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Sportstätten Wernigerode verzehnfacht Dusch-Euro

Wernigerodes Sportvereine müssen mit einer Kostenerhöhung rechnen.Der sogenannte Dusch-Euro soll um das Zehnfache steigen.

Von Regina Urbat 20.03.2019, 00:01

Wernigerode l Eine Ankündigung, die im ersten Moment einen Schock ausgelöst hat. Ob bei den Stadträten im Kulturausschuss oder den Vertretern am Runden Tisch Sport. Der sogenannte Dusch-Euro soll verzehnfacht werden, von einem auf zehn Euro steigen – pro Mitglied im Jahr. Somit sollen sich die Sportverein der Stadt Wernigerode mehr als bisher an den Kosten zur Unterhaltung der Trainingsstätten beteiligen, begründet Christian Fischer, Dezernent für Soziales, Schule und Kultur, den Vorstoß der Verwaltung.

Mit Zahlen belegt Fischer, dass die Stadt „trotz der Erhöhung“ weiter ein großes Herz“für die Sportvereine in Wernigerode und den Ortsteilen habe. Für die Bereitstellung von Sportstätten für Vereine sind 385.000 Euro veranschlagt, wobei die Kostenrechnung auf Zahlen aus 2014 basiert. Deshalb rechnet der Dezernent damit, dass das im Haushalt 2019 aufgeführte Sportförder-Gesamtpaket von 731.000 Euro auf mindestens eine Million Euro nach oben korrigiert werden muss.

Die Beteiligung der Sportler an den Betriebskosten, auch Dusch-Euro genannt, liegt bei einem Euro für Erwachsene und 50 Cent für Kinder unter 18 Jahren je Verein im Jahr und ist 1993 im Einvernehmen mit dem Runden Tisch Sport beschlossen worden. Damals war Wernigerode Vorreiter, dass sich Vereine mit einer symbolischen Abgabe an der kostenlosen Nutzung von Sportstätten beteiligen.

Mit Inkrafttreten des Sportfördergesetzes des Landes 2012 ist es Kommunen erlaubt, eine angemessene Beteiligung für die Nutzung der Hallen und Sportplätze zu verlangen. Davon wird landesweit rege Gebrauch gemacht, jedoch unterschiedlich. Mehr als 30 Modelle gibt es mittlerweile. Beispielsweise müssen Vereine je Trainingsstunde je Mitglied zwei und mehr Euro zahlen oder werden mit Jahrespauschalen belastet, die sich bis auf einige Tausend Euro belaufen.

In Wernigerode blieb es bei dem Dusch-Euro. Anhand der beim Kreissportbund gemeldeten Mitglieder wurden so jährlich mehr als 5000 Euro in die Stadtkasse gespült. Dem gegenüber stehen Betriebskosten von mindestens 385.000 Euro. „Oder viel mehr. Deshalb wollen wir die Beteiligung ändern“, sagt Christian Fischer und fügt das Wort „angemessen“ hinzu.

Zur Diskussion steht, dass die 32 Vereine, die kommunale Sportstätten nutzen, pro Erwachsenen im Jahr zehn Euro bezahlen. Kinder unter 18 Jahre, für die 50 Cent zu zahlen waren, werden von der Abgabe befreit. „Das ist vom Runden Tisch Sport vorgeschlagen worden und wird in unserem Satzungsentwurf auch so berücksichtigt“, sagt Fischer.

Mit der neuen Regelung würde die Stadt einen Vereinsanteil von 43.480 Euro anstatt rund 5000 Euro bekommen. „Aus eins wird zehn – das hört sich im ersten Moment viel an“, sagt Fischer und gibt zu bedenken: „Der Sportler zahlt etwa 80 Cent pro Monat.“ Ausgenommen von der Beteiligung seien die Schützen- und Sportvereine, die als Pächter Sportstätten nutzen beziehungsweise betreiben. Das sind insgesamt 19 Vereine.

Im Kulturausschuss gab es einen ersten Gedankenaustausch zur Erhöhung des Dusch-Euros. Einig waren sich die Stadträte aller Fraktionen, dass die Anhebung der Beteiligung „nicht dem Duschen zugeordnet“ werden darf und der Namen geändert werden sollte. Wichtig war ihnen, dass die Erhöhung im Konsens mit den Sportvereinen erfolgt und „die Diskussion darüber behutsam geführt wird“, betont Ausschussvorsitzende Angela Gorr (CDU). Ein „Meinungsbild“ will der Ausschuss erst abgeben, wenn die Satzungsänderung auf dem Tisch liegt. Wobei es den Stadträten lieber gewesen wäre, erst nach dem Wahlkampf über eine Erhöhung zu entscheiden.