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Coronavirus-Pandemie Kaum Dopingkontrollen: Sörgel fürchtet Wettbewerbsverzerrung

21.03.2020, 20:46

Berlin (dpa) - Der Anti-Doping-Experte Fritz Sörgel rechnet wegen der Coronavirus-Pandemie erst im kommenden Jahr wieder mit einem regulären Kontrollsystem.

Durch die momentanen Beschränkungen sei die Chance des Dopings gegeben und auch die Chance, derzeit einen Leistungssprung zu machen, sagte Sörgel bei Sport1. "Es ist klar, dass es eine Verzerrung des Wettbewerbs geben wird, sowohl national als auch international", fügte der Nürnberger Pharmakologe hinzu und forderte eine Absage der Olympischen Spiele in Tokio.

Sörgel sieht dabei die Weltgesundheitsorganisation WHO in der Pflicht. "Das IOC und die Japaner werden es von sich aus nicht übers Herz bringen. Schon deshalb, weil sie bei einer Absage riesige Schadenersatzforderungen hätten. Wenn es die WHO untersagt, sieht es anders aus - die Versicherungen könnten greifen", erläuterte Sörgel. Durch die zahlreichen Teilnehmer und Besucher aus aller Welt befürchtet er eine weitere Ausbreitung des Coronavirus. "Wer ihn noch nicht hat, bekommt die Chance, ihn mit nach Hause nehmen zu dürfen", sagte er und sprach von einem Horrorszenario.

Auch die Nada-Vorstandsvorsitzende Andrea Gotzmann sorgt sich angesichts der Coronavirus-Pandemie um das Kontrollsystem im internationalen Sport und fordert einen "Plan B" für die Olympischen Spiele. "Derzeit können wir kein normales Doping-Kontrollsystem durchführen. Das ist schon seit zehn Tagen so, dass wir mit dem Aufkommen der Corona-Problematik unser System des Dopingkontroll-Aufwandes zurückgefahren haben", sagte die 62-Jährige von der Nationalen Anti-Doping Agentur im ZDF-"Sportstudio".

Gotzmann forderte, wie bei der Verschiebung der Fußball-EM, für Olympia über Alternativen nachzudenken. "Wir haben gesehen, dass die EM im Fußball um ein Jahr verschoben wurde und der zeitliche Versatz ist nicht so groß. Ich glaube, man muss über einen Plan B nachdenken", sagte sie.

Der Vorsitzende der US-Anti-Doping-Agentur, Travis Tygart, sprach sich noch deutlicher für eine Verschiebung der diesjährigen Sommerspiele in Tokio aus: "Die Spiele müssen verlegt werden, so dass wir Olympia nicht nur Olympia wegen durchführen, sondern um sicher zu gehen, dass wir nicht die schmutzigsten Spiele überhaupt erleben werden."

Wada-Präsident Witold Banka erneuerte seine Sorgen angesichts eines derzeit eingeschränkten Kontrollsystems. Viele Testprogramme weltweit seien aufgeschoben. "Das ist ein riesiges Problem für uns alle, für die gesamte Anti-Doping-Gemeinschaft und den Sport", sagte der Pole.

Beitrag bei Sport1