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Corona-Pandemie Sportmediziner: Olympia ohne Impfung "Ritt auf Rasierklinge"

16.01.2021, 06:25

Berlin (dpa) - Sportmediziner Wilhelm Bloch hält es für vertretbar, Athleten vor großen Wettkämpfen wie Olympia in der Coronavirus-Pandemie bevorzugt zu impfen.

"Nicht in erster Priorität. Aber ich könnte mir vorstellen, dass wir Ende März genügend Kapazitäten haben werden. Wobei immer noch eine Rolle spielen wird, ob auch Geimpfte das Virus übertragen", sagte der Leiter der Abteilung molekulare und zelluläre Sportmedizin an der Sporthochschule Köln in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Für ihn wäre Olympia "ohne Impfung wie ein Ritt auf der Rasierklinge, aber auf einer ganz scharfen."

Bloch und sein Team erforschen die Langzeitfolgen von Covid-19 für Sportler. Ganz genaue Aussagen könne man noch nicht treffen, aber die Sorge, dass da etwas Problematisches kommt, werde stärker. "Wir sehen bei einem Teil von infizierten Sportlern, dass wir Leistungsveränderungen haben, die auch nach vielen Wochen oder Monaten noch anhalten. Ich denke, dass wir im Leistungssport Karrieren enden sehen werden", sagte Bloch.

Durch die sehr hohen Infektionszahlen habe sich auch im Sport das Risikopotenzial "dramatisch" erhöht. "Was den professionellen Sport angeht, sind wir in Deutschland bis jetzt gut durchgekommen, aber die nächsten Wochen oder Monate werden schon sehr schwierig", sagte Bloch. Bei den derzeit hohen Corona-Zahlen könne man keine Sportevents mehr sinnvoll durchführen.

Im Hallensport und bei Kontaktsportarten werde es ganz schwierig, "das Risiko in vertretbaren Grenzen zu halten. Wenn dann noch Sportler aus unterschiedlichen Ländern zusammenkommen, ist das Risiko, das Virus einzuschleppen, eigentlich nicht abzuwenden", sagte Bloch. So sei bei der Handball-WM in Ägypten mit 32 Teams das Risiko "nicht kalkulierbar. Ich kann extrem gut die Nationalspieler verstehen, die nicht mitgefahren sind", sagte Bloch.

© dpa-infocom, dpa:210115-99-45044/3

Interview, e-paper

Bloch bei der DSHS