagte Merkel zur bevorstehenden Wahl von Fritz Keller zum DFB-Präsidenten und erntete von der versammelten Fußball-Prominenz um Bundestrainer Joachim Löw einige Lacher.

Keller selbst befand sich am Donnerstag letztmals nur in der zweiten Reihe. Beim kollektiven Mörtelmischen war er noch nicht dabei. Auf dem riesigen Baugelände diskutierte und lachte der künftige Verbandspräsident mit UEFA-Spitzenfunktionär Theodore Theodoridis. Außer Merkel und Löw hielten noch einmal die Interimschefs Reinhard Rauball und Rainer Koch die Reden beim Festakt für das 150-Millionen-Euro-Projekt.

Kellers Wahl zum 13. DFB-Präsidenten und Nachfolger des im April gestürzten Reinhard Grindel am Freitag beim Bundestag gilt als sicher. Der 62 Jahre alte Spitzenwinzer und Clubchef von Bundesligist SC Freiburg soll dann als starker Mann für ruhige Zeiten beim von Krisen und Skandalen immer wieder erschütterten Verband sorgen.

"Ich habe großen Respekt vor dem Amt, der Aufgabe und dem, was vor mir steht. Ich kann nicht mehr machen, als alles zu geben. Wenn so viele Leute meinen, dass ich da was bewegen kann, dann mache ich das gerne", sagte Keller.

Gerhard Mayer-Vorfelder, Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach und dann auch noch dieses Jahr im April Grindel. Die letzten vier DFB-Präsidenten brachten ihre Amtszeiten aus den unterschiedlichsten Gründen in diesem Jahrtausend nicht regulär zu Ende. "Es ist bekannt, dass der DFB zum wiederholten Mal in eigentlich zu kurzer Zeit eine Vakanz auf diesem Posten hat", monierte DFL-Boss Christian Seifert als starker Mann der Profi-Fraktion. Auch Löw stellte fest, dass der DFB "die letzten Monate in einem unruhigen Fahrwasser" war.

Keller soll nun ein anderer DFB-Boss sein. Klar und hart auf Reformkurs, moralisch unbedingt integer, aber vor allem ein Vermittler zwischen den Fußball-Fronten. Die heterogenen Interessen im Riesengebilde DFB wird auch Keller nicht in Einklang bringen können. Er kann sie höchstens erfolgreich moderieren.

"Wir brauchen jemanden, der sowohl im Amateur- wie im Profilager Zustimmung finden kann, der allseits respektiert wird, der die Strukturen des Fußballs kennt und gleichzeitig über unternehmerische Fähigkeiten verfügt", beschrieb Kellers 1. Vizechef Koch die Erwartungen. "Wir glauben, dass wir in Fritz Keller den idealen Kandidaten gefunden haben. Wir brauchen einen Präsidenten, der aus dem Mittelkreis die Anstöße gibt."

Als Lehre aus der Vergangenheit präsentiert der DFB auch seine Strukturreform. Alle Aktivitäten der wirtschaftlich relevanten Bereiche - auch die der Nationalmannschaft - werden in einer GmbH nun komplett ausgegliedert. Starke Männer dort werden DFB-Direktor Oliver Bierhoff für die Nationalmannschaft und DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius sein. Keller hat als Präsident die Wahl, ob er diese als Aufsichtsratschef kontrollieren will oder im Präsidialausschuss des DFB e.V. einen Sitz einnimmt, um Tagespolitik und Reformvorhaben aktiver gestalten zu können.

"Was die Struktur angeht, geht Qualität vor Geschwindigkeit, sie muss wasserdicht sein", begründete Keller seine Entscheidung "in den operativen Bereich zu gehen." Erst wenn "die Strukturen stimmen", will er den GmbH-Aufsichtsrat übernehmen. Die Richtlinienkompetenz wird in den Statuten zwar gestrichen, aber Keller will sich ohnehin vom kritisierten Allmachtsanspruch seiner Vorgänger distanzieren. "Eine One-Man-Show wird es mit mir nicht geben."

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