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"Spitze im Blick" Spitzensportreform: PotAS-Kommission geht an den Start

Eine wichtige Etappe für die Leistungssportreform in Deutschland beginnt. Experten sollen Methoden entwickeln, um Erfolgsaussichten von Sportarten und Sportlern zu beurteilen. Das Ziel: mehr Medaillen.

Von Martin Romanczyk, dpa 08.05.2017, 16:31

Berlin (dpa) - Der Name klingt nach Beamtendeutsch und Bürokratie. Doch das Potenzialanalysesystem (PotAS) soll Deutschlands Spitzensport nach enttäuschenden Olympia-Ergebnissen wieder an die Weltspitze heranbringen, und das Ziel heißt: mehr Medaillen.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière und Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), stellten am 8. Mai in Berlin das fünfköpfige Team vor, das klare Kriterien für die sportliche Aufholjagd vorgeben soll. Die Experten bilden die sogenannte PotAS-Kommission, an deren Spitze der Sportpsychologe Bernd Strauß von der Universität Münster steht.

Die Kommission will helfen, die Zukunftschancen von Sportarten und Athleten auf Sicht von vier bis acht Jahren, also der Zeit bis zu den kommenden zwei Olympischen Sommerspielen, abzuschätzen und gezielt zu fördern. Entsprechend sollen dann die millionenschweren Fördermittel an die Verbände vergeben werden. Wo wenig Potenzial auszumachen ist, fließt wenig Förderung; da, wo Verbände Sportler mit Aussichten auf die Weltspitze trainieren, wird mehr Geld investiert.

In diesem Jahr stehen etwa 167 Millionen Euro im Sportetat zur Verfügung. Für 2018 versprach de Maizière erneut mehr Mittel, so der der Spitzensport sich reformiert.

Nach heftigen Debatten zwischen Athleten, Trainern, Funktionären und Politikern war das Konzept von der Mitgliederversammlung des DOSB im Dezember 2016 abgesegnet worden. Kritiker meinen, dass mathematische Berechnungsmodelle der Potenzialanalyse nicht taugen, die Leistungsfähigkeit von Sportlern vorherzusagen.

De Maizière wies erneut Kritik an dem Modell zurück. Förderentscheidungen müssten transparent, objektiv und verlässlich sein. "Wir wollen die Chancen für die Zukunft fördern und nicht die Erfolge der Vergangenheit", sagte der Minister. Der Kommissionsvorsitzende versprach einen engen Dialog mit den Verbänden, um Vertrauen aufzubauen. Er hofft, in diesem Jahr erste Ergebnisse vorlegen zu können.

DOSB-Chef Hörmann lobte die Reform: "Es wird nichts anderes als ein neues Kapitel der Sportgeschichte aufgeschlagen." Spitzensportförderung müsse künftig mehr vom Kopf als vom Bauch geleitet sein.

Die Reform soll den sportlichen Abwärtstrend stoppen: Bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro hatte es im vorigen Jahr 42 Medaillen gegeben, davon 17 goldene. 1992 in Barcelona waren es nach der Wiedervereinigung noch 82, davon 33 aus Gold. Danach ging es stetig bergab.

Kommissionschef Strauß ist Professor für Sportpsychologie an der Universität Münster. Das Bundesministerium ernannte zudem Professor Urs Granacher von der Universität Potsdam als dessen Stellvertreter und sowie Mirjam Rebel vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft. Der DOSB benannte Britta Heidemann, Fecht-Olympiasiegerin und Mitglied der IOC-Athletenkommission, sowie Reinhardt Wendt, den früheren Sportchef der Deutschen Reiterlichen Vereinigung.

Konzept der Leistungssportreform

Porträt von Bernd Strauß auf der Webside der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie

Pressemitteilung des DOSB